Freitag, 20. April 2012

Scheichs schiessen auf eigene Bevölkerung, dennoch: Am Sonntag Formel 1 in Bahrain

 Während sich die westliche Welt in Trauer und Wut ergeht, ob der Grausamkeiten des Assad-Regimes in Syrien, schaut sie am Wochenende wohlwollend auf das kleine Königreich im Persischen Golf und von Saudi-Arabiens Gnade, auf Bahrain.

 Denn da fahren ein paar überbezahlte Idioten mit Geschossen auf vier Rädern um die Wette stundenlang ins Runde. Formel-1-Rennen nennt sich das. Bei diesem Spektakel werden Millionen umgesetzt. Da kümmert es nicht, dass  die schiitische Mehrheit der Bevölkerung, durch das sunnitische Königshaus, mit Hilfe saudischer Soldaten und westlicher Waffentechnik,  auf das brutalste unterdrückt wird. Erst im letzten Frühjahr ließ König Hamad bin Isa Al Chalifa mit zu Hilfe gerufenen saudischen Panzern auf sein Volk schiessen.

 Das stört aber weder den Automobilsport-Weltverband FIA noch Impressario Bernie Ecclestone. Für FIA-Präsident Todt war nur wichtig, dass das Regime in Bahrain ihm die Sicherheit der zwölf angereisten Teams zusagte. Ecclestone kassiert allein dafür, dass der Rennzirkus in Bahrain Station macht, 39 Millionen Dollar plus der immensen Werbeeinnahmen, Frensehgelder usw., von denen er die Hälfte an die Rennställe weitergibt.

 Todts Zustimmung dürfte auch auf der Tatsache beruhen, dass sein Sohn einen eigenen Rennstall in der Motorsportserie GP2 besitzt, an dem der Kronprinz von Bahrain Salman bin Hamad al-Chalifa 30-prozentiger Teilhaber ist. Des weiteren hält die staatliche Investmentcompany „Bahrain Mumtalakat Holding Company“ einen 50-Prozentanteil am McLaren Rennstall. Was sind schon Menschenrechte gegen so massive gemeinsame geschäftliche Interessen?

 Aber auch in der deutschen Presse ist kaum etwas von der Unterdrückung der Bevölkerung zu lesen, keine Forderung nach einem Boykott, kein Wort darüber, dass das Regime mit scharfer Munition auf friedliche Demonstranten schiessen läßt, die hier im Gegensatz zu Syrien wirklich unbewaffnet sind. Von Unruhen wird bestenfalls im Zusammenhang mit der Sicherheit der Fahrer und eines ungestörten Rennverlaufs gesprochen. Die gute Show ist eben wichtiger als die grausame Wirklichkeit der Unterdrückten, Ermordeten, Inhaftierten und Gefolterten.

 Wenn am Sonntag die Boliden unter ohrenbetäubendem Lärm ihre Runden in der Wüste drehen, werden weltweit Millionen von Zuschauern vor den Fernsehgeräten sitzen und ihre heile Motorsportwelt erleben. Ihnen wird ein reiches, friedliches Land gezeigt, in dem ein unermesslich reiches Königshaus für alles sorgt. Bahrain wird eine positive PR haben, deren Wert die 39 Millionen Dollar für Ecclestone bei weitem übertrifft.

 Dieses, durch die Riesenshow Formel1-Rennen vorgegaukelte Bild von einem friedlichen Bahrain ist ganz im Sinne der westlichen Regierungen. Der kleine Inselstaat mit gerade einmal 1,2 Millionen Einwohnern, davon die Hälfte rechtlose ausländische Arbeiter, ist für die Hegemonialpolitik des Westens unverzichtbar. Es liegt strategisch wichtig, mitten in Persischen Golf. Nur wenige Kilometer Wasser trennen es vom Iran. Die Amerikaner haben hier ihre 5. Flotte stationiert, die mit der gewaltigen Feuerkraft ihrer Schiffe und Flugzeuge, von hier aus bis nach Afghanistan hinein operiert.

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