Mittwoch, 22. Mai 2013

Karstadt: Der Retter kassiert kräftig ab


 Wie man aus einem toten Gaul immer noch Kapital schlagen kann, dass macht Nicolas Berggruen gerade mit den, von ihm für den symbolischen Preis von einem Euro im September 2010 erworbenen, Karstadthäusern vor.

 Während die Belegschaft in den letzten zehn Jahren 650 Millionen durch Lohnverzicht in den Konzern investierte, kam von Berggruen bisher kein müder Euro. Selbst die müden fünf Millionen Euro, die der Investor für den Namen „Karstadt“ dem Insolvenzverwalter zahlen musste, hat sich Berggruen, der sich gern als Philantrop und Weltverbesserer gibt, schon mit reichlich Rendite von der maroden Kaufhauskette zurückgeholt. Neun Millionen Euro musste der Handelsriese auf tönernen Füssen allein im letzten Jahr an Lizenzgebühren an seinen „Retter“ Berggruen zahlen, was einer Rendite von 80% entspricht.

 Ausser zu sich selbst, zeigt Berggruen sich aber auch seinem Management gegenüber recht spendabel. So zahlt er trotz rückläufiger Umsätze seinen Mangern Erfolgsboni. Allein im laufenden Geschäftsjahr von Oktober 2012 bis zum April 2013 machte das Unternehmen zehn Prozent Umsatz weniger als im Vorjahr, und massiver Verluste, 2010/2011 allein fielen 21 Millionen Euro Minus an.

 Erfolgsdividenden für ein Management über dessen Aktivitäten in der Branche nur Kopfschütteln herrscht. Der von Berggruen als Chef für Karstadt geholte Brite, Andrew Jennings, ist als knallharter Sanierer bekannt. Jennings, der selbst kein Deutsch spricht holte sich nach und nach eine Schar von internationalen Managern an Bord, die ebenfalls, bis heute, kein Wort deutsch sprechen, mit den speziellen Gegebenheiten im deutschen Einzelhandel und mit der besonderen Rolle Karstadts mit seiner zentralen Funktion in vielen deutschen Innenstädten, keine Ahnung haben.

 Jennings, mit viel Pathos verkündetes Programm „Karstadt 2015“, floppte bisher auf ganzer Linie. Die Strategie, auf junge Mode zu setzen und viele bisher geführte Marken auszutauschen, verschreckte die alte Karstadtkundschaft, während die neuen von Jennings eingeführten Modemarken mangels Werbeetat keine neuen Käufer in die sanierungsbedürftigen Häuser zog.

 Diese versprühen nach wie vor den Charme der siebziger Jahre. Beige und braune Farbtöne herrschen vor, die Beleuchtung ist im Vergleich zur Konkurenz mickrig und erinnert eher an die gedämpfte Beleuchtung eines Bestattungsinstituts. Den Sanierungsbedarf der 117 Häuser schätzen Brancheninsider auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Berggruen aber, desssen Kriegskasse auf mehrere Milliarden geschätzt wird, besteht darauf, kein neues Geld einzuschiessen. Der Sanierungsbedarf müsse aus dem Cashflow gedeckt werden.

 Was Berggruen wirklich mit Karstadt vorhat, bleibt weiter im Dunkel. Während er die Begschaft weiter für eine angebliche Sanierung bluten lässt, bis 2014 soll der Konzern 2.000 Stellen abbauen, Karstadt ist aus dem Tarifverband des Einzelhandels ausgestiegen, was einen Verzicht der Mitarbeiter auf die Tariferhöhungen für die nächsten zwei Jahre bedeutet, scheint Berggruen seinen Ausstieg unter Mitnahme der Karstadt Premium und der Karstadt Sports Häuser vorzubereiten.

 So berichtete der Spiegel bereits im letzten Jahr über Kapitalverschiebungen innerhalb der Karstadtfamilie im Januar 2012. Die Karstadt Warenhaus GmbH musste 31 Millionen Euro an die, extra von Berggruen gegründete, Karstadt Holding abführen. Diese gab 10 Millionen an die Karstadt Premium GmbH mit ihren drei Edelkaufhäusern in Berlin, Hamburg und München und 20 Millionen Euro an die Karstadt Sports GmbH, die 28 Sportgeschäfte betreibt, weiter. Die beiden Töchter bezahlten davon die, durch die Abspaltung von der Karstadt Warenhaus GmbH entstandenen Verbindlichkeiten, von 36,8 Millionen Euro an diese aus. Durch den, scheinbar sinnlosen, Ringtausch wird der kränkelnden Karstadt Warenhaus GmbH Kapital von 31 Millionen Euro entzogen, während die profitablen Karstadt Premium und Karstadt Sports ihre Verbindlichkeiten enorm reduzieren.

 Insider vermuten, Berggruen habe überhaupt nicht vor, Karstadt zu sanieren. Er sei vielmehr nur an den Töchtern Karstadt Premium und Karstadt Sports interessiert. Ein Verkauf der beiden gesunden Töchter, würde ein mehrfaches des 65 Millionen Kredits erbringen, den Berggruen dem Kaufhauskonzern im Herbst 2010 gegeben hat. Die Karstadt Holding und die darin verbliebene Karstadt Warenhaus GmbH mit 86 Kaufhäusern müssten dann zwar umgehend Konkurs anmelden, Tausende Arbeitsplätze gingen verloren, aber Berggruen hätte seinen Reibach gemacht und die Lizenz auf den Namen Karstadt brächte ihm Jahr für Jahr ein hübschen Taschengeld.

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