Freitag, 28. September 2012

SPD-Kanzlerkandidat, der fleissige Herr Steinbrück

 Die SPD hat nun ihren Kanzlerkandidaten gefunden. Die Überraschung hält sich in Grenzen. Es ist der, von den Medien in den letzten Wochen favorisierte, Peer Steinbrück. Und man muss schon sagen, der Mann ist fleissig.

 So hat er in den Jahren politischer Unterbeschäftigung zwei Bücher geschrieben. Im september 2010 erschien „Unterm Strich“ mit 479 Seiten und im Oktober 2011 „Zug um Zug“, 320 Seiten stark, dass er zusammen mit Helmut Schmidt geschrieben hat. Aber Steinbrück lässt auch schreiben, nämlich über sich, Biographien. Allein in diesem Jahr sind bereits zwei Bücher erschienen und das dritte soll Anfang Oktober auf den Markt kommen.

 Und all diese Bücher haben nur einen Inhalt, Steinbrück Superstar. Intelligent sei er, analytisch, unabhängig, eine Lichtgestalt im grauen Politiker-Einheitsbrei. Steinbrück stellt sich selber und lässt sich darstellen, als sei nur er in der Lage die Anforderungen der Zukunft zu bestehen. Dabei schreckt er vor keiner Lüge, keinem Beugen der Wahrheit zurück. Er übertüncht seine Unfähigkeit, leugnet seine Nähe zu den Vertretern der Hochfinanz, seine zahlreichen Tätigkeiten für Banken und Versicherungen.

 Wer Peer Steinbrück sucht, der muss da nachsehen, wo das grosse Geld ist, wo die Einflussreichen sich die Türklinke in die Hand geben. In Hamburg, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, sein Grossvater war Adelbert Delbrück, ein Mitbegründer der Deutschen Bank, machte er erst , nach mehreren Schulwechseln und zwei Ehrenrunden die fachgebundene Hochschulreife, ein Abitur, höchstens, zweiter Klasse. Nach dem Studium, dass er 1974 abschloss, war er Beamter in mehreren Ministerien im Bund, in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein. Ab 1993 war er dann Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und ab 1998 in Nordrhein-Westfalen. Ab 2000 wurde er unter Ministerpräsident Clement Finanzminister in NRW.

 Von 2002 bis 2005 war er dann Ministerpräsident in NRW. In seiner ersten Wahl, der er sich in seinem Politikerleben stellte im Herbst 2005, zur Wiederwahl als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident erreichte er das desaströse Ergebnis von 37,1%. Es war das schlechtetste Ergebnis der SPD in diesem Bundesland.

 Die weitere Geschichte ist bekannt. Ab 2005 war er Finanzminister im Kabinett Merkel. Er und sein Ziehsohn, der jetzige Direktor der EZB, Jörg Asmussen, versemmelten nach allen Regeln der Kunst die Rettung der HRE im Herbst 2008.  Spiegel-online fasste die entscheidenden Tage in einem Beitrag am 08. Juli 2009 zusammen.


 Also viel auf den Schirm behommen hat der neue Kanzlerkandidat der SPD nicht. Aber fleissig ist er, wie gesagt. Und weil dem so ist, und weil Recht bleiben muss, was Recht ist, sei hier die Liste seiner gut bezahlten Nebentätigkeiten in dieser Legislaturperiode des Deutschen Bundestags auch hier dokumentiert.

 Zur Erklärung: Die Kennziffern hinter dem Wort Stufe stehen für die ungefähre Höhe der Vergütung und bedeuten: Stufe 1 = 1.00 - 3500 Euro,   Stufe 2 bis 7.000 Euro,    Stufe 3 über 7.000 Euro. Quelle: Deutscher Bundestag.

1. Berufliche Tätigkeit vor der Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag

Bundesminister,
Bundesministerium der Finanzen, Berlin

2. Entgeltliche Tätigkeiten neben dem Mandat

5-Sterne-Team, Dillingen,
Vortrag, 2012, Stufe 3
Agentur für Helden, Hamburg,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Agentur Referenten & Themen, Hohenstein-Ernstthal,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Alfred Herrhausen Gesellschaft, Berlin,
Vortrag, 2009, Stufe 3
Allert & Co. GmbH, Mannheim,
Vortrag, 2010, Stufe 2
Alliance Möbel Marketing GmbH & Co. KG, Rheinbach,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Baker & McKenzie, Frankfurt/Main,
Vortrag 1, 2010, Stufe 3
Vortrag 2, 2011, Stufe 3
Bausparkasse Schwäbisch-Hall, Schwäbisch-Hall,
Vortrag, 2011, Stufe 3
bbg Betriebsberatungs GmbH, Bayreuth,
Vortrag, 2010, Stufe 3
BNP Paribas, Frankfurt/Main,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Brunswick Group GmbH, Berlin,
Publizistische Tätigkeit, 2011, Stufe 3
Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V., Wiesbaden,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., Bremen,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Celebrity Speakers GmbH, Düsseldorf,
Vortrag 1, 2010, Stufe 3
Vortrag 2, 2010, Stufe 3
Vortrag 3, 2011, Stufe 3
Celebrity Speakers Ltd, Buckinghamshire (England),
Vortrag 1, 2010, Stufe 3
Vortrag 2, 2010, Stufe 3
Vortrag 3, 2010, Stufe 3
Vortrag 4, 2010, Stufe 3
Vortrag 5, 2011, Stufe 3
Citigroup Global Markets Deutschland AG, Frankfurt/Main,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Credit Agricole Cheuvreux S. A., Frankfurt/Main,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Düsseldorf,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Deutsche Bank AG, Frankfurt/Main,
Vortrag 1, 2010, Stufe 3
Vortrag 2, 2011, Stufe 3
DIE ZEIT, Hamburg,
Publizistische Tätigkeit, 2011, Stufe 3
Dortmunder Volksbank eG, Dortmund,
Vortrag, 2012, Stufe 3
Dr.-Karl-Renner-Institut, Wien,
Vortrag, 2010, Stufe 1
Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Event Partners Agentur für Veranstaltungen GmbH, Meerbusch,
Vortrag, 2011, Stufe 3
EK servicegroup eG, Bielefeld,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Experts4events, Eichenau,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Flossbach & von Storch AG, Köln,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Fonds Professionell Multimedia GmbH, Wien,
Vortrag, 2010, Stufe 3
FORUM Institut für Management GmbH, Heidelberg,
Vortrag, 2011, Stufe 3
FORUM Marketing-Service GmbH, Berlin,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Freshfield Bruckhaus Deringer LLP, Köln,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen,
Vortrag, 2010, Stufe 3
GUILLOT Referenten-Kommunikation-Speakers Bureau, Ralingen,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Hasso-Plettner-Institut für Softwaresystemtechnik, Potsdam,
Vortrag, 2009, Stufe 3
Hellen Medien Projekte GmbH, Bochum,
Vortrag, 2012, Stufe 3
Hering Schuppener Consulting, Düsseldorf,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Hoffmann & Campe Verlag GmbH, Hamburg,
Autorenlesungen, 2010, Stufe 3
Publizistische Tätigkeit, 2010, Stufe 3; 2011, Stufe 3; 2012, Stufe 3
Vorträge/Lesereise, 2011, Stufe 1
Hypo Noe Gruppe Bank AG, St. Pölten (Österreich),
Vortrag, 2011, Stufe 3
Institut für interdisziplinäre Restrukturierung e.V., Berlin,
Vortrag, 2010, Stufe 3
INTES - Akademie für Familienunternehmen, Bonn,
Vortrag, 2009, Stufe 3
J.P. Morgan Asset Management, Frankfurt/Main,
Vortrag, 2011, Stufe 3
KPMG, Frankfurt/Main,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Landesbank Hessen-Thüringen, Frankfurt/Main,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Marlene Künster Referentenvermittlung, Moos,
Vortrag, 2009, Stufe 3
Michael Prüfer - MC Gesellschaft für Programm-Produktionen mbH, Hannover,
Vortrag 1, 2010, Stufe 3
Vortrag 2, 2010, Stufe 3
NATIONAL-BANK AG, Essen,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Naumann Concept, Magdeburg,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Pensionskasse für die deutsche Wirtschaft, Duisburg,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Putz & Partner Unternehmensberatung, Hamburg,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Rednerdienst & Persönlichkeitsmanagement Matthias Erhard, München,
Vortrag 1, 2011, Stufe 3
Vortrag 2, 2012, Stufe 3
Referendum events, Bergisch-Gladbach,
Vortrag 1, 2010, Stufe 3
Vortrag 2, 2011, Stufe 3
Vortrag 3, 2012, Stufe 3
Serviceplan Gruppe für innovative Kommunikation GmbH & Co. KG, München,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Steinkühler-com, Düsseldorf,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Stiftung Mercator GmbH, Essen,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Struktur Management Partner, Köln,
Vortrag 1, 2011, Stufe 3
Vortrag 2, 2011, Stufe 3
The London Speaker Bureau, Karlsruhe,
Vortrag 1, 2010, Stufe 3
Vortrag 2, 2010, Stufe 3
Vortrag 3, 2010, Stufe 3
Vortrag 4, 2010, Stufe 3
Vortrag 5, 2010, Stufe 3
Vortrag 6, 2010, Stufe 3
Vortrag 7, 2011, Stufe 3
Vortrag 8, 2011, Stufe 3
TMA Deutschland e.V., Frankfurt/Main,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Union Investment Privatfonds GmbH, Frankfurt/Main,
Vortrag, 2010, Stufe 3
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V., Hamburg,
Vortrag, 2011, Stufe 3
Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein, Rendsburg,
Vortrag, 2010, Stufe 2
Volksbank Geest eG, Apensen,
Vortrag, 2010, Stufe 3
WMP Eurocom AG, Berlin,
Vortrag, 2012, Stufe 3
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg,
Vortrag, 2010, Stufe 1

3. Funktionen in Unternehmen

Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, Dortmund,
Mitglied des Aufsichtsrates
ThyssenKrupp AG, Essen,
Mitglied des Aufsichtsrates, 2011, Stufe 3; 2012, Stufe 3

4. Funktionen in Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Hannover,
Mitglied der Kammer für soziale Ordnung

5. Funktionen in Vereinen, Verbänden und Stiftungen

Deutsche Nationalstiftung, Hamburg,
Mitglied des Stiftungssenats
Helmut und Loki Schmidt-Stiftung, Hamburg,
Stellv. Vorsitzender
Stiftung Berliner Schloss - Humboldt-Forum, Berlin,
Mitglied des Kuratoriums
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg,
Mitglied des Kuratoriums

Donnerstag, 27. September 2012

Peer Steinbrücks lernendes System

 Bereiten die SPD und Peer Steinbrück mit ihrem Papier zur Finanzmarktregulierung  den nächsten Wahlbetrug vor?


 Wir schreiben das Jahr 2005. In Deutschland herrscht Bundestagswahlkampf. Nach desaströsen Wahlergebnissen in den Ländern, zuletzt der Verlust der Mehrheit in Nordrhein-Westfalen und der Abwahl eines Ministerpräsidenten, Namens Peer Steinbrück, hat Bundeskanzler Schröder die Notbremse gezogen und mit Hilfe eines, verfassungsrechtlich mehr als fragwürdigem Manövers, vorzeitige Neuwahlen für den Bundestag herbeigeführt.

 Die SPD ist in einer ausweglosen Lage. Sie liegt in den Umfragen weit hinter der CDU zurück. Kein Hochwasser in Ostdeutschland ist in Sicht oder gar ein bei den Deutschen unbeliebter Krieg wie der im Irak im Jahr 2002. Da macht Angela Merkel einen kapitalen Fehler. Sie verkündet, dass eine von ihr geführte Regierung den Mehrwertsteuersatz um zwei Prozentpunkte anheben werde.

 Nun hat die SPD ihr Thema. Aus allen Rohren schiesst sie gegen die sogenannte „Merkelsteuer“.  Hoch und heilig verspricht sie: „Nein zur Erhöhung der Mehrwertsteuer!"

Flyer der SPD zur "Merkelsteuer" im Bundestagswahlkampf 2005









  Ein paar Monate später, die SPD hat sich als Juniorpartner der CDU in die Regierung Merkel gerettet, obwohl sie noch vor der Wahl eine grosse Koalition kategorisch ausgeschlossen hatte. Im Koalitionsvertrag ist von einer Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte keine Rede mehr. Die Regierung Merkel erhöht die Mehrwertsteuer um gleich drei Prozent. Hauptverantwortlicher, der Finanzminister Peer Steinbrück. Der erklärt dummdreist, Politik müsse „ein lernendes System sein und Entscheidungen auch revidieren dürfen. Wie das private Leben auch, besteht Politik aus Widersprüchlichkeiten und Spannungsbögen.“ Von wegen Wahlbetrug, - Schuld ist das System, das nach der Wahl dazu gelernt hat.

 Es hat schon etwas von einer Tragikkommödie, wenn dieser Mann, der den Adenauersatz : „Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern,“ praktisch zu seinem politischen Leitmotiv gemacht hat, nun ein Papier zur Bankenregulierung mit den Worten vorstellt: „Die Politik hat an Vertrauen verloren und die Banken auch. Und für beide ist Vertrauen die wichtigste Münze, die sie haben.“ Da dürfte in Steinbrücks Geldbeutel gähnende Leere herrschen.

 Steinbrücks „lernendes System“ ist seit den Tagen der grossen Koalition anscheinend nicht untätig gewesen. Denn damals war Steinbrück noch ganz anderer Meinung. Im Koalitionsvertrag heißt es im Hinblick auf den Finanzmarkt:

„Dazu wollen wir: Überflüssige Regulierungen abbauen. Dazu werden wir eine interministerielle Arbeitsgruppe einrichten, die im Dialog mit Markteilnehmern ein Möglichkeitspapier zum Bürokratieabbau im Finanzsektor vorlegen soll. Bestehende Gesetze, Verordnungen und sonstige Regulierungen sind darauf zu überprüfen, ob sie ihr Ziel kostengünstig erreichen oder noch erforderlich sind. Als Startprojekt bietet sich die anstehende Novelle des Investmentgesetzes an."

 Den heutigen EZB-Direktor, ehemalige Finanzstaatssekretär unter Steinbrück, und damaligen Abteilungsleiter im Finanzministerium schrieb auf Geheiss Steinbrücks im Oktober 2006 in der „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“: Es sei sinnvoll, dass sich „der Markt für Asset Backed Securities in Deutschland stärker als bislang entwickelt“. Und weiter: Es sei Aufgabe des Finanzministers zu gewährleisten, „dass den Instituten keine unnötigen Prüf- und Dokumentationspflichten entstehen werden, wenn sie in gängige ABS-Produkte mit gutem Rating investieren“. ABS-Produkte (Asset Backed Securities) sind die verbrieften Kredite, die die Auslöser der Bankenkrise 2008/2009 waren.

 In dem gleichen Artikel spricht Asmussen sich auch für Zweckgesellschaften aus, mit deren Hilfe die Banken der deutschen Bankenaufsicht entgingen. Über den Konkurs ihrer Zweckgesellschaft in Irland kam auch die HRE ins wanken, die anschliessend mit über 100 Milliarden Euro aus Steuergeldern gerettet werden musste. Die Kosten der Rettung wurden allerdings für die Steuerzahler gewaltig in die Höhe getrieben, weil Finanzminister Steinbrück unvorbereitet in die Gespräche über eine Rettung der HRE, mit den Vorständen der Deutschen Bank ging, und sich von Deutsche Bank-Chef Ackermann nach allen Regeln der Kunst über den Tisch ziehen liess.

 Steinbrück bastelt seit dieser Zeit unaufhörlich an der Mär, er Steinbrück sei nicht nur ein exelenter Kenner des Bankensektors, sondern damals auch der unerschrockene Retter der Banken, der Spareinlagen der kleinen Leute, ja schliesslich und endlich, des gesamten Finanzsystems gewesen.

 Im Rahmen des „lernenden Systems“ drehte Steinbrück bereits im Herbst 2008 seine nächste Pirouette. Blitzschnell hatte er sich von den unerschrockenen Befreiern des Finanzmarktes von den bürokratischen Fesseln einer Aufsicht, hinüber auf die Seite der Warner und Mahner geschlagen: „Die unverantwortliche Überhöhung des Laissez-faire-Prinzips ist verantwortlich für das Desaster in der Finanzwelt,“ bekannte er und der Satz „Lass den Markt mal machen“, sei ein unheilvoller Trugschluss gewesen.

 Es zeugt schon von einer grenzenlosen Dreistigkeit und Verhöhnung des Verstandes der Wähler, wenn die SPD und ihr Peer Steinbrück, jetzt die Wut der Bevölkerung auf die Abzocker in der Finanzwelt ausnutzend, ein populistisches Papier zur Regulierung der Märkte präsentieren.

 Genau wie im Wahljahr 2005, benutzt die, in den Umfragen chancenlos hinter der CDU zurückliegende SPD, die Verärgerung in weiten Teilen der Bevölkerung, um für ihren Wahlkampf Honig daraus zu saugen. Und genau wie 2005 wird sie nach der Wahl, wenn sie sich zwischen Mutti Merkels stattlichen Brüsten als Juniorpartner einer grossen Koalition, gemütlich eingerichtet hat, ihre Versprechungen dem „lernenden System“ des Peer Steinbrücks opfern.

Mittwoch, 26. September 2012

Der Deutsche Bundestag, degradiert zu einem Schülerrat

 Laut Grundgesetz ist Deutschland eine parlamentarische Demokratie. Artikel 20, Absatz 2 bestimmt:
Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

Klar ist  die Dreiteilung der Gewalten formuliert. Danach hat das Parlament mit seinen zwei Kammern die Gesetze und Vorschriften zu erlassen, die Regierung sie auszuführen und die Gerichte ihre Einhaltung zu überwachen.

 Kann unter den Vorgaben des Grundgesetzes, die Ratifizierung eines Vertrages durch das Parlament rechtens sein, bei dem diesem durch die Regierung, das Recht abgesprochen wurde, eben diese Ratifizierung abzulehnen?

 Die Merkelregierung, die europäische Kommission, der Eurogruppenchef Junker, der Präsident des europäischen Parlaments, der deutsche Sozialdemokrat, Martin Schulz, sie alle haben dem deutschen Parlament damit gedroht, die Märkte würden eine Nichtratifizierung des ESM und des europäischen Fiskalpaktes nicht akzeptieren. Die Eurozone, ja selbst die EU würden darüber auseinanderbrechen und die Weltwirtschaft würde in unbeherrschbare Turbulenzen geraten, was letztlich zu Hunger und Elend rund um den Globus, vor allem aber in Europa und Deutschland führen werde. Somit wurden die anonymen Märkte über das Recht der Parlamentarier gestellt, frei und unabhängig zu entscheiden. Das Parlament hatte de Facto keine Entscheidungsfreiheit mehr. Es musste nur noch den Verfahrensvorschriften, die eine Zustimmung der Parlamente erforderlich machten, zum Schein Genüge getan werden.

Paragraph 38, Absatz 1 des Grundgesetzes schreibt aber vor:
Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.

 Diese Verträge setzen Rechte,  die von der Verfassung als existentielle Rechte des deutschen Parlaments angesehen werden, wie das Haushaltsrecht, weitgehend ausser Kraft gesetzt. Deutschland haftet immerhin mit 190 Milliarden Euro für die Kredite des ESM. Verwaltet werden diese Gelder nicht etwa vom europäischen Parlament, sondern von einem einzigen Menschen, dem Geschäftsführenden Direktor, der niemanden Rechenschaft schuldig ist und der im Rahmen seiner Tätigkeit sogar Immunität geniesst, also auch von keinem Gerichtt für etweilige Vergehen belang werden kann. Eingesetzt und abberufen wird der Geschäftsführende Direktor vom Gouverneursrat, dem Zusammenschluss der Finanzminister.

An einem Freitag Nachmittag, genauer gesagt am Freitag, den 29. Juni von 17 - 21 Uhr, ist der Bundestag zusammengekommen um über ESM und Fikalpakt zu entscheiden. Vier Stunden Zeit hat sich das Parlament für Beratung und Abstimmung, oder sollte man lieber sagen, den Vollzug, zur Änderung der Verfassung genommen. Anschliessend trat der Bundesrat zu einer Sondersitzung zusammen und nickte die beiden Verträge ebenfalls ab.

 Ursprünglich war geplant, dass der Bundespräsident die Gesetze am 30 juni unterzeichnen sollte, damit sie am 1. Juli in Kraft treten konnten. Nur weil das Bundesverfassungsgericht den Bundespräsidenten bat, seine Unterschrift noch nicht unter das Vertragswerk zu setzen, weil es noch über einen Eilantrag zu entscheiden hatte, wurde dieser Zeitplan so nicht umgesetzt.

 Allein diese Hast, von der Einbringung in den Bundestag über die Unterzeichnung durch den Präsidenten bis zur Ausfertigung und Rechtskraft, nicht einmal drei Tage, eine Beratung durch das Parlament in nicht einmal vier Stunden, zeugt von der hohen Missachtung des Bundestages, der Parlamentarier und letzten Endes der von diesen vertretenen Bürger, dem eigentlichen Souverän. Wenn man sich dann noch in Erinnerung ruft, unter welchen unwürdigen Bedingungen die erforderliche zweidrittel Mehrheit zwischen Regierung und Opposition ausgekungelt wurde, dann wundert einen die Politikverdrossenheit in diesem Lande nicht mehr. In den Hinterzimmern der Parteizentralen und der Fraktionen ging es zu wie auf einem Basar. Die Spitzenvertreter der beteiligten Fraktionen von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen versuchten im Gegenzug für die Stimmen ihrer Fraktionen, für ihre jeweilige Klientel herauszuholen, was herauszuholen war.

Im Gegensatz zu dieser Abstimmung über eine Grundgesetzänderung, zu den anderen Abstimmungen über die diversen Rettungsschirme, zur Hilfe für die Banken, oder den Abstimmungen über die Kriegseinsätze der Bundeswehr, die fast alle im Eilverfahren und unter grosser Zustimmung der Opposition zustande kamen, tut unser Parlament, tun unsere Parlamentarier sich unheimlich schwer, wenn es über die Erhöhung des HartzIV-Satzes um zehn oder acht Euro zu entscheiden gilt.

 Geradezu turbulent geht es sogar in den beiden Parlamentskammern zu, wenn es um eine Frauenquote in den Aufsichtsräten grosser deutscher Unternehmen geht.

 Nicht, das etwas zu sagen wäre, gegen mehr Frauen in den Führungsetagen deutscher Unternehmen, wegen mir auch eine gestzliche Frauenquote in den Aufsichtsräten grosser und mitbestimmter Unternehmen. Aber die Relationen, mit welchem Aufwand hier dikutiert wird, gegenüber den Diskussionen über verfassungsändernde Gesetze, stehen in keinem Verhältnis. Allein der Personenkreis, für den eine Frauenquote in Frage kommt ist marginal. Der Verband deutscher Unternehmerinnen hat seit 2009 eine Datenbank von 500 Frauen aufgebaut, die für solch einen Posten in Frage kommen. Dazu kommt, das die Aufsichtsräte mit dem unmittelbaren täglichen Geschäft der Unternehmen nichts zu tun haben.

 Aber bei dieser Entscheidung von eher untergeordneter Relevanz scheinen die Parlamentarier der Bevölkerung zeigen zu wollen, dass sie eine Daseinsberechtigung haben. Heiss wird debattiert und gestritten und von der deutschen Presse mit voller Aufmerksamkeit begleitet. Der Fernsehsender Phoenix enderte sogar sein Programm. Nur leider hatten die Redakteure nicht so ganz begriffen, worum es ging. Auf dem durchlaufenden Textband stand, dass über die Frauenquote in den Vorständen der Unternehmen debattiert würde. Man wünschte sich, dass mit gleicher Intensität über die Besserstellung allein erziehender Mütter, oder von Frauen in prekären Arbeitsverhältnissen gestritten würde.

 Im Bundesrat wurde ein, Parteien übergreifender, Antrag eingebracht, dem auch CDU-geführte Länder zustimmten. Innerhalb der Koalition wurde gestritten, was an sich nichts besonderes ist. Nur ging diesmal nicht die FDP der CDU an die Gurgel, oder umgekehrt, sondern viele Frauen rebellierten gegen ihre männlichen Kollegen. Selbst die Frauenunion, für die für gewöhnlich die Diskussion über die Bedienungsanleitung der Strickliesel den Höhepunkt parlamentarischer Debattierkunst darstellt, sprach sich für eine Frauenquote aus.

 Der Parlamentarismus, als gestaltende, die Politik unseres Landes bestimmende Kraft, hat aufgehört zu existieren. Bundestag und Bundesrat stehen  in ihrer übergrossen Mehrheit, einschliesslich der Opposition, nur noch dafür bereit, die Wünsche der Merkelregierung abzunicken. Bei Dingen von geringem oder gar keinem öffentlichen Interesse reden sich unsere Abgeordneten dann die Köpfe heiss.

 Mutti Merkel hält sich ein Parlament, wie der Direktor einer Schule sich einen Schülerrat leistet, der dann in endlosen Debatten darüber befindet wer, wann, den Schulhof reinigt oder Papier aufsucht.

Dienstag, 25. September 2012

Sigmar Gabriel, U-Boot der Finanzindustrie

 Sigmar Gabriel hat zwei Identitäten. Nach aussen, für die Medien und weite Teile der Bevölkerung fungiert er als Vorsitzender der SPD. Im geheimen allerdings, ist er Agent der Versicherungswirtschaft, ein U-Boot von Allianz und Co im Berliner Politzirkus. Nicht das er der einzige in dem Job wäre. Aber ihn haben die Herren in den hohen Glastürmen dazu ausersehen das längst gescheiterte Modell der privaten Zusatzrente zu retten.

 Inzwischen dämmert selbst dem eingefleischtestem Sozi, dass sie Anfang der 2000er Jahre von den Versicherungen, Banken und Fondgesellschaften über den Tisch gezogen worden sind. Rechtsanwalt Schröder, EX-Streetfinder Fischer und der beurlaubte Oberlehrer und gescheiterte Ministerpräsident von Hessen, Eichel liessen sich von den Hochglanzprospekten, den aufwendig produzierten Powerpoint-Präsentationen, den leckeren Häppchen, den erlesenen Weinen und dem sündhaft teurem Hochprozentigen täuschen. Sie, die die Welt der Hochfinanz bisher, bestenfalls vom Rütteln an den Türen der Glaspaläste kannten, wähnten sich plötzlich im Paradies der unbegrenzten Kapitalflüsse. Ähnlich einem Perpetuum Mobilé, so hatten die Herren in den dezent grauen Anzügen aus feinster Kaschmirseide ihnen vorgegaukelt, produziere Geld immer wieder neues Geld. Eine Rentenversicherung auf Kapitalbasis sei also überhaupt kein Risiko, sondern ein Quell üppig sprudelnder Rente bis in alle Ewigkeiten. Man müsse nur einen Weg finden, um an das Geld der Arbeitnehmer zu kommen.

Die fühlten sich bis dahin in ihrer gesetzlichen Umlage-Rentenversicherung noch sehr wohl. Zwischenzeitlich aber hatten sich Schröders Vorgänger im Amt des deutschen Bundeskanzlers, Helmut Kohl mit seinem Finanzminister Waigel reichlich an der Rentenkasse bedient, um ihren Wählerbetrug, man bezahle die deutsche Einheit aus der Portokasse, zu verschleiern. Es war nicht die Portokasse, es war die Rentenkasse. Durch diese Veruntreung des Geldes der Versicherten, herrschte mittlerweile Ebbe bei der gesetzlichen Rente.

 Schröder, Fischer und Eichel sahen einen Ausweg aus der Rentenmisere ohne den Beitragssatz um ein paar Prozent anzuheben. Denn damit hätten sie ihre neuen Freunde von den Unternehmerverbänden verärgert, die diese Anhebung ja zur Hälfte hätten mitbezahlen müssen. Unsere drei Hobbyökonomen nahmen noch den gelernten Gewerkschaftssekretär Riester in ihren Club auf und stellten ihn der erstaunten Öffentlichkeit als Rentenexperten vor.

 Als erstes senkten sie nun das Rentenniveau von damals 53,9 Prozent auf Armut produzierende 43 Prozent im Jahre 2030. Jeder sollte wissen, dass er allein von der gesetzlichen Rente im Alter nicht mehr existieren konnte. Dann stellte Walter Riester sein, mit der Versicherungswirtschaft und den Arbeitgeberverbänden ausgekungeltes Rentenkonzept vor. Danach sollte jeder Arbeitnehmer 4% seines Bruttoverdienstes bei versicherungen, Banken oder Fondgesellschaften anlegen. Der Staat versprach noch ein paar Hundert Euro aus der Steuerkasse zuzuschiessen.

 Für die vier Musketiere war das eine win-win-win-Situation. Die strapazierte Rentenkasse wurde entlastet, die Arbeitgeber waren zufrieden, hatten sie sich doch aus der solidarischen Rentenversicherung ein für alle Mal verabschiedet, und der Finanzindustrie flossen ungeheure Mengen Geld zu. Schröder-Kumpel Maschmeyer von der Drückergesellschaft AWD frohlockte: „Es ist jedoch so, als wenn wir auf einer Ölquelle sitzen.“

 Leider aber beginnt die Ölquelle langsam zu versiegen. Mit Bearbeitungsgebühren, Werbungskosten und Gewinnen für die Aktionäre der Finanzindustrie von bis zu 25% der Einlagen, und immer weiter sinkenden Renditen wird die Riesterrente allmählich zu einer Geldvernichtungsmaschine für die Versicherten.

 Erste Stimmen werden laut, die die einfache Frage stellen, warum man nicht zur solidarisch finanzierten gesetzlichen Rentenversicherung zurückkehrt? Ein vom jetzigen Beitragssatz von 19.6% auf 22% ehöhter Satz bedeutet eine Mehrbelastung von 1,2% für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die Arbeitnehmer hätten gegnüber der Riesterrente 2,8% gespart bei gleicher Rentenleistung.

 Und nun kommt Gabriel ins Geschäft. Bisher nur als Schreihals in Babyrzeit bekannt, entpuppt er sich nun als aktivierter Schläfer (so nennt man inaktive Agenten) der Versicherunswirtschaft. Kurzerhand erklärt er die Riesterrente für gestorben und plädiert für eine quasi Pflicht zum Abschluss einer Betriebsrente von 2% des Bruttoverdienstes. Aus der gähnend leeren Steuerkasse möchte er noch jedem Versicherten jährlich 400 Euro hinterherwerfen. Wieso eine Betriebsrente mehr Dividende abwerfen soll als die alte Riesterrente, wird sie doch genau wie diese am Finanzmarkt angelegt, darüber schweigt Gabriel sich aus.

 Das einfachste wäre doch, man lässt diesen Blödsinn mit der, bis auf 43% sinkenden Rentenquote, bleibt bei den jetzigen 51% und erhöht nach und nach den Rentenbeitragssatz bis auf 24% im Jahre 2030. Das macht eine Mehrbelastung von 2,2% für jeden der beiden Sozialpartner am Ende der Erhöhungen aus. Wer sich dann noch zusätzlich versichern möchte, der kann das dann ja gerne tun, aber ohne die gewaltigen Zuschüsse aus Steuermitteln.

 Darüber aber redet Agent Gabriel nicht. Ihn interessieren die Rentner einen Kehricht. Ihm geht es einzig und allein darum, der Finanzwelt frisches Geld zuzuleiten. Geld, das er den Arbeitnehmern und den Steuerzahlern aus der Tasche lügt. Viele zahlen also doppelt für die feinen, gierigen Herren der Versicherungen. Einmal durch ihren Beitrag zur Betriebsrente und ein zweites Mal mit ihren Steuern. Ungeschoren bleiben ein weiteres Mal die Arbeitgeber. Gabriel und die SPD lügen den Bürgern dreist ins Gesicht, wenn sie behaupten ein Rentenniveau von 51% sei nicht zu finanzieren, wie obiges Beispiel beweist.

Montag, 24. September 2012

Ein Europa der Menschen nicht der Bürokratie und des Kapitals

 Helmut Schmidt hat am Samstag in Münster den Preis des Westfälischen Friedens erhalten. Und er hat uns, aber vor allen Dingen den Eliten ins Gewissen geredet. Schmidt wörtlich: „Man muss deshalb eine Möglichkeit heute deutlich aussprechen: Die Europäische Uni­on kann durchaus scheitern. Sie könnte durchaus auch an den Deutschen scheitern! Denn zur großen Überraschung vieler Deutschen erweist sich die Bundesrepublik als die ökonomisch stärkste Macht des Kontinents. Und sie lässt das die anderen Mitgliedsstaaten spüren! Das deutsche Bundesverfassungsgericht, die Bundesbank und vorher schon Bundeskanzlerin Merkel gerieren sich als das Zentrum Europas.“

 In einer Gemeinschaft, in der es nur noch um Rettungsschirme um das Aushandeln von Hilfe und Unterstützung wie auf einem Basar geht, in der eine grossartige Idee, die Idee des vereinten Europas auf eine Wirtschafts- Währungs- und Finanzunion reduziert wird, da kommen nationale Egoismen wieder auf. Da werden aus den Griechen schon mal die faulen Griechen, da werden aus den Südländern schon mal Schuldenstaaten, denen es an Seriosität fehlt. Da werden aber nicht nur Staaten diskriminiert, sondern es werden die Menschen beleidigt, beschimpft, verunglimpft und pauschal verurteilt.

 Europa driftet zusehends auseinander, statt enger zusammen zu wachsen. Schon sind wir wieder so weit, dass ein Jungpolitiker aus Bayern an einer ganzen Nation, einem ganzen Volk, ohne die Unterschiede der Menschen zu achten, ein Exempel statuieren will. Dieser Satz steht noch heute unwidersprochen im Raum. Kanzlerin Merkel sah sich bis heute nicht genötigt diesen Chauvinismus zurecht zu rücken. Sie sieht wahrscheinlich keinen Grund dazu, ist sie doch angetreten, Europa zu dominieren, so wie sie die deutsche Politik dominiert mit ihren Alternativlosigkeiten.

 Tief verwurzelt in den Strukturn der alten DDR ist ihr demokratisches Handeln absolut fremd. Ihr Credo ist das Mittelmass. Sie fühlt sich am wohlsten bei den Brüsseler Bürokraten, die gesichtslos ein Europa der Akten verwalten. Diese Apparatschiks, die ihr freie Hand lassen bei ihrer Machtergreifung der kreativlosen Mittelmässigkeit. Mit einem Europa der Menschen kann Merkel nichts anfangen. Sie nutzt die deutsche Wirtschaftskraft rigoros aus, um sich die andern Staaten gefügig zu machen.

 Und wir stehen dabei, sehen zu, und klatschen Beilall. Gefangen in den alten nationalistischen Denkschemen verurteilen wir Griechen, Italiener, Spanier und schwingen uns auf, ihnen Vorschriften zu machen. Es kommt uns gar nicht in den Sinn, die Grenzen in unseren Hirnen niederzureissen, so wie es einst die Jugendlichen taten mit den Schlagbäumen zwischen den europäischen Staaten. Die deutschen Arbeitnehmer  haben doch viel mehr deckungsgleiche Interessen mit griechischen, italienischen, spanischen oder portugiesichen Arbeitnehmern, als mit dem Bankdirektor, dem Unternehmer, Finanzjongleur ein paar Strassen weiter.

 Als Volk der Deutschen, teilen wir vielleicht eine gemeinsame Geschichte, eine gemeinsame Sprache aber wir haben doch nicht automatisch die gleichen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen, nur weil wir zufällig in, irgend wann einmal, völlig willkürlich festgelegten, Grenzen leben.

 Wenn die Arbeitnehmer Europas sich zurück in die engen nationalistischen Grenzen des Denkens drängen lassen, wenn sie sich auseinander drängen lassen, dann werden sie sich eines Tages auch wieder aufeinander hetzen lassen. Man wird sie gegeneinander ausspielen, um sie besser ausnutzen zu können. So wie heute in Deutschland die Löhne durch die Drohung von Hartz IV, Minijobs und Zeitarbeit gedrückt werden, so werden in Zukunft unsere Löhne in Mitteleuropa durch Billiglöhne in Südeuropa gedrückt werden.

 Erste Anstrengungen Sonderwirtschaftszonen in Griechenland einzurichten, sind bereits im Gange. Dort herrscht dann Kapitalismus pur. Rechtlose Arbeitnehmer werden zu Hungerlöhnen, ohne soziale Absicherung als Tagelöhner beschäftigt. Steuer- und abgabenfrei werden dort Waren zu konkurenzlos günstigen Preisen produziert.

 Gerade für die abhängig Beschäftigten ist ein einiges Europa daher so wichtig. Ein Europa, das nur durch gegenseitige Solidarität entstehen kann. Ein Europa, Helmut Schmidt hat es gesagt, das von uns Deutschen Opfer verlangt. Wir, die Menschen müssen Europa gestalten. Europa ist viel zu wichtig um es den Politikern wie Merkel, Schäuble, Westerwelle oder bayrischen Wirtshauspolitikern wie Markus Söder zu überlassen.

 Machen wir uns nichts vor, die Wirtschaft ist längst international. Die grossen Bosse, die Kapitalgeber, die Shareholder, sie interessiert nicht, ob morgen das deutscheste aller deutschen Autos, der Mercedes in Stuttgart, Palermo, Tessaloniki, Kairo, Rio de Janeiro oder Shanghai zusammengeschraubt wird. 18,9% an der daimler Benz AG gehören den Scheichs in Kuweit und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Denen ist es völlig egal, wo und wie ihre Dividende erwirtschaftet wird.

 Die deutscheste aller Banken, die Deutsche Bank, wurde jahrelang von einem Schweizer Vorstandsvorsitzenden kontrolliert und hat jetzt einen Inder zu dessen Nachfolger bestimmt. Diese Leute haben keinerlei emotionale Bindung an Deutschland. Wenn es ihnen eines Tages opportun erscheint, dann verlassen sie den Standpunkt Deutschland. Das Kapital ist auf der ganzen Welt zu Haus.

 Die Kräfte der Wirtschaft werden keine Rücksicht nehmen auf die fleissigen Deutschen. Sie werden kühl abwägen, wo sind die grössten Märkte, wo sind die niedrigsten Löhne zu zahlen, die wenigsten Sozialabgaben und die geringsten moralischen Einschränkungen. Dem begegnen können die abhängig Beschäftigten nur, wenn sie genau so international agieren. Wenn sie sich als Einheit sehen, nicht als Deutsche, Italiener, Franzosen oder Polen, sondern als europäische Arbeitnehmer und Bürger. Wir Deutsche müssen uns überlegen, ob wir weiterhin auf Kosten der Anderen, Exportweltmeister sein wollen, oder ob wir zu unserem eigenen Schutz die Menschen in den anderen Ländern als unsere Partner anerkennen wollen, die mit uns, vor allem sozial, auf einer Stufe stehen.

 Wer den griechischen Arbeitnehmern heute das Recht abspricht in Würde seiner Arbeit nachzugehen mit einer gerechten Entlohnung und ohne Angst um die eigene Existenz, den wird es morgen genau so treffen. Man wird ihm die Löhne kürzen, die Rente streichen, eine vernüntige ärztliche Betreuung absprechen und den Kindern eine vernünftige Bildung verweigern.

Sonntag, 23. September 2012

Alberne Opposition, unfähige Regierung

 Die Welt schickt sich an, uns um die Ohren zu fliegen. Gewaltsame Demonstrationen in den islamischen Ländern, Bürgerkrieg in Syrien, Israel möchte lieber heute als morgen den Iran bombadieren, in Afghanistan ist immer noch Krieg, die Eurouzone droht auseinander zu brechen, die Verschuldung aller Industriestaaten der Welt wächst ins unermessliche, hier bei uns im Land droht eine gespaltene Gesellschaft, mit wenigen Reichen und Superreichen und auf der anderen Seite ganz vielen Bettelarmen, die Mittelschicht wird immer dünner und verarmt zusehends, Altersarmut droht, immer mehr Menschen werden immer älter und somit pflegebedürftig, ohne das wir hierfür ein schlüssiges Konzept haben, die dringend notwendige Energiewende wird von den Regierungsparteien verschleppt und hinausgezögert. Die Regierung aus CDU/CSU und FDP ist zerstritten und weitgehend handlungsunfähig.

 Das sind Zeiten, wie gemacht für die Opposition. In solchen Zeiten kann sie mit konstruktiven Vorschlägen und Initiativen die Wähler für sich einnehmen. Intelligente Innovationen sind gefragt. Sich einmischen und Dinge die in die falsche Richtung laufen, mit der Mehrheit im Bundesrat verhindern.

 Die Opposition in Deutschland aber findet zur Zeit gerade nicht statt. Die Linke verabschiedet sich langsam wieder dahin, von wo sie einst gekommen ist, in die ostdeutsche Meckerecke. Die Grünen sind gerade dabei zur Lachnummer zu verkommen, haben sich doch 15 Kandidaten für die Urwahl für die Spitzenkandidatur bei der nächsten Bundestagswahl gemeldet. Was allerdings Claudia Roth noch nicht genug war. Sie hätte sich noch die ein oder andere Frau mehr vorstellen können, bedauerte sie.

 Bei der ersten Vorstellung der Kandidaten und Kandidatinnen wurde es dann zuweilen ziemlich kurios. Währed sich Trittin bei der Basis geradezu widerlich einschleimte: „Ich bin einfach Jürgen“, stellte sich der oberbayrische Tierarzt Peter Zimmer als der Beauftragte seiner Tochter vor, der er versprochen habe, die Welt zu retten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat in den USA ist da bescheidener, der hat seiner Frau nur versprochen, die USA zu retten. Renate Kühnast liess die grüne Basis wissen, dass sie im Drogendelirium schon mal goldene Drachen gesehen habe. Ein Umstand, der zur Führung geradezu prädestiniert.

Man sieht, bei den Grünen versammelt sich zur Zeit die geballte Kompetenz. Das zeigt sich auch daran, dass ihr wichtigstes Thema, dort wo sie mitregieren, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, das Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen ist. Ein Problem, das zu stundenlangen Diskussionen führt, über die man Themen wie Bildung, Städtebau, die Einrichtung von Ganztagsschulen und den Kitaneubau schon mal vergessen kann.

 Da ist die SPD ja ganz anders. Die wird von den drei grössten Wahlverlierern der letzten zwanzig Jahre domimiert, die sich um die Spitzenkandidatur streiten. Steinbrück, Steinmeier und Gabriel haben alle Stürme der Vergangenheit überlebt. Steinbrück und Gabriel haben ihre grenzenlose Unfähigkeit von den Wählern in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen unzweideutig bestätigt bekommen, indem sie nicht nur abgewählt, sonder förmlich aus dem Amt gejagt wurden. Steinmeier, genannt Eule, fuhr mit 23% als Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2009, das schlechteste Ergebnis aller Zeiten für die SPD ein.

 Es hat schon etwas von Tragikkommödie: Drei grenzenlose Versager an der Spitze, von denen keiner auch nur im entferntesten in der Lage ist, einen halbwegs akzeptablen Kanzler abzugeben, weigert sich die SPD standhaft, endlich den zu benennen, der nach der Wahl im nächsten Jahr, den Juniorpartner bei Mutti Merkel geben soll. Stattdessen wiederholen ihre Sprecher immer wieder, den jedesmal Lachsalven auslösenden Satz, sie habe drei kompetente Kandidaten.

 Eine unfähige Kanzlerin, eine zerstrittene Regierungskoalition, eine mit sich selbst beschäftigte Opposition und eine Presse, die gar nicht mehr merkt, das die Lebenssituationen der Bürger nichts mit diesem selbstverliebten Schaulaufen unserer Politiker zu tun hat, und ihre Leser und Zuschauer mit der Hofberichterstattung aus den Parteien langweilt.

 Keines der wirklich drängenden Probleme wird angefasst, geschweige denn gelöst. Unsere politische Führung lässt die Dinge schleifen, bis sie sich von selbst lösen, beziehungsweise von den wahren Herren der Welt, den Besitzern der grossen Vermögen, in deren Sinne gelöst werden.

Freitag, 21. September 2012

Die Besitzer der Republik lassen ihre Bluthunde von der Kette

 Es ist nicht einmal ein ganzer Satz, nur ein Halbsatz im Armuts-und Reichtumsbericht: „…ob und wie über die Progression in der Einkommensteuer hinaus privater Reichtum für die nachhaltige Finanzierung öffentlicher Aufgaben herangezogen werden kann“. Und schon lassen die, die in dieser Republik einzig und allein das Sagen haben, die Besitzer des Geldes, des Bodens, der Fabriken, Banken und Handelsketten ihre Bluthunde von der Kette.

 Besonders hervor tut sich wieder einmal ein Bürschchen, dass bisher noch nichts wirklich auf die Kette gekriegt hat, Phillipp Rösler. Wohl ahnend, dass es mit seiner politischen Karriere im nächsten Jahr, nach den Bundestagswahlen, wenn Peer Steinbrück und seine SPD wieder bei Mutti Merkel ins warme Koalitionsbett steigt, vorbei ist, dient er sich bei den Wohlhabenden schon mal als Lobbyhure an.

 Dabei schreckt Rösler vor nichts zurück, am allerwenigsten vor der Wahrheit. So liess er verlauten, er lehne: „..Forderungen nach höheren Steuern für die, die den Sozialstaat finanzieren“ ab. Da hat wohl einer bei Mitt Romney gelauscht, der bei einer Spendengala erklärte 47% aller Amerikaner zahlten keine Steuern und lägen nur dem Staat auf der Tasche. In den USA hat das einen Sturm der Empörung hervorgerufen. In Deutschland lassen sich 80% der Bevölkerung von einem Nichtsnutz an der Spitze des Wirtschaftsministeriums, noch dazu aus dem Ausland, so über alle Massen beleidigen und - schweigen.

 Rösler kennt natürlich die Zahlen, die von seinem Kollegen, Wolfgang Schäuble, im Finanzministerium jedes Jahr veröffentlicht werden. Wenn nicht empfehle ich ihm die Online-Enzyclopädie Wikipedia, aus der ich die Zahlen entnommen habe. Danach ist der grösste Einnahmeposten des Herrn Schäuble die Umsatz-, oder Mehrwertsteuer. Mit rund 190 Milliarden Euro in 2011 bringt sie fast die Hälfte der Gesamteinahmen des Bundes, mit etwa 403 Milliarden auf. Und die wird von Allen aufgebracht die in einen Laden gehen und etwas kaufen, also von uns allen, also zu 80% von den Menschen, die von Rösler als Schmarotzer bezeichnet werden, da sie vom Szialstaat profitieren.

 Der zweitgrösste Posten mit 139 Milliarden Euro sind die Lohnsteuer, die die Arbeitnehmer ins Staatssäckel einzahlen. Die Einkommensteuer, der Freiberufler, Selbstständigen und anderer Grossverdiener bringt zusammen gerade einmal knapp 32 Milliarden zusammen, das entspricht mageren 7,9% des gesamten Steueraufkommens und ist somit erheblich weniger als die Mineral- oder mit neuem Namen, die Energiesteuer mit 40 Milliarden Euro. Eine Steuer, die auch von der Allgemeinheit aufgebracht wird, da bei uns praktisch jede Familie mindestens ein Auto fährt.

 Die Körperschaftssteuer, also die Steuer, die die grossen Kapitalgesellschaften auf ihre Gewinne bezahlen müssen, macht ganze 15,6 Milliarden aus. Das entspricht 3,78% des Steueraufkommens der Bundesrepublik Deutschland.

 Die Erbschaftssteuer, die immer wieder genannt wird, wenn von mehr Gerechtigkeit in unserem Land die Rede ist, trug ganze 4,2 milliarden zu den öffentlichen Haushalten bei. Die Vermögenssteuer gar war in 2011 eine Minuseinnahme. Der Staat musste an die Superreichen 4 Millionen Steuern zurückzahlen, während sie noch 1997 mit 898 Millionen Euro zu den damaligen Einnahmen beitrug.

 Rösler lügt dreist, wenn er uns glauben machen will, der Sozialstaat würde von den Wohlhabenden finanziert. Der Sozialstaat wird von den vielen Menschen finanziert, die jeden Morgen zur Arbeit gehen, acht Stunden und mehr schuften, sich von ihren Chefs schikanieren lassen und am Ende des Monats, ihr gesamtes erarbeitetes Einkommen, für ihren Lebensunterhalt in die Geschäfte getragen haben. Sie zahlen die beiden grössten Posten des Bundeshaushaltes, die Lohn- und die Umsatzsteuer, die zusammen 81,5% der gesamten Einnahmen ausmachen.

 Ein ebenso dreiste Lüge wie die, dass die Reichen des Landes den Sozialstaat bezahlten ist, wenn Rösler mit der Aussge: „Noch mehr Umverteilung“, sei für ihn „nicht zustimmungsfähig“ insistiert, in Deutschland fände eine Umverteilung von oben nach unten statt. Die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache. So ging die Körperschaftssteuer von 2007 mit knapp 23 Milliarden Euro (oder 6,11% der Gesamteinnahmen) auf 15, 6 Milliarden Euro (3,78%) in 2011 zurück. Das das nicht konjunkturbedingt ist, ersieht man daraus, dass sie bereits 1997 17 Milliarden (5,99%) betrug.

 Noch eklatanter zeigt in welche Richtung wirklich umverteilt wurde, nämlich von unten nach oben. Wie oben schon erwähnt betrug die Vermögenssteuer 1997 898 Millionen Euro, was einem prozentualen Anteil am Gesamtaufkommen von 0,31% entsprach. 2011 trug die Vermögenssteuer nicht nur nichts mehr zu den Einnahmen des Staates bei, es wurden 4 Millionen Euro Steuern erstattet. In Anbetracht dieser Zahlen, kann man Herrn Rösler nur zustimmen: „Noch mehr Umverteilung ist nicht zustimmungsfähig.“

 Aber nicht nur Rösler fühlte sich genötigt für seine Klientel das gelogene Wort zu ergreifen. Steffen Kampeter, CDU und Staatssekretär im Finanzministerium prägte den bemerkenswerten Begriff für einen Bericht aus dem CDU geführten Arbeits- und Sozialministerium. Das sei „Linksrhetorik pur“. Michael Fuchs, intern auch Atom-Fuchs genannt, warf von der Leyen gar Bruch des Koalitionsvertrages vor. Von der Leyen, so Fuchs, verfolge genau das Gegenteil von dem, was im Koalitionsvertrag beschlossen worden sei.

 Da wollte unsere Kanzlerin aber auch nicht abseits stehen. Die Dame, die den Abend, als die Schlagbäume an den DDR-Grenzen fielen, in der Sauna verbrachte, und die heute ihre Abende gern schon mal für eine Geburtstagsfeier des Herrn Ackermann im Bundeskanzleramt opfert, streute das alte Schauermärchen von dem gebeutelten Mittelständler, der sich von den überhohen Steuerabgaben genötigt sieht, das Land zu verlassen um sein blankes Überleben zu sichern. Die Namen dieser Herrschaften kann man dann, auf von Nordrhein-Westfalen gekauften Steuerhinterziehr-CDs, wiederfinden.

 Ein einziger Halbsatz und unsere Politiker reagieren derart aufgebracht, mit Lügen, Verdrehungen der Wahrheit und Halbwahrheiten. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie allerhand zu verbergen haben und wer im Hintergrund bei uns wirklich die Fäden zieht.

Donnerstag, 20. September 2012

Ursula von der Leyens zwei Gesichter

 Eure Rede aber sei: Ja! Ja! Nein! Nein! Was darüber ist, das ist vom Übel, Matthäus 5, 37. Wahrhaftigkeit verlangt Jesus Christus in der Bergpredigt von seinen Anhängern. Für Politiker der CDU, der Partei also, die sich ja sogar in ihrem Namen auf den Religionsstifter beruft, sollte so Wahrhaftigkeit eine Selbstverständlichkeit sein.

 Ursula von der Leyen scheint allerdings von den Lehren Jeusu Christus nicht besonders inspiriert. Hielt sie sich noch vor wenigen Tagen zu Gute, dass sie auf die drohende Altersarmut hingewiesen, und diese in Deutschland zu einem viel beachteten Thema gemacht hatte, so hat sie jetzt im Bundeskabinett einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem die Minjobs in Zukunft statt mit bisher 400 Euro mit 450 Euro vergütet werden sollen.

 Von der Leyen tut mit diesem Gesetzentwurf dem kleineren Koalitionspartner FDP einen Gefallen. Spätestens jetzt sollte der aufmerksame Betrachter hellhörig werden. Wenn die FDP eine gesetzliche Lohnerhöhung fordert, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Ist sie doch eine erklärte Gegnerin eines gesetzlichen Mindestlohnes und möchte am liebsten alles dem Markt überlassen.

 Fragt man Sozialpolitiker und Rentenfachleute, so sind gerade, neben Leiharbeit, Teilzeitjobs und Niedriglöhnen, diese Minijobs ein Grund für die Altersarmut. Gerade die sollen nun attraktiver gemacht werden, indem sie um 50 Euro angehoben werden. Minijobs verdrängen zumindest im Bereich der Arbeiten mit wenig Qualifikation bisherige Vollzeitjobs. Minijobber sind für die Unternehmen günstiger, durch die geringen Sozialabgaben und sie sind flexibler einzusetzen. Durch die geringe Stundenzahl die der Arbeitnehmer erbringen muss, sind solche Jobs auch für Studenten und Rentner interressant, die dadurch normal in Vollzeit Beschäftigten die Arbeitsplätze wegnehmen.

 Aber jeder Volzeitarbeitsplatz, der vernichtet wird, fehlt als Einzahler in die gesetzliche Rentenversicherung. Besonders Frauen, die lange Jahre in 400 Eurojobs tätig sind, erwerben kaum Rentenansprüche.

 Für Arbeitgeber ist natürlich jede Ausweitung der geringfügigen Beschäftigung ein Gewinn. Müssen Minijobber bei einem Stundenlohn von 5 Euro, zur Zeit noch nach 80 Arbeitsstunden im Monat nach Hause geschickt werden, so können sie nun 90 Stunden beschäftigt werden. So kann durch zwei Minjobber eine Vollzeitkraft ersetzt werden.

 Frau von der Leyen zeigt einmal mehr ihre zwei Gesichter. Sie beklagt die aufziehende Altersarmut, die besonders Frauen und Geringverdiener treffe. Aber schon Tage später, erweitert sie die Möglichkeiten Menschen in Minijobs zu beschäftigen und vergrössert dadurch die Zahl der Geringverdiener.

 Besonders die 10% der Deutschen, die über die Hälfte der Vermögen ihr eigen nennen und wahrscheinlich in ihrer Mehrzahl FDP wählen, können sich freuen. Jetzt können sie ihre Haushaltshilfen noch ein paar Stunden im Monat länger schikanieren. Für Haushaltshilfen müssen pauschal nur 14,44% an Versicherungen und Steuern zusätzlich zu den 450 Euro abgeführt werden. Ab Januar 2013 bekommt Madame jetzt 80 Stunden Hilfe für den ungefähren Gegenwert einer Flasche Rotwein, die der Gatte des abends doch so oft und gerne entkorkt.

Mittwoch, 19. September 2012

1,7 Millionen Kindern wird Hartz IV-Satz um 12,6 bzw. 6,45 Cent täglich erhöht

 Es gibt Zeiten, da fällt es schwer die eigene Wut zu beherrschen. Erst gestern wurden die Zahlen des Armuts- und Reichtumsberichtes bekannt. Danach gibt es in Deutschland unvorstellbaren Reichtum. 10% der Bevölkerung besitzen rund 6 Billionen Euro, als Zahl, 6.000.000.000.000.

103 Menschen in Deutschland verfügen über ein Vermögen von über 1 Milliarde Euro. Nehmen wir zum Beispiel Susanne Klatten geb. Quandt, die reichste Frau Deutschlands, mit einem geschätzten Vermögen von 8,5 Milliarden Euro. Wenn die Dame sich morgens aus ihrem Bett erhebt, ist sie bereits um 2,6 Millionen Euro reicher, ohne auch nur einen Finger krumm gemach zu haben.

 Dagegen gibt es in Deutschland 1,7 Millionen Kinder, die von Hartz IV leben müssen. Die sind an ihrer Armut genau so wenig Schuld wie Frau Klatten an ihrem unvorstellbaren Reichtum. Geerbt haben sie allerdings auch: Arbeitslose Eltern, ein Wohnadresse, die wie ein Stigma wirkt, so gut wie keine Bildungschancen, soziale Ausgrenzung, die aufgetragenen Klamotten aus den Kleiderkammern sozialer Organisationen und den Schimpfnamen Hartzer, mit dem sie von ihren Klassenkameraden gemobbt werden.

 Diesen Kindern erhöht die Bundesregierung, wenn sie zwischen 6 und 14 Jahre alt sind, den monatlichen Lebensunterhalt von 251 Euro um vier auf 255 Euro, sind sie zwischen 14 und 18 Jahre alt erhalten sie nun monatlich zwei Euro mehr, statt bisher 287 Euro, nun 289 Euro. Sie sind nun jeden Morgen um 12,9 Cent bzw. um 6,45 Cent reicher.

 Kinder, in Sippenhaft genommen für ihre arbeitslosen Eltern. Kinder, die täglich die Erfahrung machen, dass sie nicht erwünscht sind, das sie der Allgemeinheit auf der Tasche liegen. Von ihren Lehrern, so zeigen empirische Untersuchungen, werden ihre Leistungen grundsätzlich schwächer bewertet als die von Kindern mit gutbürgerlichem häuslichen Hintergrund.

 Ein Leben lang werden sie leiden an den Schäden, einer schlechte Ernährung und einer unzureichende medizinische Versorgung in ihrer Kindheit. Ihre Füsse, ihre Gelenke, werden ein Leben lang gezeichnet sein von dem billigen Schuhen, die sie oftmals viel zu lange tragen müssen, selbst wenn sie ihnen bereits viel zu klein sind.

 Sie stehen im Winter mit viel zu dünnen Mänteln und Jacken an den Bushaltestellen in Regen, Wind oder Schnee, während ihre Klassenkameradinnen von ihren Eltern im Geländewagen von der Schule abgeholt werden. Ihre Hausaufgaben machen sie am Küchentisch, während um sie herum die Geschwuister toben und die Eltern fernsehen. Sie fliehen aus den viel zu kleinen Wohnungen und lungern in den Grünanlagen oder Hinterhöfen der unfreundlichen, hässlichen, verkommenen Hochhaussiedlungen, draussen vor der Stadt herum. Moderne Ghettos aus Beton und sozialer Kälte.

 1,7 Millionen Kinder, die wir unwillig mit durchfüttern, auf die wir verzichten in einem Land, in dem immer weniger Kinder geboren werden und in dem eine drohende Vergreisung beklagt wird. Unter normalen Umständen bleibt ihnen nur eins, die Karriere ihrer Eltern als Hartz IV-Bezieher fortzusetzen. Ein Berufswunsch, der unter Schülern, einer Umfrage zu Folge, des öftern geäussert wurde, Hartz IV.

 Wir haben kein Geld, diese Kinder zu vollwertigen Mitgliedern unserer Gesellschaft zu erziehen. Der Staat hat sich in endlosen  Steuersenkungsrunden selbst arm gemacht. Mit dem Geld, das noch da ist, werden Banken gerettet, in den Jahren 2008, 2009 allein mit 500 Milliarden Euro, oder Krieg geführt. Der Krieg in Afghanistan kostet jährlich 3 Milliarden Euro. Die Automobilindustrie subventioniert um immer grössere, stärkere und luxuriösere Autos zu bauen. Die meisten staatlichen Zuschüsse erhielten Porsche, BMW(40% an BMW gehören übrigens Frau Klatten) und Daimler Benz. Und nicht zuletzt werden Parteien finanziert, im Jahr 2011 mit 139 Millionen, 054 Tausend, 047 Euro.

Dienstag, 18. September 2012

Den Armen nehmen, den Reichen geben - Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

 Es gibt Untersuchungen, die sind so sinnlos wie ein Kühlschrank am Nordpol. Solch eine Untersuchung ist der 4. Armuts- und Reichtumsbericht, der vom "von der Leyen-Ministerium" erarbeitet, und jetzt an die anderen Ministerien weiter geleitet wurde. Nach 2001, 2005 und 2008 ist dieses der vierte Bericht, mit immer der gleichen Tendenz: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer und die öffentlichen Haushalte werden ausgehöhlt. Geschehen ist bisher nichts.

 Dabei sind die Zahlen alarmierend. Wie soll eine Gesellschaft auf Dauer funktionieren, wenn die Unterschiede zwischen den Reichsten 10% der Bevölkerung, die über die Hälfte aller Vermögen verfügen, und der unteren Hälfte, denen nur 1% gehört, dermassen unüberbrückbar hoch sind. Dabei wächst der Anteil der Reichsten am Volksvermögen zunehmend schneller. Allein in den zehn Jahren zwischen 1998 und 2008 nahm deren Anteil von 45% auf 53% zu.

 Da geht selbst die, auf dieser Seite installierte Reichtumsuhr, erheblich nach. Die zeigt nämlisch erst ein Nettoprivatvermögen aller Bundesbürger von 7,5 Billionen Euro an, während der aktuelle Bericht bereits von 10 Billionen Euro spricht. Vor 20 Jahren, also 1992 Betrug die Summe aller Vermögen dagegen erst nur 4,6 Billionen. Während also die Vermögen in Privathand auf mehr als das Doppelte stiegen, nahm das Vermögen des deutschen Staates um 800 Milliarden Euro ab.

 Während das alles also, zumindest in der Tendenz seit 2001 bekannt ist, hat sich bisher keine Hand gerührt um dagegen zu steuern. Die Politik nimmt die Zahlen, zumindest in den öffentlichen Äusserungen, zur Kenntnis und geht zur Tagesordnung über. Frau von der Leyen fällt dazu nur der Rat ein, man müsse die private Vorsorge verstärken.

 Diese Aussage ist der blanke Zynismus. Die Frau, die selbst zu den Superreichen dieses Landes gehört, rät den Habenichtsen: „Ihr müsst nur fleißig sein und sparen, dann habt ihr bald genau so viel Geld wie ich.“ Aber mit dieser Einstellung scheint Frau von der Leyen in den Reihen unserer Eliten nicht allein zu stehen. Die armseelige Diskussion über die drohende Altersarmut, ohne auch nur einen einzigen tauglichen Vorschlag, wie man dieser wirksam begegnen könne, zeigt, dass niemand wirklich daran interressiert ist, einen Ausgleich in der Gesellschaft herzustellen.

Den Herrschaften fällt immer wieder nur ein, der Finanzwirtschaft noch mehr Geld in den Rachen zu werfen. Geld, das so gering verzinst wird, dass es sich durch die normale jährliche Geldentwertung in nichts auflöst. Das Sparen ohne Vermögensbildung soll in Zukunft, Dank der Idee, des sich Sozialdemokrat nennenden Sigmar Gabriel, durch Gesetz erzwungen werden. Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen, per Gesetz werden die Arbeitnehmer, die ohnehin zu der Hälfte der Bevölkerung zählen, die nur 1% der Nettovermögen besitzt, gezwungen 2% ihres Einkommens, via Betriebsrente, den Banken, Versicherungen und diversen Fonds zu übergeben, damit diese es ihren Aktionären zuschanzen.

 Aber der Verrat des Sozialdemokraten Gabriel an den Wählern der SPD geht noch weiter. Pro Zwangssparer und Jahr möchte Herr Gabriel den Besitzern der Finanzwirtschaft noch einmal 400 Euro übereignen. So plündert man die öffentlichen Kassen und verteilt um, - von unten nach oben. Das liest sich dann, schön verklausuliert im Armuts- und Reichtumsbericht so: Es sei „eine Verschiebung privater Forderungen und Verbindlichkeiten in staatlichen Bilanzen feststellbar“.  Alles klar?

 Soll heissen, der Staat muss zunehmend für private Schulden aufkommen. Nämlich dann, wenn die Herrschaften sich wieder einmal verzockt haben, mit dem Geld das ihnen von den Arbeitnehmern und Rentnern anvertraut wurde.

 Im Übrigen stellt der Bericht zwar fest, dass die unteren 40% der Arbeitnehmereinkommen nach Abzug der Inflationsrate heute weniger verdienen als noch vor ein paar Jahren und dass dieses dem Gerechtigkeitsgefühl der Bevölkerung widerspricht. Aber an den Ursachen dieser miesen Bezahlung, den Versklavungsverträgen der Leiharbeit, Minjobs, Teilzeitarbeit und befristeten Stellen, die zur Erpressung aller Arbeitnehmer führen, will man unverändert festhalten.

 Wie gesagt, unsinnig wie ein Kühlschrank am Nordpol, dieser Armuts- und Reichtumsbericht.

Montag, 17. September 2012

Wie mit falschen Begrifflichkeiten und bewussten Unwahrheiten die Rente ruiniert wurde

 Plötzluch reiben sich alle verwundert die Augen. Altersarmut, wie konnte es dazu kommen? Alle die, die Anfang der 2000er Jahre ins gleiche Horn stiessen: Die Rente sei nicht mehr finanzierbar, in Zeiten zunehmender Lebensdauer und abnehmender Geburten, sei klar, dass eine Rente aus dem Umlageverfahren nicht mehr funktionieren könne. Horrorvisionen wurden an die medialen Wände gemalt, nach denen in Zukunft ein Arbeitnehmer zwei und mehr Rentner ernähren müsse. Der einzige Ausweg, so schrieb einer vom anderen ab, sei die private Vorsorge am Kapitalmarkt. Das klang ein bisschen so, als wachse das Geld an Bäumen und man müsse es nur abpflücken.

 Warnende Stimmen, wie der Buchautor und Betreiber der Nachdenkseiten, Albrecht Müller, wurden als ewig Gestrige und gefährliche Miesmacher gebrandmarkt, die nur die Menschen davon abhielten ihr sauer verdientes Geld in die verschiedenen Vorsorgesysteme zu stecken und somit Schuld an einer späteren Altersarmut der Menschen hätten.  Eine Situation in der das Geld der Vorsorgesparer verloren gehen könnte, wurde nicht nur kategorisch ausgeschlossen, sondern gar nicht erst in Betracht gezogen.

 Man liess das Geld arbeiten. Das Geld allerdings stinkfaul ist, nicht daran denkt zu arbeiten und nicht einmal bereit ist, von einem zu anderen zu wandern, sondern dick und bräsig dort liegen bleibt, wo es schon seit eh und jeh liegt, nämlich bei den Reichen und Superreichen, wurde gern verschwiegen.

 Die Lohnnebenkosten, so stellte sogar die Rürup-Kommission fest, eine der zahlreichen Kommissionen, die Kanzler Schröder ins Leben rief um seinen unsozialen, Reformen, genannten Sparbeschlüssen einen wissenschaftlichen Charakter zu verleihen, könnten unmöglich erhöht, ja, sie müssten auf Dauer gesenkt werden. Die Lohnnebenkosten, ein Wort von den Arbeitgebern für den Arbeitgeberanteil an den Sozialversicherungen erfunden, war das Totschlagargument jener Jahre in jeder Fernsehtalkshow. Wurde postuliert, diese seien entschieden zu hoch, hätten die deutsche Wirtschaft im Würgegriff und dürften keinesfalls erhöht werden, nickten sogar Gewerkschafter beifällig mit den Köpfen.

 Dabei war der Begriff falsch und irreführend. Die von Arbeitnehmer und Arbeitgeber paritätische Finanzierung der Sozialversicherungen waren Bestandteil des Arbeitnehmerentgeltes und keinesfalls Nebenkosten. Aber Lohnnebenkosten, das klang so schön negativ und der Begriff suggerierte, dass diese Kosten eben nicht Lohn- oder Gehaltsbestandteil seien und somit freie Verfügungsmasse.

 Den Arbeitnehmern wurde eingeredet, ihr Anteil, den sie direkt von Lohn und Gehalt abgezogen bekamen, sei mehr oder weniger verloren, da sie ja sowieso später einmal keine Rente mehr bekommen würden. „Mehr Netto vom Brutto,“ war einer dieser flotten Sprüche, für die die Arbeitgeberorganisationen ihren Werbeagennturen eine Menge Geld zahlten, und den die FDP mangels eigener Ideen im Moment gerade wieder einmal recycled.

 Was für ein ausgegorener Schwachsinn den Menschen in die Köpfe gehämmert wurde, zeigt ein kleines Beispiel. Eine Anhebung des Rentenbeitragssatzes um 1%, also ein halbes Prozent für Arbeitgeber und Arbeitnehmer war absolut indiskutabel und drohte das gesamte Abendland in den sicheren Abgrund zu ziehen. Die Arbeitnehmer aber sollten 4% in die Riesterrente einzahlen um damit in etwa den gleichen Effekt zu erzielen.

 Solch krude Rechnungen funktionierten natürlich nur, weil eine geschickte Propaganda die Menschen glauben machte, die Lohnnebenkosten würden zwangsweise vom Staat konfisziert ohne jede Gegenleistung. Es wurde einfach unterschlagen, dass die Beschäftigten mit jedem Euro, den sie in die Rentenkasse einzahlten einen Anspruch auf ihre zukünftige Rente erwarben.

 Der Arbeitgeberanteil aber, so wurde behauptet, vernichte Arbeitsplätze, da die deutsche Wirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüße. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit natürlich ein schwerwiegendes Argument. Aber auch hier wurde gelogen und maßlos übertrieben. Nehmen wir an, ein Produkt oder eine Dienstleistung kostet 1.000 Euro. Der Lohnanteil daran ist, großzügig kalkuliert 30%. Macht 300 Euro. Ein halbes Prozent von 300 sind 1,50 Euro. Das Produkt oder die Dienstleistung verteuern sich also um 1,50 Euro oder 0,15%. Diese Beispielrechnung zeigt die ganze Lächerlichkeit der Argumentation auf.

 Diese massive Verdrängung der Tatsachen, die Beugung der Wahrheit, ja die immer wieder wiederholten Lügen konnten ihre Wirkung nur entfalten, weil alle Medien, die Politiker, selbst Teile der Gewerkschaften, Sprecher der Staatlichen Rentenversicherung und der überwiegnde Teil der Wissenschaftler unisono das Gleiche behaupteten.

 Sie haben ihr Ziel erreicht. die abhängig Beschäftigten gingen zu Millionen in die Riesterfalle. Um genau zu sein, die Ihnhaber von 13,6 Millionen Riesterverträgen müssen nun mit ansehen, wie ihr angespartes Geld langsam immer weniger wird. Zu den wenigen, die damit wirklich Vorsorge für ihr Alter betrieben, gehören Altkanzler Schröder, Walter Riester, Bert Rürup, Bernd Raffelhüschen und wie sie sonst noch alle heissen mögen.

Sonntag, 16. September 2012

Die Riester-Rente, der größte Coup aller Zeiten

 Ein Mann reist durchs Land, wird weitergereicht von Fernsehstudio zu Fernsehstudio und von Zeitungsredaktion zu Zeitungsredaktion. Walter Riester ist wieder auf Promotiontour. Nicht erst seit den unbedachten Worten des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel: „Die Hoffnungen das die Riesterrente die Absicherung beim Rentenniveau ausgleicht, haben sich nicht erfüllt“, zweifeln viele Arbeitnehmer, ob die Riester-Rente in der Lage ist, sie vor der drohenden Altersarmut zu bewahren.

Langsam wird der Betrug mit der Zusatzrente durch Kapitalanlage offenbar.  Die Anbieter von Riesterverträgen klagen über eine rapide zurückgehende Anzahl bei den Abschlüssen von Neuverträgen. Neues, frisches Geld muss her. Ein Schneeballsystem funktioniert eben nur, wenn ihm immer neues Geld zugeführt wird. Die ersten Riesterverträge garantieren noch eine Verzinsung von 4,5%, zur Zeit werden gerade einmal noch 2,5% garantiert. Renditen, die praktisch nicht mehr zu erwirtschaften sind, wenn man weiss, dass die Anbieter von Riesterverträgen bis zu 25% der Spargelder für Verwaltung, Werbung und den eigenen Gewinn einbehalten. So werden die ersten Auszahlungen zum Teil mit dem Geld der Kunden aus den Neuverträgen finanziert.

 Warum so ein unsinniges System, das den Versicherten 4% ihres Bruttoverdienstes kostet und das aus der Staatskasse noch mit Zuschüssen gefördert wird, wenn es letzten Endes doch darauf hinausläuft, dass die Einzahler die Rente der älteren Generation finanzieren? In den 80er Jahren suchten die Versicherungen nach neuen Geschäftsfeldern. Die staatliche Rentenversicherung setzte jährlich Milliarden um, ohne das irgend jemand ausser den Versicherten etwas davon hatte. Was hätte man für Geschäfte machen können, wenn man auch nur einen Teil dieser Gelder in die eigenen Kassen umleiten konnte.

 Zur gleichen Zeit sannen die Arbeitgeber darauf, sich endlich aus der solidarischen Finanzierung der Sozialversicherungen zu verabschieden. Beide Interessen trafen sich. So begann ein gewaltiger PR-Feldzug gegen die umlagefinanzierte Rente. Den Arbeitnehmern wurde eingeredet, sie würden im Alter nicht mehr genügend Rente bekommen, um noch vernünftig davon leben zu können. Horroszenarien von einer aussterbenden Gesellschaft wurden an die Wand gemalt. Die Alten würden immer Älter, die Jungen immer weniger, und die würden die Alten eines, nicht mehr fernen Tages, nicht mehr ernähren können.

 Diesen Horrorgeschichten, gab die Politik der Kohl-Regierung nach der Wende, neue Nahrung. Hemmungslos plünderten Kohl und sein Finanzminister Waigel die öffentliche Rentenkasse, um die wahren Kosten der Wiedervereinigung zu verschleiern. Als dann Kohl abgewählt wurde und die neue Rot/Grüne Regierung unter Schröder und Fischer an die Macht kam, war die öffentliche Meinung bereits so weit gedreht, dass die Bürger die Lügengeschichten der Versicherungswirtschaft und der Arbeitgeber für bare Münze hielten.

 Es galt als ausgemacht, das der demographische Faktor es unmöglich mache, dass das Umlageverfahren in Zukunft eine auskömmliche Rente garantieren könne. Der wichtigste und letzten Endes entscheidende Faktor, die Produktivität der Wirtschaft in dreissig oder fünfzig Jahren wurde gänzlich aussen vor gelassen. Immer mehr Arbeiten wurden in den Jahren der Automatisierung und der Digitalisierung von Maschinen übernommen. Wo vor Jahren noch hundetre von Menschen in den Fabrikhallen schufteten, versahen nun Roboter deren Arbeit. VW proklamierte gar die menschenlose Fabrik. Während also immer weniger Menschen im Produktionsprozess tätig waren, stieg die Wertschöpfung aber ständig weiter an. Es ist also vollkommen belanglos, wieviel Menschen in die Rentenkasse einzahlen. Bei einer anhaltend hohen oder gar steigenden Produktivität der deutschen Wirtschaft kann theoretisch auch ein Beschäftigter 100 oder mehr Rentner finanzieren. Diese Wahrheit aber wurde nicht publiziert.

 Als dann Oskar Lafontaine konsterniert und zermürbt als Finanzminister das Handtuch warf, war der Weg für den Einstieg in die kapitalfinanzierte und der Weg aus der solidarisch finanzierten Rente endlich frei. Die Finanzindustrie hatte inzwischen ein paar professionale Mitmäuler eingekauft, Prof. Raffelhüschen und der zeitweilige Vorsitzende des Sachverständigenrates der Bundesregierung Prof. Rührup, die der ganzen Propaganda nun auch noch einen wissenschaftlichen Anstrich gaben.

 Kanzler Schröder, der aus seinen Tagen als niedersächsischer Ministerpräsident, bestens bekannt war mit dem Versicherungsmakler Maschmeyer, wollte eine privat finanzierte Zusatzrente. Sein Arbeitsminister Riester, ein ehemaliger Gewerkschaftsfunktionär senkte deshalb das Rentenniveau, und entwarf gleichzeitig das heute als Riesterrente bekannte Modell. Er wusste, es würde sein Schaden nicht sein. Noch heute sitzt er im Aufsichtsrat der Union Invest, dem grössten Anbieter von Riesterverträgen. Maschmeyer verkaufte seine Versicherungsagentur AWD und gründete mit Prof. Rührup die Maschmeyer Rürup AG, die das deutsche Rentenmodell weltweit zu verkaufen versucht. Walter Riester arbeitet für die beiden als Berater.

 Der Finanzwirtschaft flossen Milliarden zu. Da dieses Geld zu einem hohen Prozentsatz aber nur in sichern Anlgen investiert werden darf, überboten sich die Gesellschaften darin, Staatsanleihen zu kaufen. Die wurden immer billiger. Die Renditen sanken. Gleichzeitig war es für die Finanzminister immer einfacher an frisches Geld für ihre maroden Haushalte zu kommen. Die Kredite wurden ihnen förmlich aufgedrängt. Die Verschuldung, besonders wirtschaftlich schwacher Staaten, stieg in unermessliche Höhen, denn wollten die Kreditgeber noch eine halbwegs attraktive Verzinsung erreichen, so mussten sie dort investieren, wo die Risiken und daher auch die Zinsen am höchsten waren.

 Die ungeheure Menge an Geld, die nicht nur in Deutschland sondern vor allen Dingen auch in den USA, Teilen von Lateinamerika und Großbrittannien der Finanzwirtschaft zufloss und die Sorge nicht genügend Rendite zu erwirtschaften um die enormen Rentenzusagen zu erfüllen, trieben die Finanzjongleure in immer wahnwitzigere Geschäftsideen, bis die Blase platzte und die Steuerzahler nun die, in Schieflage geratenen, Banken und Versicherungen retten mussten. Diese Rettungsmassnahmen aus den Staatshaushalten führten dann zu der jetzigen Staatsschuldenkrise.

 Die Arbeitnehmer werden also für ihre private Rentenversicherung zweimal zur Kasse gebeten. Einmal durch die Beitragszahlungen und zum zweiten mit ihren zu zahlenden Steuern. Dafür bekommen sie dann die recht zweifelhafte Versicherung, dass ihnen auf alle Fälle ihre gezahlten Beiträge als Rente ausgezahlt werden. Also eine Nullverzinsung und damit abzüglicher der Inflation wertmässig erheblich weniger, als ihre jahrelangen Einzahlungen.

Freitag, 14. September 2012

Islamischer Flächenbrand anstatt arabischer Frühling

 Die Amerikaner sind konsterniert. Sie schauen auf ihre Fernsehbildschirme und können es nicht fassen. Nach der Veröffentlichung eines Videos in dem der Prophet Mohammed als Lüstling, Lügner und Betrüger dargestellt wird und dessen Absicht wohl von vornherein war, die islamische Welt zu provozieren, kommt es zu gewaltsamen Protesten gegen US-amerikanische Einrichtungen. Tausende protestierten in Kairo und versuchten die amerikanische Botschaft zu stürmen, ebenso wie im Jemen, in Pakistan, in Afghanistan, im Iran und im Irak. In Bengasi wurde das amerikanische Konsulat gestürmt und angezündet. Der Botschafter und drei weitere Diplomaten wurden getötet, mehrere verletzt.

 Bengasi, ausgerechnet Bengasi, hier wo die USA sich unter Verbündeten wähnten. Schliesslich hatten sie die libysche Revolution, die im Frühjahr 2011 hier begann massgeblich unterstützt. Eine Revolution, die der arabischen Welt Demokratie nach westlichem Vorbild bringen sollte. Anders als in Tunesien, von wo der „arabische Frühling“ ausging und in Ägypten hatten sie in Libyen nicht gezögert und sich von Anfang an auf die Seite der Revolution geschlagen. Sie hatten die Schlüsselpositionen im libyschen Revolutionsrat mit ihren Leuten besetzt, hatten den Sieg der Aufständigen herbeigebombt und zum Schluss noch tatkräftig, mit eigenen Spezialkräften, bei der Suche und Ergreifung Gaddafis geholfen. Und nun zündeten diese Menschen, die ohne die Hilfe der USA immer noch unter der Diktatur Gaddafis leben müssten, das amerikanische Konsulat an, und ermordeten den Botschafter.

 Die Us-Amerikaner verstehen die Welt nicht mehr. Aber nicht nur die Amerikaner reiben sich verwundert die Augen und fragen was aus ihrer schönen Revolution geworden ist? Die ganze Rat- und Hilflosigkeit der Politik zeigt sich in dem Appell unseres Aussenministers Guido Westerwelle: „Ich appelliere an die gesamte arabische Welt, jetzt auch zurückzukehren zu friedlichen Protesten.“ Als wenn das irgend jemanden in Kairo oder Bengasi interessieren würde, wenn ein deutscher Aussenminister, mit betroffener Miene, in die Fersehkameras spricht und zu friedfertigen Protesten aufruft.

 Die Politiker, Journalisten, Philosophen und Künstler, denen im Frühjahr 2011 gar nicht genug Bomben auf Tripolis fallen konnten um Gaddafi zu beseitigen, und in deren sozialromantischen Vorstellungen eine demokratische Welle ganz Arabien erfasste, die gar einen arabischen Frühling heraufbeschworen, appelieren jetzt an ihre unbekannten Freunde, doch der Gewalt abzuschwören, der sie vor kurzem noch selbst huldigten und der sie in Syrien immer noch das Wort reden, und fordern sie auf, friedlich zu demonstrieren.

 Das zeigt ein weiteres Mal, das diese Leute, die hier das grosse Wort führen, nicht die geringste Ahnung haben, was in der arabischen Welt wirklich vor sich geht. Sie haben ernsthaft geglaubt, das die paar Oberschichtenkinder auf dem Tahirplatz in Kairo, die an ihren teuren Smartphones herumfummelten, und in wohl gesetzten Worten, in reinstem Oxfordenglisch, ihrer Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie Ausdruck verliehen, die Mehrheit der ägyptischen Jugend repräsentierten. In einem Land, in dem die Mehrheit weder lesen noch schreiben kann, faselten diese Leute von einer Facebook-Revolution. Die Aufstände von Tunesien über Libyen, Ägypten, Jemen, Bahrain bis nach Syrien waren kein Schrei nach Freiheit und Demokratie, sondern reine Hungerrevolten.

 Die Machthaber in diesen Ländern, allesamt Diktatoren, konnten sich zum Teil über Jahrzehnte an der Macht behaupten, weil sie immer dafür sorgten, dass die breite, völlig verarmte Mehrheit ihrer Völker satt zu Essen bekamen. Die Einfuhren von Getreide und anderen Nahrungsmitteln wurden zum Teil hoch subventioniert.

 Als die Länder Nordafrikas und der arabischen Halbinsel in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, baten sie um internationale Unterstützung beim IWF und der Weltbank. Die waren bereit Geld zu geben verlangten aber im Gegenzug die üblichen drastische Sparmassnahmen, wirtschaftliche Liberaliserung, Öffnung der Grenzen für ausländisches Kapital und eine rigorose Privatisierung der Staatsbetriebe.

 Die Auswirkungen dieser Massnahmen waren katastrophal. Bauern kamen nicht mehr gegen die industriealisierte westliche Landwirtschaft an und mussten aufgeben, die Nahrungsmittelpreise gingen sprunghaft in die Höhe, in den privatisierten, ehemaligen Staatsbetrieben wurde mit westlichem Kapital gnadenlos  automatisiert und digitalisiert. Beschäftigte wurden massenhaft entlassen. Die kleinen Händler in den Basaren mussten sich der Überlegenheit grosser Handelsketten beugen. Millionen Menschen verloren Arbeit und Brot und machten sich auf, in die grossen Städte. Dort bevölkerten sie die Elendsviertel, in denen es weder sauberes Wasser noch Abwasserkanäle gibt. Sie lebten fortan von Gelegenheitsjobs, von Kinderarbeit, Betteln, kleinen Diebereien und Prostitution.

  Allein die Einwohnerzahl des Kerngebietes von Kairo wuchs in den zwölf Jahren von 1996 bis 2008, in den Jahren also, in denen die Vorschriften von Weltbank und IWF ihre Wirkung entfalteten, von 6,7 auf 7,9 um 1,2 Millionen Menschen. Mit seinen Randgebieten schätzt man Kairo heute auf über 18 Millionen Einwohnern.

 In Syrien strömten etwa 1,5 Millionen Menschen in die Städte des Nordens, weil sie in ihrer Heimat keine Überlebenschancen mehr hatten, da ihnen das Land und das so dringend benötigte Wasser für ihre Felder für landwirtschaftliche und industielle Grossprojekte genommen wurde. Dort übrigens, in diese Flüchtlingsstädten, begann der Aufstand gegen Präsident Assad.

 Alle arabischen Staaten verzeichnen ein enormes Bevölkerungswachstum. In Ägypten waren 2004 33,9% der Bevölkerung jünger als 15 Jahre, in Libyen sind es 20%, in Tunesien 23,2 %, in Syrien 35,2% und im Jemen gar 43%.

 Diese Menschen haben keinerlei Perspektive. Sie wachsen auf in Hunger und Elend und können zum grössten Teil weder schreiben noch lesen. Ihr einziger Halt ist ihr Glaube, der Islam. Diese Jugendlichen erleben zudem, dass der Westen immer mehr zum bestimmenden Faktor in ihren Ländern wird. Sie sehen die militärische Übermacht, empfinden die westlichen Truppen im Irak und in Afghanistan als Besatzer und fühlen sich von den Kriegsschiffen die vor den Küsten ihrer Länder kreuzen, bedroht. Sie fühlen sich durch das Auftreten Israels in der Region gedemütigt und provoziert.

 Hunger, Eland, Perspektivlosigkeit mangelnde Bildung und eine allgemeine Frustration, dass ist der ideale Nährboden für die Scharfmacher in den Moscheen und Koranschulen. Ein Funken genügt, und das ganze Pulverfass fliegt in die Luft. Die Aufstände im Frühjahr vergangenen Jahres waren erst der Anfang. Wenn der Westen so weiter macht und versucht den Menschen im islamischen Raum seine Lebensweise, seinen Kapitalismus und seine Kultur aufzuzwingen, dann wird über kurz oder lang aus den einzelnen Glutnestern ein gewaltiger Flächenbrand, den keine Armee der Welt widerstehen kann.

Donnerstag, 13. September 2012

Hungerlöhne und Arbeiten bis zum Umfallen auf Deutschlands Insel der Reichen und Schönen

 Einer der zentralen Glaubenssätze des Neoliberalismus lautet in etwa, wenn es den Wohlhabenden gut geht, dann wird es früher oder später auch der arbeitenden Masse gut gehen. Auf Deutschlands Promiinsel Sylt scheint dieses Gesetz nicht zu gelten. Eine Umfrage von DGB und der Gewerkschaft Nahrung, Genuss Gaststätten, NGG, hat gezeigt das über 25% der Berufspendler auf Sylt, nicht einmal 8,50 Euro in der Stunde verdienen.16% der Befragten müssen in der Woche 15 und mehr Überstunden leisten.

  Hier, wo der Champagner und der Prosecco in Strömen fliessen, wo schon mal Strassen gesperrt werden, damit zig Ferraribesitzer mit ihren roten PS-Protzen einen Korso fahren können, müsste es dem Personal doch eigentlich sehr gut gehen. Hier wo die Dekadenz des Geldadels seine Partys feiert, wo die Reichen mit den Schönen gemeinsam so richtig die Sau rauslassen, da, so sollte man meinen, müssten auch ein paar Brosamen für die Vasallen unter den Tisch fallen.

 Aber denkste! Wenn die Flasche Champagner schon einige Hundert bis zu ein paar tausend Euro kostet, da muss man beim Personal eben sparen. Schliesslich ist Geld verschleudern auf hohem Niveau, so wie es auf Sylt gepflegt wird, kein Vergügen, sondern Schwerstarbeit. Warum also um alles in der Welt soll man die niederen Schichten auch noch anständig bezahlen, wenn sie einem das Leben nur noch schwerer machen. Ständig steht so ein Pinguin bereit und drängt einem das nächste Glas Schampus auf. Hinter den Buffets lauern sie, um einen mit Kaviar, Austern, Cappacio vom Khoberind, Flugmangos oder mit weissen Trüffeln vollzustopfen, in der Absicht einen früher oder später ins Grab zu bringen. Und das soll auch noch honoriert werden?

 Diese herrliche Dünenlandschaft, das Meer, die Sonne und diese wunderbar reine Luft und dagegen dann diese Menschen mit ihren platt gelaufenen Füssen, diese Bediensteten, die bei der Arbeit so unästhetisch schwitzen, - eine Zumutung. Sollen doch froh sein, dass sie eine Arbeit haben und bedienen kommt schliesslich von dienen. Gerade den niederen Schichten ist das Dienen praktisch vom lieben Herrgott in die Wiege gelegt. Nicht jeder kann zur Herrschaft gehören, es muss auch Knechte und Mägde geben. Geht es doch letzten Endes nur darum, die eigene Rolle anzunehmen und nicht ständig dagegen aufzubegehren. Man kann so viel Freude erfahren, beim Boden wischen und Toiletten reinigen, wenn man es mit Freude und Hingabe tut. Es ist alles nur eine Einstellungssache.

 Die Gewerkschaften sollten sich ihrer Verantwortung endlich bewusst werden. Statt die Menschen immer wieder mit neue Forderungen aufzustacheln, sollten sie ihren Mitgliedern klar machen, welche Aufgabe ihnen in der Gesellschaft durch göttlichen Ratschluss zugedacht ist, und dass sie diese Aufgabe zum Nutzen Aller zu erfüllen haben.

 Aber so sind die Menschen, anstatt froh zu sein, nicht der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen, werden unangebrachte Forderungen nach einem Mindestlohn gestellt und nach geregelten Arbeitszeiten. Nicht mehr lange und die Bars und Nachtclubs auf Sylt müssen um drei Uhr in der Frühe schliessen, weil das Personal Feierabend hat, eine verkehrte Welt.

 Dieses Personal, das sind doch oftmals noch sehr junge Menschen. da muss man das Geld knapp halten, damit sie den Wert eines Euros erkennen und dass es nicht so leicht ist, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Zu viel Geld schon in jungen Jahren verdirbt ganz eindeutig den Charakter.

 Man sieht die Regeln der neoliberalen Lehre gelten nach wie vor. Sie sind nur auf Sylt aus moralischen Gründen ausser Kraft gesetzt, zum Schutz der dort arbeitenden Menschen vor sich selbst.

Mittwoch, 12. September 2012

Lass uns endlich in Ruhe, Bettina!

 Der Schmerz kam spät, sehr spät, dafür aber um so heftiger. Der Seelenschmerz über eine Nachricht aus Absurdistan, die vor einiger Zeit durch die Boulevardpresse und einige Verschwörungstheorien nachhängenden Blogs geisterte. Von den Parteifreunden ihres Mannes Christian wurde Bettina Wulff, just als man diesen als Ministerpräsidenten von Niedersachsen los werden wollte, mit dem Rotlichtmillieu in Verbindung gebracht. Sechs Jahre ist das jetzt her. Aufgewärmt wurde die trübe Suppe dann noch einmal um die Jahreswende 2011/2012, da nämlich wollte man den Christian schon wieder los werden, dieses Mal sollte er aus dem Amt des Bundespräsidenten gemoppt werden.

 Die ganze Zeit hat Bettina Wulff geschwiegen, und das war auch gut so. Eigentlich waren alle froh nichts mehr von diesem merkwürdigen Paar aus Großburgwedel bei Hannover zu hören. Nun aber bricht es förmlich aus ihr heraus. Gerade just in dem Augenblick, in dem sie ihr, wie man in Kritiken lesen konnte, (ich selbst würde für so einen Schund keine 19,99 Euro ausgeben) eher fragwürdiges Büchlein, „Jenseits de Protokolls“, herausbringt. Ein Schelm wer Böses denkt.

 Natürlich hat das juristische Vorgehen gegen Jauch und Google nichts mit dem Erscheinungstermin zu tun. Natürlich gehören die Interviews der ehemaligen First Lady mit der Bunten und Brigitte ausschliesslich zu der, ihr vom Therapeuten, verschriebenen Schocktherapie zur Überwindung der Seelenschmerzen. Und es hat schon eine gewisse Tragik, dass Frau Wulff gezwungen ist, just in dem Blatt, dass ihren Mann zum Abschuss freigegeben hatte, die Bildzeitung, den Vorabdruck ihres Werkes zu veröffentlichen.

 Und so werden wiederum wir gezwungen, Dinge zu erfahren, die wir nie wirklich wissen wollten. Warum zum Beispiel, sie bei der Rücktrittsrede ihres Christian so abseits gestanden hatte, oder wie genervt sie war, als sie dessen Rücktrittsrede gegenlesen sollte. Das Alles ist nicht leicht für uns zu ertragen. Die Wulffs als Glamourpaar in Berlin waren schon eine gewaltige Fehlbesetzung, aber jetzt Bettina als Opfer der Medien, da könnte auch gleich der Teufel den Papst geben.

 Wenn denn ihr Therapeut auch nur ein wenig Ahnung hat von seinem Beruf, dann sollte er ihr klar machen, dass sie damals 2008, als sie den biederen Osnabrücker Messdiener Christian Wulff auserkor um ihre Jungmädchenträume vom strahlenden Prinzen, von einem Schloss, von Bällen und Festen, von den Düften der grossen weiten Welt zu erfüllen, ganz einfach aufs falsche Pferd gesetzt hatte.

 Der Christian ist halt nur ein kleiner verdruckster Spiesser, der von zwei Frauen, von ihr, Bettina Körner, und von der Bundeskanzlerin, Angela Merkel, ins gleissende Rampenlicht geschubst wurde, während er doch eigentlich nur seine kleinen, schmierigen Geschäftchen machen wollte. Aber noch ist es ja nicht zu spät, Bettina. Du bist 38 Jahre alt, hast dich ganz gut gehalten und wirst doch mit deinen dunklen Rehaugen noch irgendeinen Multimillionär an Land ziehen können. Frag doch mal bei Veronica Ferres nach, ihr sollt ja gut miteinander können, die hat sich ja auch den komischen AWD-Fritzen geangelt.

 Wir, denen nichts anderes übrig bleibt, als dich und deines Gleichen zu ertragen, wünschen dir bei der Jagd alles Gute und viel Erfolg, schon aus reinem Selbstschutz. Finnanziell üppig ausgestattet,  bleiben uns dann hoffentlich deine literarischen Ausdünstungen, und die Zwecks PR fürs Buch nötigen Interviews, auf alle Zeiten erspart.

Dienstag, 11. September 2012

Von Herren und Knechten

 In Ostwestfalen, in der tiefsten Provinz hat der geschäftsführende Gesellschaft der Firma Miele, Dr. Reinhard Zinkann geheiratet. Die auserwählte ist, natürlich, eine Adelige, Amélie von Wallenberg Pachaly. Eigentlich keine Nachricht, die einer Erwähnung wert wäre, wenn da nicht diese Bilder wären. Bilder, die von der Lokalpresse ins Netz gestellt wurden.

 Bilder, die eine andere Welt zeigen, abgehoben, sureal. Menschen, die sich als unsere Eliten bezeichnen, entrückt der Realität. Fast hundert Jahre, nachdem Adelstitel in Deutschland abgeschafft wurden, scheinen diese wieder Konjunktur zu haben. Verbindungen von Geld und Einfluss in der Wirtschaft mit mehr oder weniger bekannten und begüterten Adelsfamilien sind mittlerweile Selbstverständlichkeiten.

 Während uns die Yellowpress und die diversen Lifstilemagazine im Fernsehen ein Gefühl der geduldeten Neugier vermitteln, will uns eine bestimmte Art von Kitschfilmen mit denen uns das Fernshen fast jeden Abend versorgt die Aschenbrödelbotschaft nahe bringen, sei fleißig, unterwürfig, stell keine unerwünschte Fragen und glaub bis zur Selbstaufgabe an die Fürsorge der Oberschicht, dann kommt auch zu dir eines Tages der Prinz auf dem weissen Pferd und führt dich heim, auf sein Schloss.

 Dass dem nicht so ist, beweisen die Bildunterschriften. Diese Leute gehören einer eigenen Kaste an, weitab von der Realität der arbeitenden Menschen. Eine Kaste der Besitzenden (die Einen haben das Geld, die Anderen den Namen), die sich frei zu dem Bild der elitären Oberschucht bekennt. Eine Kaste, die sich, durch Geburt zum Führen berufen fühlt, ohne lästige Kontrolle, eher von Gottes Gnaden.

 Das hat nichts mit einer demokratisch verfassten Gesellschaft zu tun, und wirft doch ein bezeichnendes Bild auf den Zustand unserer Republik.. Es ist das Bild einer obrigkeitshörigen Gesellschaft. Nicht einmischen, selbst denken, zu eigenen Erkenntnissen kommen und mitbestimmen ist das Kredo, sondern Gehorsam und Unterwerfung. Wir, die breite Masse der Bevölkerung, die laut Grundgesetz die höchste Macht in Deutschland ist (Art. 20 GG: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus), geben freiwillig unser Selbstbestimmungsrecht auf. Wir lassen uns unsere Meinung machen und bemerken gar nicht, dass diese fremd bestimmte Meinung unseren eigenen, vitalen Interessen entgegen steht. Wir nehmen hin, was uns täglich als Wahrheit und als alternativlos vorgesetzt wird, ohne zu bemerken, dass wir übervorteilt werden.

 Eine Kaste der Unangreifbaren macht Politik. Ihr Geld, ihre Beziehungen, die sie ererbt haben, oder die Netzwerke, die sie auf Eliteschulen und Eliteuniversitäten knüpfen, schaffen Fakten, ohne zu fragen. Sie müssen nicht an die richtigen Türen klopfen, sie öffnen die Türen zu den Entscheidungsträgern der Politik, die ja formal die Geschicke der Nation leiten, weil die Entscheidungsträger längst Mitglieder ihrer Netzwerke sind. Man kennt sich feiert gemeinsam, lässt sich aushalten, hält aus, erweist sich Gefälligkeiten.

 Diese Gesellschaft ist schon seit Langem keine offene Gesellschaft mehr. Sie ist nicht mehr durchlässig. Aufstieg, aber auch Fall, sind praktisch ausgeschlossen. Genau so wenig, wie die Eliten Aufsteiger in ihre Reihen aufnehmen, genau so wenig lassen sie Ihresgleichen fallen. Ihr Orden hat bestand. Ende des neunzehnten Jahrhunderts, ist der langsam verarmende Adel einen Pakt mit dem aufstrebenden und durch die Industriealisierung zu Reichtum gelangtem Bürgertum eingegangen. Gemeinsam haben sie das Kaiserreich, die Revolution überstanden, haben die erste Deutsche Republik zerstört, sich, zugegeben oft zähneknirschend, dem Naziregime angepasst und wirtschaftlich daran partizipiert, haben die Entnazifizierung durch die Siegermächte schadlos überstanden, dank ihrer hervorragenden Beziehungen zu den Kirchen, die ihnen die „Persilscheine“ ausgestellt haben und haben sich in der neuen Republik eingenistet.

Schliesslich hatte man ja Widerstandskämpfer in den eigenen Reihen. Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg war keinesfalls ein glühender Anhänger der Demokratie sondern ein erzkonservativer Verfechter des Nationalismus, des Ständestaates und des Führertums. Trotz dieser, den Werten der jungen Bundesrepublik widersprechender Ansichten und Ziele, gelang es der Allianz aus Kriegsgewinnlern und Adel, Stauffenberg als den einzig relevanten Hitler-Attentäter hinzustellen. Alle Anderen, die versuchten Hitler aus dem Weg zu räumen wurden, mit zum Teil verleumderischen Mitteln, aus dem Gedächtnis der Nation gestrichen. Ein Beispiel dafür, ist der, dem Umfeld der KPD zuzurechnende, Bürgerbräukeller-Attentäter Georg Elser, der die Gefahr Adolf Hitler bereits 1939 erkannt hatte. Der rechtskonservative Pastor Martin Niemöller bezichtigte Elser der Mitgliedschaft in der SS.

 Hatten eben noch die Krupps, Thyssens, Flicks, von Fincks, Quandts, Oetkers, Mieles riesige Vermögen mit der Kriegswirtschaft verdient, hatten Zwangsarbeiter wie Sklaven in ihren Fabriken schuften lassen, bis sie tot umfielen, oder durch die sogenannte Arisierung ehemals jüdische Firmen in ihren Besitz gebracht, so dienten sie sich jetzt der jungen Bundesrepublik als Aufbauhelfer an.

 Schnell war eine neue Bedrohung von innen und aussen ausgemacht, der „Sowjetimperalismus und die Kommunisten im eigenen Land. Man fand sich wieder in den alten Zirkeln zusammen. Zunächst noch verdeckt, zurückhaltend wurde den Arbeitnehmern mit dem Begriff der sozialen Marktwirtschaft eine Teilhabe vorgegaukelt. Jeder solle seinen gerechten Anteil an einer prosperierenden Wirtschaft haben.

 Das änderte sich schlagartig nach dem, als Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus gefeierten, Zusammenbruch des Ostblocks. Alle Masken wurden fallen gelassen. Turbokapitalismus regierte. Dem hatte sich alles unter zu ordnen. Teilhabe, Demokratie, das Bild einer solidarischen Gesellschaft alles nur noch hohle Begriffe, leere Fassade. Entscheidungen des Parlaments sind nur noch die, Vollzugshandlung vorher in Hinterzimmern, elitärer Clubs oder auf Partys ausgeklüngelter Verabredungen.

 Man ist wieder wer und zeigt das auch ungeniert den staunenden Massen. Und wer man ist, das zeigt man auch. Wie in einer Monarchie bleibt man unter sich, verheiratet seine Kinder nur innerhalb dieser geschlossenen Gesellschaft. Der Unterschied zur Mafia ist, dass niemand zurück gelassen wird. Kein Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft wird tot im Hafenbecken gefunden mit einem Betonklotz an den Füssen. Versager werden versorgt, ins Ausland verheiratet oder weggelobt. Nicht ganz trittsicheren Erben wird ein Geschäftsführer als Consigliere zur Seite gestellt, oder sie werden gleich in den Aufsichtsrat beordert.

 Bei hohen Familienfeiern zeigt man sich dem begeisterten Volk. Dann gibt man sich ganz wie bei Königs, erzkonservativ schon die Kleidung. Die Herren im Gehrock, die Damen mit Hüten auf dem Kopf wie beim Pferderennen in Ascot stellt man seinen Wohlstand zur Schau. Kirche und Politik sind zum salutieren angetreten.

 Sie geben sich keiner Tarnung mehr hin. Deutlich postulieren sie: Uns gehört die Welt und ihr seid dazu da, sie für uns zu bewirtschaften.

Sonntag, 9. September 2012

Gabriels "Solidarrente" ist eine Verhöhnung der Arbeitnehmer

 Die SPD, oder besser ihr übergewichtiger Chef, Sigmar Gabriel, hat ein Papier vorgelegt, das sie, die Menschen, die auf eine soidarische Gesellschaft angewiesen sind, verhöhnend Solidarrente nennt. Solidarisch ist dabei nur die Solidarität der SPD mit der Finanzwirtschaft.

 So weicht die SPD kein jota von ihren unsozialen Gesetzesregelungen , wie der Rente mit 67, oder der Absenkung des Rentensatzes auf 43% ab. Stattdessen verabschiedet sie sich von dem Prinzip der Freiwilligkeit einer privaten Zusatzrentenversicherung und führt das, von der Versicherungswirtschaft seit langem geforderte, Zwangsprinzip durch die Hintertür der betrieblichen Altersvorsorge ein.

 In Zukunft soll ein Arbeitnehmer ausdrücklich widersprechen, ansonsten werden mindestens 2% seines Bruttlohns in eine Anwartschaft auf eine spätere Betriebsrente umgewandelt. Aus dem Staatssäckel möchte die SPD der Finanzwirtschaft dann jährlich noch einmal pro Arbeitnehmer 400 Euro in den gierigen Rachen werfen. Ein Milliardengeschäft, wenn man noch dazu bedenkt, dass es den Arbeitnehmern freigestellt ist, bis zu 6% ihres Bruttolohnes in die Betriebliche Alterssicherung einzuzahlen.

 Solidarität in der Altersvorsorge, war bei den Sozialdemokraten bis vor ein paar Jahren noch das unumstössliche Paritätsprinzip, bei dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer den gleichen Beitrag in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlten. Davon haben sie sich seit Einführung der Riesterente zugunsten der Arbeitgeber verabschiedet. Seitdem zahlen beide Tarifparteien nur noch so viel in die gesetzliche Rente ein, dass diese in Zukunft bei einem grossen Teil der Arbeitnehmer nicht einmal die Höhe des Sozialhilfesatzes erreicht. Für den Rest der zukünftigen Rente, der ein halbwegs menschenwürdiges Leben im Alter erst ermöglicht, sollen die Arbeitnehmer gefälligst selbst sorgen.

 Dabei stört den Dicken aus Goslar nicht einmal sein dummes Geschwätz der letzten Jahre, von der soliden Alterssicherung durch die Riesterrente. Die wird vom Allheilmittel für zukünftigen Wohlstand im Alter, kurzerhand zum Rohrkrepierer erklärt: „Die Hoffnungen das die Riesterrente die Absicherung beim Rentenniveau ausgleicht, haben sich nicht erfüllt.“ Schuld daran sei die immer geringer werdenden Renditen auf dem Anleihemarkt.

  Pech gehabt, liebe Riestersparer, euer Geld wurde leider von den hohen Kosten der Versicherungen und Fonds verfrühstückt. Aber sorgt euch nicht, der Onkel Gabriel weiss schon was Neues, mit dem er euch das Geld aus der Tasche zieht.

 Nun weiss niemand, woher der verkrachte Lehrer aus dem Vorharz die Rendite hernehmen will, die die Betriebsrenten über das Niveau der Riesterrente erheben sollen. Auf dem allgemeinen Anleihemarkt gibt es nun einmal nur noch 0,05% bis maximal 2%. Die einzige Möglichkeit mehr Rendite herauszuschlagen, wären hochriskante Wetten. Was dabei herauskommt kann man zur Zeit sehr schön in den USA beobachten, wo viele Rentner vor dem Nichts stehen, weil ihre Pensionskassen, in die sie fleißig ihr Leben lang einbezahlt haben, sich verzockt haben und vor dem Aus stehen. Dort müssen alte Menschen, die noch bis vor kurzem, in ihren abgeschotteten, rund um die Uhr bewachten Domizilen in Florida, Golf spielten, wieder arbeiten um sich satt essen zu können.

 Nicht von ungefähr, hat der in Diensten der Versicherung stehende Prof. Raffelhüschen vor kurzem erklärt, dass es nun endlich Zeit würde, die Auflagen für die Anleger auf dem Rentenmarkt zu lockern, damit diese im weltweiten Casino mit am ganz grossen Rad drehen können. Derivate, Rohstoff- und Nahrungsmittelspekulationen, hochriskante Wetten gegen Staaten für und gegen das Wetter, mit CO2- Zertifikaten, das alles soll in Zukunft möglich sein.

 Hierfür muss der Staat die Zocker mit dem nötigen Startkapital versorgen. Gabriels Vorschlag, den arbeitenden Menschen zu diesem Zweck das Geld aus den Taschen zu ziehen, kommt da wie gerufen.

  Sicher nur gaz schlechte Menschen stellen da eine Verbindung von Gabriel, der vor einiger Zeit auch einmal für ein paar Monate Ministerpräsident von Niedersachsen, mit Sitz in Hannover, sein durfte, bis ihn die Wähler aus dem Amt jagten, zu dem Hannoveraner Carsten Maschmeyer her, der mit Vorliebe den Menschen hochspekulative Fonds für ihre Alterssicherung verkaufte. Auf Maschmeyers Feten liess es ja schon Altkanzler Schröder mächtig krachen, und der führte bekanntlich die Rieserrente ein.

 Alles nur vage Vermutungen, mag man sagen. Nur, warum beseitigt die SPD nicht die drohende Altersarmut, indem sie die Rente mir 67 wieder abschafft, die ja, weil kaum ein Mensch bis zum Alter von 67 Jahren im Berufsleben steht, in Wirklichkeit eine Rentenkürzung ist? Warum macht sie die unseelige Absenkung des Rentensatzes von 43% nicht wieder rückgängig? Warum hat sie gegen den Antrag der Linken im Bundestag für einen flächendeckenden Mindestlohn gestimmt? Wenn sie den Arbeitnehmern zumutet mindesten 2% ihres Lohnes in eine Betriebsrente einzuzahlen, warum kann sie das den Arbeitgebern nicht zumuten? Das wären zusammen 4%. Wenn dieses Geld in die solidarische Umlageversicherung, statt ins Monopolisystem der Fonds und Versicherungen, mit ihren horrenden Kosten einbezahlt würde, dann wäre das Gespenst der Altersarmut mit einem Male vom Tisch.

 Auch für den Letzten sollte klar sein, die SPD hat sich, nicht erst durch den Unsinn, den Gabriel verbreitet, von einer solidarischen Gesellschaft verabschiedet.