Montag, 28. Mai 2012

Was ist geschehen in der syrischen Stadt Haula?

 Was ist geschehen in der Stadt Haula, in Syrien in der Nacht zum Sonntag? Als sicher kann gelten, dass dort ein Massaker an wehrlosen Personen, Frauen, Kindern und Greisen stattgefunden hat. Nach Angaben der UN-Beobachtermission sind mindestens 108 Personen ums Leben gekommen. Ebenso scheint festzustehen, dass mit Artillerie und Mörsergranaten auf die Stadt geschossen wurde. Die Opfer hingegen weisen durchweg Einschusswunden von Handfeuerwaffen, abgefeuert aus nächster Nähe auf.

 Für die westlichen Politiker und die westliche Presse ist der Verantwortliche für diese Taten bereits ausgemacht: Syriens Präsident Baschar Assad und seine Armee. Sie stützen ihr Urteil einzig auf die Angaben der Rebellen und tun die Einlassungen der syrischen Regierung als Ausreden ab. Eine wahrlich abenteuerliche Vorgehensweise. Die internationale Beobachter der UN und ihr Kommandant Wood, die bisher als einzige neutrale Augenzeugen vor Ort waren, halten sich mit Schuldzuweisungen auffallend zurück.

 Russland fordert eine genaue Untersuchung der Vorkommnisse und fordert beide Seiten des Konflikts, sowohl die Regierungstruppen, als auch die Rebellen, zu Gewaltverzicht auf. In der Tat erscheint eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse von Haula die einzige Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden.

 Will man aber spekulieren, so sollte man den klaren Menschenverstand nicht ganz aussen vor lassen. Da wäre zunächst einmal die Frage zu klären, welche Seite hat den grössten Nutzen von einem Massaker dieser Grösse, einen Tag bevor der Sonderbeauftragte der UN für Syrien Kofi Annan das Land besucht? Diesen Nutzen hat bestimmt nicht Assad. Ihm kommt dieses Massaker zur absoluten Unzeit. Gerade hatte sich der Focus des öffentlichen Interesses von Syrien abgewandt. Der Besuch Annans wäre von der Weltöffentlichkeit wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen worden. So aber ist er wieder einmal als derjenige diskreditiert, der die Bemühungen Annans um einen Frieden in Syrien hintertreibt.

 Wir erinnern uns, als Anfang Februar der Weltsicherheitsrat über eine Resulotion gegen Syrien beraten wollte kam es genau einen Tag zuvor zu dem Massaker von Homs. Angeblich töteten die Truppen Assads über 200 Menschen durch Mörser- und Granatenbeschuss.

 Haula ist fest in der Hand der Rebellen. Die ARD berichtet die syrische Armee habe von aussen eine Demonstration der Opposition unter Feuer genommen. Andere "Quellen" wollen wissen, ein Wohnblock in der Stadt sei durch Artillerie und Panzer beschossen worden. Beide Versionen können kaum die Schussverletzungen der meisten Opfer erklären, die von Handfeuerwaffen, abgeschossen aus nächster Nähe, herrühren. Erklären tut, zumindest die Wohnblockfraktion, diese Diskrepanz damit, nach dm Artilleriebeschuss seien Milizen in die Stadt eingedrungen und hätten die Menschen mit aufgesetzten Kopfschüssen getötet.

 Diese Erklärung widerspricht eigentlich jeder menschlichen Erfahrung. Eine Wohneinheit, die unter massiven feindlichen Artilleriebeschuss geraten ist, wird von den Bewohnern, sobald der Beschuss aussetzt, fluchtartig verlassen. Milizen, die hier eindringen, werden, da auch sie ja erst nach Ende der Beschiessung anrücken können, ohne sich selbst zu gefährden, hier niemanden mehr vorfinden, den sie erschiessen könnten. Ausserdem würden sich die Milizen in einer Stadt die unter Kontrolle der Rebellen ist, in höchste Lebensgefahr begeben. Das die Rebellen mit gefangen genommenen Kämpfern der Milizen nicht gerade zimperlich umgehen, dürfte sich bei diesen herumgesprochen haben.

 Bleibt der Beschuss durch schwere Waffen. Hier ist es in der Tat so, dass in erster Linie die syrische Armee als Täter in Betracht kommt. Allerdings werden die Rebellen schon seit Monaten mit allerfeinstem Gerät aus westlichen Arsenalen versorgt. Bereits im März wurde vom Einsatz von Milanraketen im Kampf um die Stadt Homs berichtet. Die Milan ist eine moderne panzerbrechende Lenkwaffe. Die in Homs verwendeten Raketen stammten aus Beständen der Bundeswehr und der britischen Armee. Gebaut wird das Milansystem von der französischen Nord-Aviation und der deutschen MBB.

 Wenn die so genannte  "Freie Syrische Armee" bereits im März über solch moderne und teure Systeme verfügte, warum soll sie dann nicht mittlerweile im Besitz von noch schwererem Gerät sein. Aber wie gesagt, das alles ist Spekulation. Aber diese Erklärungen sind mindestens genau so plausibel wie die Behauptung, die syrische Armee sei einzig und allein verantwortlich für diese grausamen Taten.

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