Dienstag, 6. Mai 2014

Wie die deutschen Medien die Toten von Odessa für ihre antirussische Propaganda missbrauchen


 In Odessa am Schwarzen Meer wurden mindestens vierzig Menschen verbrannt. Die Tat ist ziemlich genau protokolliert. Zunächst zündeten aus dem Westen der Ukraine herangekarrte Faschisten, in den deutschen Medien verharmlosend "Nationalisten" genannt, ein Zeltlager Russland nahestehender Demonstranten an. Als diese sich dann in das hinter ihnen stehende Gewerkschaftshaus flüchteten, zündeten die Faschisten aus Kiew auch dieses an. Die Menschen waren in dem Gebäude eingeschlossen. Über vierzig von ihnen erstickten, verbrannten oder wurden getötet, als sie in Panik versuchten, sich durch einen Sprung in die Tiefe vor dem Feuer zu retten.

 Während dieser Aktion des von Kiew aufgestachelten Mobs, war von der Polizei oder anderen Sicherheitskräften nichts zu sehen. Selbst so hart gesottene und für ihre antirussische Propagandaberichterstattung bekannte westliche Beobachter wie die ARD-Korrespondentin Golineh Atai, zeigte sich im ARD-Brennpunkt am Freitagabend von den Ereignissen in Odessa schockiert:
 „Ich möchte noch einmal zu Odessa kommen. Da gibt es keinen Einsatz aber wir haben ausgesprochen furchtbare Bilder gesehen: Pro-Ukrainer haben sich mit Pro-Russen, Anhängern, Demonstranten, Aktivisten gestritten und es ist, Augenzeugen berichten, von mittlerweile sieben Toten und grausamen Szenen. Die Pro-Ukrainischen Demonstranten hätten die Prorussen in ein Gebäude getrieben und dieses Gebäude angezündet. Ganz dramatische Szenen, die sich da ereignet haben und auf Video festgehalten worden sind.“
 Der Spiegel, der seit Monaten einen Medienkrieg gegen Russland führt, und dem keine Manipulation, keine Lüge zu plump ist, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin als verschlagenen slawischen Menschenverachter und Integrant zu denunzieren, konnte nicht umhin, die Verantwortung für das Massaker, den von Kiew aufgestachelten Faschisten zuzuschreiben. Der durch seine einseitige Berichterstattung bekannte, weit vom Ort des Geschehens im sicheren Moskau sitzende Korrespondent Benjamin Bidder empörte sich:
 „Verstörend ist die Sprache, die Behörden und Medien angesichts der Katastrophe wählen. Während in Odessa Menschen verbrannten, meldeten ukrainische Medien geradezu triumphierend, "Patrioten" hätten die "Separatisten zurückgeschlagen". Man sei dabei, sie erfolgreich "auszuräuchern".
 Er nennt sogar in diesem Zusammenhang einen Vertreter der Putschregierung, nämlich den Gouverneur für das Gebiet Oddessa, Nemirowski:
 „Ausgerechnet die Brandstifter, deren Feuer Dutzende Menschen das Leben gekostet hat, nahm der Gouverneur ausdrücklich in Schutz: Um "bewaffnete Terroristen zu neutralisieren" sei das Vorgehen "legal" gewesen.“
 Während also am Freitag Abend und auch noch am Samstag Morgen, die Verantwortung für das Massaker verhältnimässig eindeutig bei den, aus Kiew herangekarrten, Faschisten und bei der Kiewer Führung gesehen wurde, änderte sich der Tenor der Berichterstattung im Laufe des Wochenendes so drastisch, das niemand mehr an einen Zufall glauben mag. Hier wurde, von wem auch immer, massiver Druck auf die Medien ausgeübt.

  So gab Tagesschausprecherin Susanne Daubner in der Anmoderation des Filmbeitrags über die Ereignisse in Odessa, in der 20.00 Uhr Tagesschau am Samstag, die neue Sprachregelung vor:
 „ Im südukrainischen Odessa, wo es bisher ruhig geblieben war, explodierte gestern die Gewalt. Bei schweren Auseinandersetzungen geriet ein Gebäude der Gewerkschaft in Brand. Mehr als vierzig Menschen kamen dabei ums Leben.“
 Diese Sprachregelung, „geriet ein Gebäude der Gewerkschaft in Brand“, die die feige Brandstiftung eher als einen unglücklichen Zufall, also mehr den widrigen Umständen zuschreiben, setzt sich dann in dem Filmbeitrag fort:
 „Für manche russisch sprachigen Einwohner stehen die Schuldigen für das Inferno bereits fest.“
 So als gebe es berechtigte Zweifel daran, dass die Mordbrenner aus Kiew angereiste Faschisten seien.

 Auch die Molotowcocktails, die man als Ursache des Brandes nicht wegleugnen konnte, gelangten offenbar ohne aktives Zutun der Faschisten in das Gebäude:
 „Am Vorabend waren bei der Flucht vor den Flammen zahlreiche Menschen in den Tod gestürzt. Dutzende Menschen erstickten im Inneren des Gebäudes. Brandursache waren offenbar Molotowcocktails.“
 Während also das Gewerkschaftsgebäude, quasi durch sich selbst entzündende Molotowcocktails in Brand geriet, wusste der Sprecher sehr genau und detailiert zu berichten, was der gefährlichen Selbstentzündung vorausgegangen war:
 „Zuvor hatten prorussische Aktivisten mit Knüppeln und Schusswaffen eine Grossdemonstration für die Einheit der Ukraine angegriffen. Drei Menschen wurden erschossen.“
 Zunächst die konkrete Schilderung von den bösen, prorussischen Aktivisten, die friedliche Demonstranten angreifen und dann plötzlich wieder die schwammige Aussage, “drei Menschen wurden erschossen“. Wir erfahren weder wer erschossen wurde, noch von wem. Zu welcher Seite gehören die Opfer und zu welcher die Täter? Die Schilderung von den so friedlichen Demonstranten, suggeriert allerdings: Die Todesschützen können nur die prorussischen Aktivisten sein, schliesslich führten diese Knüppel und Schusswaffen mit sich.

 Am Sonntag dann hatte sich die Berichterstattung der ARD in der Tagesschau vollständig der offiziellen Lesart vom bösen Russen und der freiheitlichen, demokratischen Führung in Kiew untergeordnet. In der 20.00 Uhr Tagesschau durfte der Ministerpräsident der Kiewer Putschregierung, Arsenij Jazenjuk ohne Beweise vorzulegen und unkommentiert im Zusammenhang mit dem Massaker in Odessa behaupten:
 "Dies war eine gut vorbereitete Kommandooperation. Es ist alles Teil des russischen Plans die Ukraine zu packen und zu vernichten. Gut ausgebildete Agenten zetteln Konflikte an und tauchen danach schnell wieder ab."
Die ARD war wieder in der, vom grossen Bruder vorgegebenen Spur.

Der "Tagesspiegel" war da allerdings etwas schneller als die ARD. Der titelte nämlich schon am Samstag Mittag in seiner Online-Ausgabe:
"Kiew: Russland bereitet Einmarsch vor"
Inspiriert zu dieser kühnen Behauptung sah sich die Autorin,  Nina Jeglinski, durch eine Aussage der Sprecherin des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Katerina Kosarew. Die konnte ihre streng geheime Erkenntnis über die Absichten Moskaus nicht für sich behalten:
 "Russland will eine Situation schaffen, um hier einzumarschieren“.
 Es ist natürlich zu viel verlangt von einer Journalistin, noch dazu, in einem deutschen Qualitätsblatt, solche Aussagen durch intensive Recherche oder unwiderlegbare Fakten zu verifizieren. Dafür reicht heutzutage die Erklärung einer Geheimdienstmitarbeiterin: (Die)
 "SBU-Sprecherin Katerina Kosarew sagte, man habe eindeutige Beweise dafür, dass Aktivisten aus Russland in der Ost- und Süd-Ukraine operierten. Diese Gruppen würden vom früheren Vize-Premier Sergej Arbusow und vom Ex-Finanzminister Alexander Klimenko finanziert. Die Unruhen in Odessa seien von Militärs geplant und geleitet worden, die Söldner aus Transnistrien angeheuert hätten. Ziel sei es, die Ukraine zu destabilisieren."
 So braucht man sich, erst einmal mit einer frei erfunden Headline gestartet, auch im Artikel dann nicht mehr an freudlose, nicht ins eigene Konzept passende Fakten halten, sondern kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. So berichtet Nina Jeglinski über die Fußballfans, gemeinhin Hooligans genannt, der ukrainischen Erstligaclubs Tschernomorez Odessa und Metallist Charkiw, die taten, was alle Hooligans dieser Welt tun, wenn sie aufeinandertreffen, friedlich vereint gemeinsam demonstrieren:
 "Am Freitagnachmittag hatten sich vor dem Fußballspiel der Erstligaclubs Tschernomorez Odessa und Metallist Charkiw die Fans beider Teams zu einem pro-ukrainischen Marsch durch die historische Innenstadt der Schwarzmeermetropole versammelt."
Die so friedlich vor sich hindemonstrierenden Hooligans:
 "wurden von pro-russischen vermummten Männern angegriffen."
 Und Nina Jeglinski weiss von einem Vorfall zu berichten bei dem der verschlagene, ewige Russe ähnlich brutal vorging:
"Dasselbe Muster war zuletzt am Montag in der Stadt Donezk zu beobachten, wo bei einem friedlichen Protestmarsch Teilnehmer mit Knüppeln, Baseballschlägern und Schusswaffen attackiert wurden."
Der "Tagesspiegel" entblödet sich nicht, die Ereignisse vor dem Gewerkschaftshaus genau anders herum zu schildern, wie sie auf zahlreichen Videos dokumentiert wurden:
"In Odessa eskalierte die Gewalt, als die pro-ukrainische Kundgebung am Haus der Gewerkschaften angekommen war. Vom Dach des Gebäudes wurden die Protestierenden mit Molotow-Cocktails beworfen und von Scharfschützen beschossen. Das fünfstöckige Gebäude fing anschließend Feuer. Dabei kamen die meisten der Opfer ums Leben, sie erstickten."
Nicht etwa, wie auf allen Videos vom Tatort deutlich zu erkennen, schleudern bei der Schilderung des "Tagesspiegels" die Randalierer aus Kiew, die sich teilweise die ukrainische Nationalfahne wie einen Schal um den Hals gebunden hatten, Molotowcocktails in das Gebäude und setzen es so in Brand, vielmehr sollen die Menschen auf dem Gebäude das Kunststück fertig gebracht haben mit gezielten Würfen vom Dach, das Haus auf dem sie stehen, angezündet zu haben.

 Der deutsche Journalismus hat ein Niveau erreicht, dem mit der Titulierung unterirdisch schon geschmeichelt wird. Wenn die Konsumenten sich dann allerdings in ihren Kommentaren, zu tausenden über die ihnen verkaufte Gammelware beschweren, dann wird wie bei der ARD, wie z. B. am Sonntag, die Kommentarfunktion gesperrt:
"Liebe User ,meta.tagesschau.de ist derzeit überlastet. Deshalb kann diese Meldung im Moment nicht kommentiert werden. Wir bitten um Ihr Verständnis."
Oder es werden Verschwörungstheorien entwickelt, nach denen angeblich von Moskau finanzierte User die unfreundlichen Kommentare im Auftrag von Putin höchstpersönlich auf die Seiten der deutschen Qualitätsmedien platzieren.

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