Samstag, 4. Februar 2012

Zu den Medienberichten über das Massaker im syrischen Homs

 Massacker in Homs! Mehr als 300 Tote durch Mörserangriff! Die Medien überschlagen sich mit Horrormeldungen aus Syrien.

 Immer wenn Menschen zu Tode kommen, ist das ein Anlass zu Trauer und Mitleid. Aber es ist sicher kein Anlass zu vorschnellen Verurteilungen.  Wenn man allerdings in unsere Medien schaut, stehen die Schuldigen schon fest. Das Regime von Präsident Assad hat angeblich mit Mörsern auf friedliche Bürger geschossen. Und alle, ob Radio, Fernsehen oder Printmedien tuen so als seien sie selbst dabei gewesen und berichteten aus eigener Anschauung. Dabei beruhen alle Berichte auf Berichte der beiden arabischen Sender Al Arabija und al Djasira. Diese wiederum haben ihre Informationen und ihre Bilder, die übrigens ohne jede Aussagekraft sind, wie es blumig heisst, aus Kreisen des syrischen Widerstands, also einer Partei im syrischen Bürgerkrieg.

 Die Meldungen werden von keinem neutralen Beobachter bestätigt. Vor einem ordentlichen Gericht hätten sie keinerlei Beweiskraft, da sie nur auf Hören-Sagen beruhen.

 Es lohnt sich aber auch, sich einmal die Berichterstatter anzusehen und zu hinterfragen ob sie, oder ihre Geldgeber Honig aus solchen Meldungen saugen.

 Da wäre zuerst einmal der syrische Widerstand, ersplittert, ohne Gesicht und zutiefst zerstritten und uneins. Während es moderaten und friedlichen Kräften um eine Demokratisierung und mehr Freiheit für die Menschen in Syrien geht, verfolgen grosse Teile der Opposition ganz andere Ziele.

 Sie wollen einen Systemchange. Sie wollen einen islamistischen, oder zumindest islamischen Staat unter der Scharia. Dabei gehen sie keineswegs mit friedlichen Mitteln vor. Sie werden massiv mit Waffen und Geld von den sunnitisch dominierten Staaten der arabischen Halbinsel unterstützt, denen es schon immer ein Dorn im Auge war, dass das in seiner Mehrheit sunnitische Syrien von einer Führungsschicht beherrscht wird die, um es zu vereinfachen, einer schiitischen Sekte angehört, und die z.B. die Scharia nicht anerkennt, den Alawiten. Da geht es nicht um Freiheit und Demokratie, sondern ganz profan um Macht.

 In diesem Zusammnehang ist der Zeitpunkt dieses Massakers, falls es denn stattgefunden hat, hoch interessant. Am Vorabend der Abstimmung über eine Verurteilung der syrischen Regierung im Weltsicherheitsrat, bei der klar war, dass die Vetomächte Russland und China nicht mitstimmen würden, konnte durch die Berichte über ein Massaker an der Zivilbevölkerung noch einmal Stimmung gemacht werden. Selbst wenn sich an dem Abstimmungsverhalten der beiden Vetomächte nichts ändern sollte, wären sie für alle Zeit vor der gesamten Welt ins Unrecht gesetzt. Das kann sich bei einem späteren militärischen Eingreifen, von wem auch immer, Nato, EU, USA oder arabischer Liga, ohne Zustimmung des Weltsicherheitsrates, immer gut machen.

 Dagegen hatte die syrisch Regierung sehr wenig Interesse, es zu einer Eskalation kommen zu lassen.
 Auch bei den beiden Fernsehsendern aus dem arabischen Raum, Al Arabija und Al Djasira lohnt es sich einmal, etwas genauer hinzusehen. Al Arbija ist ein Nachrichtenkanal aus Dubai Media City in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er gehört zum Medienkonzern MBC, der wiederum saudischen Investoren gehört.

 Al Djasira hat seinen Sitz in Quatar, einem autoritär geführten Scheichtum am Persischen Golf, dessen Führerfamilie dem extrem-islamistischen Wahabismus aus Saudi-Arabien anhängt. Erst vor kurzem hat ein Mitglied der dortigen Herrscherfamilie die Führung des Senders übernommen. Quatar hat sich schon als Kriegstreiber gegen das säkulare Libyen hervorgetan.

 Syrien ist seit vielen Jahren ein enger Verbündeter des schiitischen Iran, von dem sich die durchweg sunnitischen Golfstaaten bedroht fühlen.

 Da die westliche Welt den Iran ebenfalls als Bedrohung ihres Interesses in der Region ansieht, hat die Berichterstattung in unseren Medien ein gewisses Geschmäckle.

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