Donnerstag, 8. November 2012

Das Scheinkonstrukt "Atlantische Gesellschaft"

  So ist das im Berliner Politiksumpf. Eine Hand wäscht die andere. Halbseidene "Initiativen" liefern die Argumente für die Politiker. Befreundete Agenturen erhalten Aufträge aus den Ministerien.

 In einem Kommentar zu dem Beitrag „Ein Blick in den Berliner Lobbysumpf“ weist der Leser „DS“ darauf hin, das die Adresse der „Atlantischen Initiative“ in der Berliner Wilhelmstrasse lediglich aus einem Briefkasten besteht.

 Ich bin dem Kommentator ausserordentlich dankbar für diesen Hinweis, zeigt sich doch ein weiteres Mal die Unseriosität solcher Vereinigungen, Inititiativen, Gesellschaften oder wie immer sie sich auch nennen mögen. Diese „Vereinigungen“, meist reaktionärer Kräfte, dienen letztlich nur einem Ziel. Sie sollen eine von der breiten Masse der Bevölkerung nicht gewünschte Politik durchsetzen. Danach wird nach dem Prinzip verfahren, je öfter eine Meldung von verschiedenen Seiten verbreitet wird, desto glaubwürdiger wird sie in den Augen der Bürger. George Orwell hat das in seinem berühmten Roman 1984 so ausgedrückt: „Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten - wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten -, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.“

 Dabei sind die Leute auf die sich diese Initiativen, Vereinigungen und Gesellschaften berufen, fast immer die gleichen. In den Vorständen und Beiräten tauchen immer wieder die gleichen Namen auf. Ob Atlantikbrücke, Aspen Institute, American Academy in Berlin, Deutsche Atlantische Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik oder European Council on Foriegn Relations, schaut man in die Mitgliederlisten der Gremien, die Namen der Protagonisten sind fast identisch.

 So finden sich im Beirat der Atlantischen Initiative z. B. der Abgeordnete im Europäischen Parlament, Alexander Graf Lambsdorf. Der ist noch bei der Atlantikbrücke, dem European Council on Foreign Relations ECFR und dem American Jewish Committee aktiv.

 Der Staatsminister im Bundeskanzleramt Eckardt von Klaeden tummelt sich ausser bei der Atlantische Initiative noch bei der Atlantikbrücke, der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik DGAP, und dem Aspen Institut.

 Der ehemalige Hamburger Bürgermeister und stellvertretende Vorsitzende im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, Hans-Ulrich Klose, ist zusätzlich bei der Atlantikbrücke, der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, DGAP und dem American Jewish Committee aktiv.

 John C. Kornblum, ehemaliger US-Botschafter von 1997 bis 2001 in Berlin und jetzt Chef bei Lazard Germany, einem weltweit operrierenden Vermögensverwalter, ist Mitglied der Atlantischen Initiative, der Atlantikbrücke, der American Academy und des Aspen Instituts.

 Beate Lindemann, geschäftsführende Vizepräsidentin des Atlantik Forums, gehört zur Atlantikbrücke, Atlantische Initiative und American Jewish Committee.

 Philipp Mißfelder, das ist der, der Patienten, die über achtzig Jahre alt sind, keine künstlichen Hüftgelenke mehr zugestehen wollte, vertreibt sich seine Langeweile bei der Atlantischen Gesellschaft, der Atlantikbrücke und der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik DGAP.

 Cem Özdemir netzwerkt bei der Atlantischen Initiative, der Atlantikbrücke, dem European Council on Foreign Relations ECFR und dem American Jewish Committee.

 Ruprecht Polenz, CDU und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses: Atlantische Initiative, European Council on Foreign Relations ECFR, Atlantikbrücke.

 Avi Primor, ehemaliger Botschafter Israels, ist in der Atlantischen Initiative und der Atlantikbrücke aktiv.

 Horst Teltschik, ehemaliger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und dereist einmal Berater von Bundeskanzler Kohl: Atlantische Initiative, Aspen Institut, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik DGAP.

 Beim Aspen Institut, der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik DGAP und der Atlantischen Initiative ist auch der ehemalige SPD Bundestagsabgeordnete Karsten Voigt engagiert.

 Diese Liste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt wie verbunden die einzelnen „Institute“ miteinander sind. Und sie ist auch ein Beweis dafür, dass den Menschen etwas vorgemacht wird, wenn behauptet wird, das bestimmte Informationen und Meinungen aus unterschiedlichen Richtungen kämen und damit der Beweis erbracht sei, daas sie wahr seien.

 Aber zurück zur Atlantischen Initiative, die ja ihren Sitz in einem Briefkasten hat. Sie beschäftigt ausser den beiden Vorsitzenden, die praktischer Weise auch die Partner bei der Agentur Bohnen Kallmorgen & Partner sind, Dr. Johannes Bohnen und Jan-Friedrich Kallmorgen, der ja auch Young Leader der Atlantikbrücke ist, noch drei freie Mitarbeiter: Jörg Wolf, Felix F. Seidler und Björn Sacknieß. Ausserdem tun im Briefkasten noch die Projektmitarbeiterinnen Nina Keim und Louisa Frey Dienst. Die beiden zuletzt genannten Damen sind zum Glück auch noch bei der Agentur Bohnen Kallmorgen & Partner beschäftigt, sodass das Gedränge in dem Briefkasten wenigstens zeitweise nicht gar so gross ist.

 Die Geschäftsidee der Herren Dr. Bohnen und Kallmorgen ist so einfach wie genial. Sie tun der Politik einen kleinen Gefallen, indem sie eine Initiative gründen, die eine weitere Stimme ist, im Chor der agressiven US-hörigen Aussenpolitik. Dafür bekommen sie ab und an einen schönen Auftrag aus den Ministerien über mehrere Seiten inhaltslose Zeilenschinderei, genannt Gutachten oder Untersuchung.

 Das Ganze ist nicht nur absolut inhaltsleer, es reicht nicht einmal zu einer eigenen Fassade, ähnlich der potemkinschen Dörfern. Ein Briefkasten an einer gemieteten Hauswand in der Berliner Wilhelmstrasse, das ist die Atlantische Initiative.

1 Kommentar:

  1. Hier ein Video aus Youtube zu dem Thema. Ausschnitt aus der "Anstalt":

    http://www.youtube.com/watch?v=c1qoVEsWs_s

    Ich denke dem ganzen ist nichts mehr hinzuzufügen.

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