Samstag, 21. April 2012

Schlecker-Pleite, ein merkwürdiges Insolvenzverfahren

 Merkwürdige Dinge ereignen sich rund um die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker. Die verbliebenen 13.500 Beschäftigten bei Schlecker sehen sich immer grösseren Repressionen ausgesetzt. Insolvenzverwalter Geiwitz verlangt von den Arbeitnehmern als „ihren Anteil“ an der Rettung des Unternehmens, einen Lohnverzicht von 15 Prozent. Hier scheint ein Denkfehler des Herrn Geiwitz vorzuliegen. Haben die Arbeitnehmer doch durch den Verlust von ca. 40 Prozent der Konzernarbeitsplätze bereits einen erheblichen Anteil zur Rettung beigetragen.

 Aber Geiwitz scheint sich seiner Sache sehr sicher. Bis jetzt ist von der Gewrkschaft Verdi nicht viel mehr als heisse Luft gekommen. Als Geiwitz den antlassenen Frauen mit auf den Weg gab, bloss nicht gegen ihre Entlassungen zu klagen, sprang ihm Verdi diensteifrigst zur Seite, Klagen seien in den meisten Fällen zwecklos und bedrohten nur noch mehr Arbeitsplätze, weil zu viele Klagen Investoren davon abhalten könnten, bei Schlecker einzusteigen.

 Auch soll es bei der sozialen Abwägung der Kündigungen immer wieder zu Unregelmässigkeiten gekommen sein. Berichten zu Folge, sollen der Gewerkschaft und den Betriebsräten nahestehende Personen von den Kündigungslisten gestrichen worden sein. Kein Wunder also, dass viele Arbeitnehmerinnen sich mit ihren Kündigungsschutzklagen nicht an die Gewerkschaft, sondern an freie Anwälte wandten.

 Daher ist auch noch nicht klar, wieviele Frauen vor die Gerichte ziehen. Die Frist zur Klageeinreichung ist am Freitag 24.00 Uhr abgelaufen. Die in der Presse kolpotierten Zahlen schwanken zwischen 450 und 2.000.

 Inzwischen wird aber auch klar, dass die vollmundigen Versprechungen der Agentur für Arbeit, die bei Schlecker entlassenen Arbeitnehmerinnen kurzfristig in neue Arbeitsverhältnisse vermitteln zu können wohl nicht mehr als Wunsdenken gewesen ist, oder ein weiterer Versuch die zahl der Klagen zu minimieren. Von den 8.500 ehemaligen Schleckerbeschäftigten, die sich bei der BA arbeitslos gemeldet haben, sind 245 in Qualifizierungsmassnahmen und 200 haben eine neue Stelle gefunden, - nur jede fünfte, also ganze 40, durch Vermittlung der Bundesagentur.

 Merkwürdig auch die Geschehnisse um die angeblich, sich für eine Übernahme der Kette interessierenden Investoren. Die angegebene Anzahl der Interessenten schwankt zwischen drei und sechs. Nicht einmal Geiwitz scheint die Zahl wirklich zu kennen. Während der deutsche Investor Droege, angeblich ein zu geringes Angebot unterbreitet hat, bisher aber von Geiwitz noch keine Absage bekommen haben will, hat der Favorit und neben Droege der einzige, der Öffentlichkeit bekannte Interessent, der tschechische Finanzinvestor Penta, sich aus dem Bieterverfahren zurückgezogen. Das wiederum stützt die Aussage von Verdi, dass der Geschäftsplan des Insolvenzverwalters Geiwitz, einer ernsthaften Prüfung nicht standhält.

 Es sollte nicht wundern, wenn nach Ende des Verfahrens der neue Eigentümer der Alte ist, Anton Schlecker, vertreten durch seine Kinder Lars und Meike.

 Dazu passt auch, das Anton Schlecker und seine Frau, wie in alten Zeiten, mehrere Filialen und das Logistikservicecenter der österreichischen Tochterfirma besuchten. Dort gebärdeten sie sich, als sei nichts geschehen und spielten dem Personal gegenüber Chef und Chefin. Die lapidare Erklärung des Sprechers von Geiwitz: „Herr und Frau Schlecker können sich frei bewegen. Entsprechend haben sie das Recht, Geschäftsstätten der östereichischen Firmen, die ja nicht von einem Insolvenzverfahren betroffen sind zu besuchen.“

 Das eher merkwürdige Verhältnis zwischen Bankrotteur Schlecker und dem vom Gericht eingesetzten Insolvenzverwalter dokumentiert auch die Antwort Geiwitz’ auf die Frage, warum Schlecker weiterhin über seinen grossen Fuhrpark an Luxuskarossen verfügen könne, er wolle Schlecker nicht gleich Alles nehmen. Die entlassenen und Noch-Arbeitnehmer werden dafür vollstes Verständnis haben.

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