Freitag, 23. März 2012

Militärputsch in Mali eine direkte Folge des Libyenkrieges

 Wie sehr der Krieg in Libyen und der Sturz und Mord Gaddafis die gesamte Region Nordafrikas destabilisiert hat, kann man derzeit in Mali beobachten. Dort putschte gestern das Militär gegen eine der wenigen demokratisch gewählten und legitimierten Regierungen der Region. Präsident Amadou Toumani Toure, der Mali in der zweiten Amtsperiode führt, wurde abgesetzt. Eine dritte Amtszeit hätte die Verfassung nicht zugelassen. Für dieses Jahr standen Neuwahlen an. Das Militär setzte nicht nur den Präsidenten ab, sondern setzte auch die Verfassung und alle Institutionen des Landes ausser Kraft.

 Der Anführer der Putschisten Hauptmann Amadou Sanago steht, eigenen Aussagen zu Folge, einem „Nationalen Komitee für die Errichtung der Demokratie und die Wiederherstellung des Staates“ vor.

 Als Grund für den Putsch gaben die Militärs an, die Regierung sei dem Aufstand der Tuareg im Norden des Landes nicht entschieden genug entgegen getreten. Sie habe die Soldaten nicht mit genug Waffen ausgerüstet.

 Das Volk der Tuareg, ist auf die Staaten Algerien Mali, Burkina Faso, Libyen, Niger  und Mali verteilt, und strebt seitdem die Eigenstaatlichkeit an. Der letzte grosse Aufstand endete im Jahr 1990, als eine Vereinbarung unter Federführung Gaddafis zustande kam. Gaddafi war es auch, der grosse Teile der aufständischen Tuareg in seine Armee übernahm und ihnen und ihren Familien damit ein sicheres Auskommen bescherte.

 Diese ehemaligen Soldaten flohen jetzt aus Angst vor der Rache der Milizen in Libyen zurück nach Mali. Ihre Waffen und Munition nahmen sie mit. Weitere Waffen, die von der Nato während des Libyenkonflikts in das Land geschmuggelt wurden, sind in der gesamten Region wohlfeil und für wenig Geld zu kaufen.  In Mali verbündeten sich diese gut ausgebildeten und bis an die Zähne bewaffneten ehemaligen Soldaten mit den dort lebenden Rebellen und belebten den alten Aufstand neu.

 Mittlerweile haben die Tuaregrebellen grosse Teile im Noreden Malis unter ihre Kontrolle gebracht. Laut Angaben der Vereinten Nationen befinden sich über 170.000 Menschen auf der Flucht. Diese Situation erschwert es den Hilfsorganisationen eine wirksame Bekämpfung der heraufziehenden Hungersnot in der gesamt Sahelzone aufgrund anhaltender Trockenheit.

 Ein weiterer Grund für den Putsch dürfte die allgemeine Unzufriedenheit unter der Bevölkerung sein. Libyen galt als einer der grössten Investoren in Mali. Gaddafi liess in Mali Strassen, Kanäle, Hotels, ja selbst  öffentliche Gebäude bauen. Von der regen Bautätigkeit profitierte das ganze Land. Seit der Ermordung Gaddafis bleiben diese Gelder jetzt aus. Das bedeutet für viele Menschen in dem bettelarmen Land Hunger und Armut.

 Unsere Medien waren gestern angestrengt bemüht den Militärputsch in Mali isoliert zu betrachten und keinesfalls einen Zusammenhang mit demvon der Nato befeuerten Bürgerkrieg in Libyen herzustellen. Aber in Mali bewahrheitet sich wieder einmal der Grundsatz, dass Gewalt keineswegs Freiheit und Demokratie schafft sondern wiederum nur Gewalt, Unfreiheit und Not.

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