Donnerstag, 24. März 2016

Der Tote aus dem Dupont Circle Hotel und die Wahrheitsliebe des Spiegelredakteurs Benjamin Bidder

 In einem Washingtoner Hotel ist ein Mensch gestorben, offensichtlich durch Gewalteinwirkung mittels eines stumpfen Gegenstandes gegen seinen Kopf. Nichts aussergewöhnliches, möchte man meinen, kommen in Washington doch fast täglich Menschen durch Gewalt ums Leben. Der Tote heisst Michail Lesin. Er wurde 57 Jahre alt. Täter und Umstände der Tat liegen zur Zeit noch im Dunkeln.

 Den meisten Deutschen dürfte dieser Tote völlig unbekannt sein, und die Umstände seines Todes daher völlig egal. Michail Lesin war unter Jelzin und unter Putin, in dessen erster Amtszeit, Minister für Presse, Telerundfunk und Mittel der Massenkommunikation. Danach war er Berater für Medienfragen in der russischen Präsidialverwaltung. Baute dort den russischen Auslandssender "Russia Today" federführend mit auf und übernahm schliesslich 2013 den Vorstandsvorsitz der Medienholding "Gazprom-Media". Die meisten Deutschen werden auch nach diesen Informationen bedauernd mit den Achseln zucken und im gleichen Moment die ganze Sache schon wieder vergessen haben.

 Nicht so die fleissigen Schreiberlein in den deutschen Redaktionsstuben. Ein toter Russe in Washington, dazu noch aus dem Umfeld Präsident Putins - daraus müsste sich doch 'was machen lassen. Die Wadenbeisser mussten ran, die, denen vollkommen Wurscht ist, was sie schreiben, Hauptsache sie können ätzen, verunglimpfen und ein wenig an der Wahrheit drehen.

 Beim Spiegel ist für diese Arbeit, für das Wühlen im Dreck, die gepflegte Unterstellung und die geschickte Verdrehung, Benjamin Bidder zuständig.

 Der ging denn auch unverzüglich ans Werk und machte aus einem zu Tode gekommenen Menschen einen Bulldozer:
"Mord an Putin-Berater: Der mysteriöse Tod des Bulldozers",
überschrieb er seinen Artikel auf "Spiegel Online".

 Eines muss der Neid Benjamin Bidder und der Spon-Redaktion schon lassen: Das Handwerk der unterschwelligen Propaganda beherrschen sie aus dem FF. Das beginnt schon in der Überschrift. Da ist von Putin-Berater die Rede. Nun war Lesin aber zum Zeitpunkt seines Todes schon seit Jahren nicht mehr im Beraterstab der russischen Präsidialverwaltung. Er war auch kein Vorstandsvorsitzender der "Gazprom-Media" mehr. Michail Lesin war Privatmann. Der ganze Artikel ist noch keine drei Worte alt, da tischt uns Bidder bereits die erste Lüge auf.

 Aber man muss das verstehen, der Lohnschreiber in Diensten westlicher Propaganda befindet sich in einer Zwickmühle: Schreibt er "Mord an Privatmann: Der mysteriöse Tod des Bulldozers", kein Mensch hätte auch nur ein Auge auf den Artikel geworfen. Bidder hätte vielleicht "Mord an ehemaligem Putin-Berater: Der mysteriöse Tod des Bulldozers" schreiben können, aber auch "ehemalig" bringt im Zusammenhang mit einem Toten aus dem weiteren Dunstkreis von Wladimir Putin nur Quote, wenn der Mann sich vor seinem Tod von Putin losgesagt, der Opposition angeschlossen und den westlichen Medien als Kremlkritiker angedient hätte.

 Hat er aber nicht. Lesin ist zwar 2009 vom damaligen russischen Präsidenten Medwedew als Berater entlassen worden, aber er schloss sich nie der Opposition an. Auch sein Rücktritt vom Vorstandsvorsitz der "Gazprom-Media" geschah aus, wie Lesin selbst sagt, familiären Gründen.

 Nun muss das nicht unbedingt stimmen. Auch hier bei uns, treten in Ungnade gefallene Manager gern schon mal aus "familiären Gründen" von ihrem Posten zurück. Aber solange man nichts in der Hand hat, muss man eben ein wenig tricksen. Da wird dann aus einem ehemaligen Berater der russischen Präsidialverwaltun, der bereits seit sieben Jahren ausser Dienst ist, ein "Putin-Berater".

Aber diese kleine Schummelei reicht Bidder nicht. Einmal dabei, kann man den Toten ja auch gleich gänzlich fertig machen. Wehren kann er sich ja nicht mehr. Also hängt man ihm noch schnell einen wenig schmeichelhaften Spitznamen an: Bulldozer, also einer, der alles platt macht, einer, der nur verbrannte Erde hinter sich lässt, der keine Rücksicht nimmt, sein Ziel mit brachialer Gewalt verfolgt, aber auch jemand, der nicht nachdenkt, einer, dessen geistige Fähigkeiten nicht zu seinen hervorstechendsten Eigenschaften zählen, ein brutaler, tumber Russe eben.

 Und weil Lesin 1. ein Mann aus der zweiten bis dritten Reihe der russischen Führung und somit irgendwie mit Putin in Verbindung zu bringen ist und 2. weil er ein Bulldozer ist, kann dieser Mensch unmöglich durch ein ganz normales Gewaltverbrechen, wie Raub, Eifersucht oder durch eine Schlägerei im Suff vom Leben zum Tode befördert worden sein.

 Etliche Indizien lassen allerdings auf Letzteres schliessen. Lesin war anscheinend schwer alkoholkrank. Unmittelbar vor seinem Tod war er nach mehreren Zeugenaussagen auf einer mehrtägigen Sauftour unterwegs. So meldet die "Washington Post" am 11. März:
"Zwei Polizeibeamte berichteten, Lesin sei an einem Tag im Herbst letzten Jahres schlampig gekleidet und betrunken ia der Bar des Four Season Hotels in Georgetown erschienen und vom Barkeeper weggeschickt worden. Er nahm eine Flasche Schnaps mit sich - unklar ist, ob er sie bezahlte. Er checkte aus dem Hotel, in dem er ein Zimmer hatte aus und fuhr zum Dupont Circle Hotel. Die Überwachungskamera, die es dort gibt, zeigt ihn beim Hereinkommen zwar zerzaust, aber nicht merklich verletzt, sagte ein anderer Polizeibeamter."
Die Washington Post weiter:
"Am 3. November, zwei Tage bevor Lesins lebloser Körper gefunden wurde, wurde er zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung erwartet, zu Ehren eines Philantropen und Vorstandschefs der grössten russischen Bank. Die Veranstaltung wurde vom Kennan Institut am Woodrow Wilson Center organisiert und sollte die Beziehungen zwischen Russland und den USA fördern.
Carolin Scullin, eine Sprecherin des Instituts bestätigte, Lesin sei eingeladen gewesen, habe aber seine Platzkarte für einen Platz an einem 10 Personentisch in einem Wert von $10.000 nicht abgeholt."
Die Washington Post zitiert dann den unabhängigen russischen Fernsehsender "Dozhd Television", der berichtete:
"Eine ungenannte Person sah Lesin kurz vor seinem Tod mit einer Gruppe von Freunden. Die Person sagte, dass Lesin möglicherweise in einen Kampf in der Nähe seines Hotels verwickelt worden sei. Ein langjähriger Freund und Geschäftspartner von Lesin, Sergey Vasiliev sagte, er glaube Lesin, der auch Mischa genannt wurde, sei nach einem schweren Anfall von Trunksucht gestorben.
In der Nacht vom 2. November, einem Monta,g war Lesin betrunken in seinem Hotelzimmer. Am Morgen ging er mehr Alkohol kaufen, sagte Vasiliev und fügte hinzu, er habe sich seine Meinung gebildet, nachdem er mit dem russischen Aussenministerium und Familienangehörigen über den Ablauf der Ereignisse gesprochen habe. 
Vasiliev wurde berichtet, dass am Morgen des 4. November ein Wachmann des Hotels in Lesins Zimmer gegangen sei, weil dieser sein Zimmer eine lange Zeit schon nicht mehr verlassen habe. Er fand Michail auf dem Boden, schlafend und betrunken. Er versuchte, ihn auf das Bett zu legen, aber Lesin leistete Widerstand, woraufhin der Wachmann das Zimmer verliess
Am nächsten Morgen fand die Reinigungskraft Lesin an der gleichen Stelle liegen, aber bereits ohne jedes Lebenszeichen. Vasiliev fügte hinzu, dass Mischa wenn er seine Zusammenbrüche hatte, manchmal stürzte und sich dabei schwer verletzte."
Die Washingtoner Polizeibehörden erklärten:
"Wir wissen nicht, was passiert ist. Wir wissen nicht, wie die Verletzungen entstanden sind."
 Sicherlich keine Beweise, aber Indizien, Zeugenaussagen, Hinweise, die es zumindest möglich erscheinen lassen, dass Michail Lesin seiner Alkoholsucht wenigsten mittelbar zum Opfer gefallen ist. Dieser Umstand wäre allerdings wenig geeignet für eine sensationlüsterne Überschrift und eine Story, die mit dem Zeigefinger in Richtung Kreml weist. Also blendet unser wendiges Schreiberlein Bidder die bekannten Tatsachen einfach aus und fragt scheinheilig:
"Wollte Wladimir Putins Ex-Minister überlaufen?"
 Es scheint für Bidder und den Spiegel bei allen Katastrophen, Unglücken und menschlichen Schicksalsschlägen im Leben des Michail Lesin nur noch einen Schuldigen an dessen Tod zu geben: Wladimir Putin. Hinter diesem Ziel muss alles zurückstehen. Da ist kein Platz mehr für unvoreingenommene Recherche. Und so ist denn auch dieser Artikel mehr als schlampig recherchiert. Nicht einmal die Altersangabe stimmt. Michail Lesin ist nur 57 Jahre alt geworden und nicht wie Bidder behauptet 59.

 Wäre die falsche Altersangabe noch entschuldbar, so kann die Behauptung Bidders, nachdem er über die Todesursache "Schlag auf den Kopf" berichtet hat:
"Weitere Details, Erklärungen für die seltsam lange Dauer der Untersuchung? Bislang Fehlanzeige",
nur noch als grobe Lüge angesehen werden. Ein Blick in die "Washington Post" beweist einmal mehr, dass es Bidder und dem Spiegel nicht um Berichterstattung, sondern um Meinungsmache geht. Aus dem Bericht der "Washington Post":
"Ein Beamter des D.C. Medical Examiner’s Office sagte, dass die Sektionsbefunde eine ungewöhnlich lange Zeit in Anspruch nahmen, weil Beamte Drogentests abgewartet hätten, und die Ergebnisse einem Peer-Review unterzogen hätten, ein Schritt, der nur in besonderen Fällen Anwendung fände"
Zur Erklärung des Begriffes Peer-Review ziehen wir einmal mehr Wikipedia zu Rate:
"Ein Peer-Review (englisch von Peer, Gleichrangiger und Review, Gutachten), auch Kreuzgutachten, ist im Wissenschaftsbetrieb ein Verfahren zur Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Publikationen. Dabei werden unabhängige Gutachter aus dem gleichen Fachgebiet wie die Autoren herangezogen, um die Eignung zur Veröffentlichung zu beurteilen."
Als einen Kritikpunkt von Peer-Reviews nennt Wikipedia unter anderem:
"Es dauert meist etliche Monate, in manchen Fällen sogar Jahre, bis ein Fachartikel erscheint."
 Es gibt also eine einfache, jedem erklärliche Begründung für die Tatsache, dass die US-amerikanischen Behörden so lange gebraucht haben, bevor sie der Öffentlichkeit ihre Untersuchungen mitteilen konnten. Schlicht und einfach grosse Sorgfalt, ein Umstand, der Bidder bei seinen eigenen Artikeln gänzlich abgeht.

 Aber warum schreibt Bidder diesen Satz? Warum erweckt er den Eindruck, die Öffentlichkeit werde nicht ausreichend und zeitnah informiert? Ein alter Trick der Verschwörungstheoretiker. Durch seine Wortwahl von der langen Dauer der Untersuchung, einem Umstand, den er mit"seltsam" beschreibt, lässt er den Eindruck einer Verschwörung beim Leser entstehen, einer willkürlichen Verzögerung der Untersuchung. Warum diese Verzögerung? Natürlich weil irgendjemand etwas zu verheimlichen hat. Mit ein paar wohl gesetzten Worten, einer kleinen Lüge, untermauert Bidder seine wilden Spekulationen, Lesin könnte auf Geheiss des Kreml erschlagen worden sein.

 Anstatt Fakten zu liefern, strickt Bidder lieber weiter an seiner Verschwörungstheorie:
"Michail Lesin war eine der einflussreichsten Figuren in Moskau, ein Mann an den Schnittstellen von Politik, Medien und Big Business. Während seiner Amtszeit als Minister für Medien von 1999 bis 2004 und danach in seiner Zeit als Berater des russischen Präsidenten fiel es mitunter schwer zu sagen, ob Lesin gerade als Politiker handelte oder doch als Geschäftsmann. Meistens war es beides."
Dabei schrickt er auch vor massiver Geschichtsfälschung nicht zurück:
"1996 war er (Lesin) einer der Strategen einer umstrittenen Medienkampagne, die Amtsinhaber Boris Jelzin noch einmal überraschend zum Sieg bei den Präsidentschaftswahlen verhalf: Die Oligarchen finanzierten Jelzins Kampagne mit Millionensummen aus Angst vor einer Revanche der damals starken Kommunisten."
 Eine recht eigensinnige Darstellung der damaligen Ereignisse.

 Vor den Präsidentschaftswahlen stand die Sache schlecht für die Oligarchen. Jelzins Umfragewerte lagen bei 2 - 3%. Die Parlamentswahlen des Vorjahres hatten in einer Katastrophe geendet. Die Kommunisten und die radikalen Nationalisten hatten zusammen zwei Drittel der Sitze in der Duma gewonnen. Der eh schon schwerkranke Jelzin lag nach einem Herzanfall in der Sylvesternacht im Sanatorium Barwicha.

 Auf dem Weltwirtschaftsgipfel 1996 in Davos schmiedeten Boris Beresowski und sein bisheriger Erzfeind Wladimir Gussinskij ein Bündnis, um Jelzin die Wiederwahl zu sichern. Später traten dem Bündnis weitere Oligarchen bei ,und der Bund der Oligarchen erhielt im Volksmund die Bezeichnung "Sieben-Bankiers-Bande". Die Mitglieder waren:
  •     Boris Berezovski - LogoVAZ
  •     Michail Chodorkowski - Rosprom Gruppe
  •     Michail Fridman - Alfa Group
  •     Vladimir Gussinski - Meist Gruppe
  •     Vladimir Potanin - Oneximbank
  •     Aleksandr Smolenski - SBS-Agro
  •     Vladimir Vinogradov - Inkom Bank
 Die Gruppe engagierte den gerade eben wegen seiner unsozialen Politik und der ausgemacheten Schweinerei des "Aktien gegen Kredite-Programms" als Ministerpräsident entlassenen Tschubais, als Leiter für ihr Wahlkampfteam. In dem "Aktien gegen Kredite Programm"  hatten sich die Oligarchen soeben die Filetstücke der russischen Wirtschaft unter den Nagel gerissen.

 Die Sache funktionierte in etwa so: Die Banken gaben der Regierung Jelzin ein Darlehen und erhielten dafür als Sicherheit Anteile von den ertragreichsten Firmen Russlands. Konnte die Regierung die Kredite nicht innerhalb eines Jahres zurückzahlen, wovon auszugehen war, so gingen die Anteile in den Besitz der Banken über. Offiziell wurden die Firmenanteile versteigert. Es bedarf allerdings keiner Erwähnung, dass die Oligarchen um Beresowski, Chodorkowskij und Potanin mit allen legealen und illegalen Mitteln die Versteigerungen unter sich ausmachten und lediglich Spottpreise für das Vermögen des russischen Volkes zahlten. (Eine kurze aber recht gute Beschreibung des Programms finden Sie hier).

 Das Ganze hatte allerdings einen Haken: Die endgültige Überschreibung der als Sicherheit für die Kredite der Banken von der Regierung gegebenen Firmenanteile, konnte erst nach einem Jahr Laufzeit, also frühestens im August des Jahres 1996 erfolgen. Da aber die Wahlen für den Juni des Jahres angesetzt waren, bestand die Gefahr, dass der grösste Raub in der russischen Geschichte von einem Nachfolger Jelzins, zum damaligen Zeitpunkt war der Kommunist Juganow der aussichtsreichste Kandidat, rückgängig gemacht würde.

Der im Jahre 2004 ermordete Journalist Paul Klebnikow schreibt dazu in seinem Buch "Der Pate des Kreml - Boris Beresowski und die Macht der Oligarchen" auf Seite 286:
"Im Zuge dieser Auktion Aktien gegen-Kredite wurden staatliche Wertpapiere, die im Juli 1997 einen Börsenwert von 14 Milliarden Dollar hatten, den Oligarchen für weniger als eine Milliarde Dollar verkauft. Die Regierung Jelzin bedankte sich nicht nur im Rahmen dieser Auktion für die Unterstützung Beresowskis und seiner Kollegen. Den Geschäftsleuten wurden im Falle von Jelzins Wiederwahl weitere Privatisierungsgewinne in Aussicht gestellt (ebenfalls im Wert von Milliarden von Dollars)."  
 Es ging also keineswegs um die "Angst vor einer Revanche der damals starken Kommunisten", sondern schlicht und einfach um Milliarden von Dollar, die dem russischen Volk gestohlen worden waren, und die die dreisten Räuber unter allen Umständen, auch denen eines Putsches von oben, denn nichts anderes war die Wahlmanipulation von 1996, behalten wollten. Und es ging den Oligarchen um die Macht und ihren Einfluss. Denn nach der Wahl war Jelzin praktisch entmachtet. Ab jetzt bestimmten die Oligarchen ganz direkt und unmittelbar die Politik des Kreml. Einer von ihnen, Beresowski, zog sogar als Minister in das Kabinett Jelzins ein.

 Die schärfsten Waffen im Kampf um die Macht waren 1996 die Medienkoglomerate der Oligarchen. Ihnen gehörten die wichtigsten Fernsehsender und Radiostationen. Sie besassen die grössten landesweit erscheinenden Zeitungen und sie verfügten über wahre PR-Imperien.  Bidder aber will uns glauben machen, dass die Strippenzieher der Wahlmanipulation von 1996 alles ehrbare Kaufleute und lupenreine Demokraten waren, denen durch Putin ihre nur der Meinungsfreiheit und Demokratie verbundenen Meinungs- und Medienimperien entrissen worden seien. Eine wichtige Rolle bei diesem "Akt gegen die Pressefreiheit", so Bidder, habe Lesin gespielt:
"Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Übernahme von TV-Sendern im Interesse Putins. Lesin brachte die Sender ORT (unter Kontrolle des Milliardärs Boris Beresowksi) und TW-Zentr (lange der Haussender des Moskauer Bürgermeister Luschkow) auf Linie. Den größten Widerstand leistete NTW, damals der angesehenste Sender in Russland und kontrolliert von dem Milliardär Wladimir Gussinskij. NTW hatte im Wahlkampf den ehemaligen Premierminister Jewgenij Primakow unterstützt und sendete hämische Spottsendungen über Putin."
 Typisch für Bidder und Spon die manische Fixierung auf Putin: "im Interesse Putins" - "sendete hämische Spottsendungen über Putin". Diese völlig willkürlich und teilweise an den Haaren herbeigezogenen Verbindungen sind Teil einer seit Jahren anhaltenden Kampagne, die die Entmachtung der Oligarchen nach dem Ende der Präsidentschaft Jelzins als einen Akt der Willkür brandmarkt. Dabei spielen die wahren Umstände überhaupt keine Rolle. Sie werden einfach nicht zur Kenntnis genommen.

 Sehen wir einmal von "TW-Zentr" ab, der der Stadt Moskau gehörte und der nach Bidder "lange der Haussender des Moskauer Bürgermeisters Luschkow" war. Bidder offenbart hier ein merkwürdiges Verständnis von  den Aufgaben eines öffentlichen Senders, den er als "Haussender" eines Politikers bezeichnet. Sehen wir also von "TW-Zentr" ab, so bleiben ORT und NTW, die alle beiden Oligarchen der ersten Stunde gehörten, Beresowskij und Gussinskij. Männern, die von Recht und Gesetz nur so lange etwas hielten, wie es ihnen nutzte. Ansonsten waren sie eher Gangster als Geschäftsleute.

  Wie Russland aussah, als unter dem Alkoholiker Jelzin diese Leute die Macht hatten, die nur an der eigenen Bereicherung interressiert waren, und was den Menschen in Russland geblüht hätte, hätte die Regierung diese Ganoven weiterhin machen lassen, was sie wollten, zeigt ein Blick auf die Kriminalität in den Neunzigern, an denen Männer wie Beresowskij und Gussinskij nicht unbedeutend beteiligt waren. Zitieren wir noch einmal aus Paul Klebnikows Buch "Der Pate des Kreml - Boris Beresowski und die Macht der Oligarchen":
"Mit 29 200 Morden im Jahr 1993 war die offizielle Mordrate in Russland doppelt so hoch wie die in den USA, obwohl letztere im selben Jahr Rekordhöhe erreichte. In Moskau stieg die Zahl der Morde zwischen 1987 und 1993 um das Achtfache. So entsetzlich diese Zahlen erscheinen, sie stellen lediglich einen Bruchteil der tatsächlich in Russland ermordeten Personen dar. Viele Mordopfer tauchen in den offiziellen Statistiken unter anderen Todesursachen auf - Selbstmorde, Unfälle, vermisste Personen. Besonders umfangreich war die Vermissten-Rubrik. Laut Andrej Paschkewitsch, dem Sprecher der Moskauer RUOP (Abteilung zum Kampf gegen das organisierte Verbrechen), »verschwanden« pro Jahr zusätzlich zu den Ermordeten weitere 40 000 Personen. Die Mehrheit davon, so Paschkewitsch weiter, sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einem Mord zum Opfer gefallen. Folglich betrüge die wahre Mordrate Russlands nicht etwa das Doppelte der amerikanischen, sondern läge um das Drei- bis Vierfache darüber. In Russland würden bekannte und wichtige Menschen umgebracht und die Strafverfolgungsbehörden sähen hilflos zu, unfähig, die Mörder zu fassen."
 Die Folgen der masslosen Bereicherungspolitik der Oligarchen für die Bevölkerung und die Wirtschaft Russlands schildert der "Beitrag Nr. 273" vom März 2005, erschienen in der Reihe „Volkswirtschaftliche Diskussionsreihe des Instituts für Volkswirtschaftlehre", Autoren: Vladislav Antropov und Albrecht Bossert:
"Die rasche Kürzung der Finanzzuweisungen führte zum Verfall der Grund- und Oberschulen, des Gesundheitswesens und vieler anderer Grundbestandteile des sozialen Systems. Die Sozialleistungen, die vom Staat noch zur Verfügung gestellt werden, sind von geringer Qualität, setzen oft „Schwarzzahlungen“ seitens der Bevölkerung voraus und sind damit faktisch nicht mehr kostenlos. Die staatlichen Leistungen erreichen auch nicht mehr alle Bürger: 1998 besuchten 12 v. H. der Kinder im Schulalter keine Schule, besonders in Kleinstädten und auf dem Lande. Die schwierige Lage im sozialen Bereich verschärfte den Anstieg der Kriminalität und die flächendeckende Ausbreitung der Korruption.
 Der sich verschlechternde Gesundheitszustand der Bevölkerung: In den 90er Jahren wuchs die Zahl der Krankheiten, darunter sind gefährliche Infektionskrankheiten, die schon längst ausgerottet schienen, wie z. B. Tuberkulose. Nach dem von der EU ermittelten Gesundheitsindex belegt Russland einen der letzten Plätze, zusammen mit Estland und Rumänien. Registriert wird auch ein Geburtenrückgang, der mit dem Produktionsrückgang und der Wirtschaftskrise in den einzelnen Regionen im Zusammenhang steht. Gleichzeitig wuchs die Sterblichkeitsrate fast während der ganzen 90er Jahre. Diese Faktoren bewirkten zusammengenommen, dass die Bevölkerungszahl in Russland zwischen 1992 und 1999 um 2,8 Mio. (oder 2 %) abnahm."
 Bidder interressiert das alles nicht. Die russische Bevölkerung ist ihm egal. Für ihn gilt nur eine Maxime: Putin und die russische Regierung so schlecht wie möglich aussehen lassen. So wird alles staatliche Handeln als Willkürakt dargestellt:
"Der Kreml ließ NTW-Büros von Polizisten stürmen, Gussinskij kam nach Lefortowo, in das Untersuchungsgefängnis des Inlandsgeheimdienstes. In der Zelle handelte Lesin persönlich die Bedingungen von Gussinskijs Kapitulation aus, mit dem er kurz zuvor noch selbst Geschäfte gemacht hatte. Der Milliardär gab nach und unterzeichnete das "Protokoll 6" genannte Dokument, für den Kreml unterschrieb Lesin. Gussinskij trennte sich von NTW, im Gegenzug garantierte der Staat die Einstellung der Verfahren."
 Bidder hätte nur im Archiv seines Arbeitgebers, des "Spiegel" nachschauen müssen, um zu sehen, welchen Blödsinn er hier verfasst. Aber dieser Blödsinn hat Methode. So schreibt Bidder: "Gussinskij kam nach Lefortowo", nicht ohne zu vergessen hinzuzufügen: "das Untersuchungsgefängnis des Inlandsgeheimdienstes". Den Lesern soll suggeriert werden, der russische Inlandsgeheimdienst, FSB, habe seine Finger im Spiel und somit indirekt auch Wladimir Putin. Bidder lügt ein weiteres Mal. Denn am 25. September 2000 schreiben Uwe Klussmann und Jörg R. Mettke in Nummer 39 des "Spiegel" in dem Artikel unter der Überschrift "Traust du mir etwa nicht?" unter anderem über Gussinskij:
"…der  schon  drei  Tage  im  üblen  Moskauer Butyrka-Gefängnis  hatte  brummen  müssen…"
 Bidder hätte auch die Wahrheit schreiben können, eben dass Gussinskij drei Tage im Butyrka-Gefängnis in Untersuchungshaft einsass, aber das hätte nun mal nicht zu seiner Geschichte und zu seinem Sendungsauftrag gepasst - also belügt er lieber dreist seine Leser. Das "Untersuchungsgefängnis des Inlandsgeheimdienstes Lefortowo" macht einfach mehr her.

 Sicher nur eine kleine Lüge, aber eine, die weiter strickt an der Mär von der ungerchtfertigten Übernahme NTWs und der Meinungsdiktatur Putins. Genauso wie das Verschweigen der Tatsache, dass Gussinskij wegen des Verdachts des Betruges einsass. Ein Verdacht, der immerhin so begründet war, dass Gussinskij am 6. Dezember 2000 zur Fahndung durch Interpol ausgeschrieben wurde.

 Auch "Gussinskijs Kapitulation" sieht im Licht der Wahrheit weniger nach Kapitulation, denn nach einem "goldenen Handschlag" aus. Gussinskij war praktisch Pleite. Die Internetplattform "Netstudien" schreibt unter der Überschrift "Russisch Monopoly - Wie entstanden Russlands grosse Vermögen?":
"1999 schuldete MediaMost (die Medienholding Gussinskijs) staatlichen Stellen einige 100 Millionen DM".
Dazu kamen noch einmal $473 Millionen, die er Gazprom schuldete. Schulden, die Gussinskij nicht zahlen konnte. Gazprom kaufte ihm daraufhin MediaMost ab, zahlte ihm $300 Mio. und übernahm seine Schulden. MediaMost war Geschichte und Gussinskij floh ins Ausland. Von dort aus setzte er die Mär von der Zwangsenteignung in die Welt, der der Spiegel sich nur allzugern annahm.

 In einem Washingtoner Hotel ist Michail Lesin höchstwahrscheinlich an den Folgen seiner akuten Alkoholsucht gestorben. Die westliche Presse, allen voran der "Spiegel" und sein Lohnschreiber Benjamin Bidder würden daraus zu gerne eine düstere Geschichte um einen Mord des russischen Geheimdiensts machen. Dafür wird die Wahrheit verschwiegen und verdreht, es wird gelogen und die Leser werden manipuliert. Das, was sie russischen Medien vorwerfen, leben sie zuallererst selbst vor.

Donnerstag, 17. März 2016

"Der Spiegel" im Dienst von George Soros und dessen Geschäftemacherei in Osteuropa

 Am 26. Februar veröffentlichte "Spiegel online" einen Beitrag des Südosteuropajournalisten Keno Verseck mit dem Titel:
"Halb Osteuropa hasst diesen Mann".
  Darin legt sich "Spon" mächtig für den Spekulanten und mehrfachen Dollarmilliardär George Soros ins Zeug. Aufgehängt an einer Protestaktion ungarischer Lehrer wegen:
"zu viel Bürokratie, vollgestopfte Lehrpläne, überlastete Lehrer und Schüler",
beklagt der Spiegel ein allgemeines
"Soros-Bashing in Osteuropa".
 Der ungarische Ministerpräsident Victor Orbán habe in einer internen Fraktionssitzung verkündet, dass äussere Kräfte hinter den Protesten stünden. Nun habe ich, weiss Gott, keine Veranlassung, einen Viktor Orbán zu verteidigen oder seine ausländerfeindliche und Minderheiten gegenüber restriktive Politik zu entschuldigen. Aber die Art und Weise,, wie sich der Spiegel für den in Ungarn geborenen George Soros ins Zeug legt, macht schon stutzig.

 In dem Artikel wird Soros durchweg als Philantrop tituliert, dem bitteres Unrecht angetan wird:
"Schon lange verteufeln rechtsextreme Verschwörungstheoretiker den 85-jährigen US-Amerikaner",
aber nicht nur die, denn:
"Seit einiger Zeit machen immer öfter auch Politiker, die sich selbst als demokratisch sehen und von Extremismus abgrenzen, beim Soros-Bashing mit. Besonders in Osteuropa. Denn nirgendwo ist der Philanthrop aktiver als in dieser Region."
 Und das empfindet der Spiegel als sehr ungerecht:
"Zwar finanzieren Soros' Stiftungen Projekte in aller Welt. Doch in Osteuropa hat der Milliardär das meiste Geld gespendet. Hier liegen seine persönlichen Wurzeln, zeitlebens setzte er sich nicht nur mit dem nazistischen, sondern auch mit dem kommunistischen Totalitarismus auseinander."
 Es fällt dem Spiegel nicht einmal ansatzweise ein, diese Spendenpraxis des Herrn Soros zu hinterfragen. Ganz im Gegenteil der Autor gerät förmlich ins Schwärmen, wenn er uns mitteilt:
"Allein für Menschenrechts- und Demokratisierungsprojekte sowie die Unterstützung von Roma in den Ländern des ehemaligen Ostblocks und der einstigen Sowjetunion gaben Soros' Stiftungen in drei Jahrzehnten rund 1,8 Milliarden Dollar aus. Hinzu kommen noch einmal etliche Dutzend Millionen Dollar für Gesundheits- und Bildungsprojekte in der Region."
  Was der Spiegel so verniedlichend "Menschenrechts- und Demokratisierungsprojekte" nennt, sind vor allen Dingen Projekte, die nur ein Ziel haben, den Regime-Change, um freie Bahn zu schaffen für die Beutezüge Soros' auf die Ressourcen der Länder. Dabei ist die Meinung der Bevölkerung wenig bis gar nicht gefragt. Wie in den alten Zeiten der absolutistischen Landesfürsten beansprucht Soros allein für sich, zu wissen, was gut ist für die breiten Massen. Wenn in Russland das Volk zu über 80% hinter seinem Präsidenten Putin steht, dann erklären Soros und seine Marionetten vor Ort eben einfach das russische Volk für zu dämlich, sebst demokratisch über seine Zukunft entscheiden zu können.

 Soros' Klientel ist die Mittelschicht in den grossen Städten, Menschen, die ihren relativen Wohlstand hauptsächlich Putin zu verdanken haben. Soziale Aspekte interessieren ihn nicht. Diese Menschen, die bei seinen Spekulationsgeschäften, Leergeschäften und Vernichtungsfeldzügen bestenfalls Manövriermasse sind, werden auch bei seinen gekauften "Revolutionen" nur dazu gebraucht, um sich auf der Strasse so lange verprügeln zu lassen, bis Soros und seine Kumpane die Macht übernommen haben. Danach dürfen sie zurückkehren in ihr Elend.

 Welchen Wert diese Menschen für Soros haben, lässt sich an einem kleinen Beispiel sehr leicht nachweisen. Am 9. Oktober 2008, mitten in der weltweiten Finanzkrise, wettete Soros' "Fund Management" gegen die ungarische einstige Landessparkasse OTP, Ungarns grösste Bank. Mit geliehenen 390.000 Aktien, die er an diesem Tag kurz vor Tagesschluss der Börse auf den Markt warf, löste er einen gewaltigen Kursverfall der Aktien des Geldinstitus aus. Allein am selben Tag sank der Wert der Papiere um 29%. In den nächsten Tagen rutschte das Papier weiter ab. Lag der Kurs vor Soros' Spekulation zwischen 6.000 und 7.500 Forint, so pendelte der Wert sich in der Folgezeit bei 3.000 Forint ein, ohne sich in der Folgezeit wieder zu erholen. Soros' Verdienst: $675.000.

 Hauptleidtragende waren die zahlreichen Kleinaktionäre, denen man nicht lange zuvor erklärt hatte, dass Investitionen in Aktien eine sichere Altersvorsorge seiens und die sich zum Teil für den Kauf der Aktien hoch verschuldet hatten.

 Soros selbst war nicht einmal bereit, öffentlich Verantwortung zu übernehmen. Er zog sich auf die Ausrede zurück, dass er das operative Geschäft seines Aktienfonds abgegeben habe. Und als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre, verhöhnte er die ungarischen Kleinanleger:
"Wegen meiner persönlichen Beziehung zu Ungarn schmerzt mich das Geschehene besonders – auch dann, wenn der Dealer der Firma die geltenden ungarischen Vorschriften nicht verletzt hat."
 Soros hätte sich seine Krokodilstränen auch sparen können. Für ihn sind seine verschiedenen Aktivitäten eh' nur Geschäftemacherei mit anderen Mitteln. So engagiert er sich spätestens seit der "Orangenen Revolution" massgeblich in der Ukraine. Seine "Renaissance Foundation International" ist nach seiner eigenen Aussage an den Maidan-Protesten aktiv beteiligt gewesen. In einem CNN-Interview am 25. Mai 2014 brüstete er sich:
"Nun, ich habe eine Stiftung in der Ukraine gegründet, bevor die Ukraine von Russland unabhängig wurde. Und die Stiftung ist seitdem aktiv und spielte eine wichtige Rolle bei den derzeitigen Ereignissen"
Soros ist einer der Geldgeber des „Ukraine Crisis Media Center“. Der Mediendienst "Meedia" schrieb am 10, April 2014:
"Eine Einrichtung, die u.a. von diversen PR-Firmen auch aus den USA unterhalten wird und offenbar das Ziel verfolgt, Medien mit einer pro-westlichen Sichtweise der Ereignisse in der Ukraine zu versorgen".
 Nicht zuletzt ist Soros neben dem US-Aussenministerium, dem "National Endowment for Democracy (NED)", das von der US-Regierung finanziert wird und der Nato, einer der Finanziers der "Open Ukraine Foundation" des ukrainischen Ministerpräsidenten Arseniy „Yaz“ Yatseniuk.

 Vom 8. bis zum 15. November reiste Soros zu einem vertraulichen Besuch in die Ukraine. Die Hacker von der Internetseite "Cyber Berkut" hatten Zugriff auf die vertraulichen Netzwerke der Präsidialverwaltung in Kiew. Die veröffentlichten Dokumente, ein Brief Soros an Premier Yatseniuk, dessen Antwort, ein Briefing Soros' für sein Gespräch mit Präsident Poroschenko und der Terminkalender für die sieben Besuchstage geben einen tiefen Einblick auf das Verhältnis zwischen der ukrainischen Führung und dem Multimilliardär und zeigen welche Interessen Soros wirklich in der Ukraine verfolgt.

 Soros entscheidendes Thema ist die Liberalisierung des ukrainischen Energiemarktes. Die Privatisierung des ukrainischen Gasversorgers Naftogas steht an und Soros ist sichtlich bemüht, diese erfolgreich abzuschliessen. So gibt er in seinem Brief vom 19. September an Premier Yatseniuk seiner Sorge Ausdruck, dass die durch die Privatisierung enorm gestiegenen Preise für Gas, durch die Bevölkerung einfach nicht bezahlt würden, was zu einem Verlust von 1,5 Milliarden ukrainischer Griwna führen würde, die in etwa 50 Mio. Euro entsprechen. Als zweite Möglichkeit, Soros spricht in seinem Brief von einem "pessimistischen Szenario", sieht er einen allgemeinen Protest gegen die hohen Preise, der in einem Aufstand gegen die Regierung Yatseniuk münden und letzten Endes:
"nicht nur das Gassystem, sondern auch Ihre Regierung gefährdet werden."
In der Konsequenz schlägt er zwei Möglichkeiten vor, die Bevölkerung durch Kredite in die Lage zu versetzen, ihre Gasrechnungen zu bezahlen. Soros bietet Yatsenyuk seine Hilfe an:
"Um die Mechanismen bereit zu haben, wenn sie sie benötigen, sind wir bereits heute vorbereitet, die notwendigen rechtlichen Grundlagen zu schaffen, IT-Lösung zu installieren und finanzielle Ressourcen vorzubereiten."
 So als sei es das selbstverständlichste auf der Welt offeriert Soros Dienstleistungen, die eigentlich von der Verwaltung des ukrainischen Staates erbracht werden müssten. Noch einmal warnt er eindringlich:
"Wenn die Menschen nicht den Schutz erhalten, den sie benötigen, könnte die gesamte Gasreform rückgängig gemacht werden. Dadurch droht das Land zurückgeworfen zu werden",
 und so, als habe er nicht gerade dieses eben massiv gemacht folgert er:
"und die Unabhängigkeit des Landes in Frage stellen."
 Zwei Tage bevor Soros diesen Brief an Yatseniuk schrieb, veröffentlichte der "Focus" einen Gastbeitrag des Milliardärs, in dem er schrieb:
"Dreh- und Angelpunkt der Wirtschaftsreformen ist die Neustrukturierung des Gas-Staatsmonopols Naftogaz, um die gegenwärtig künstlich niedrigen Gaspreise in marktbestimmte Preise zu wandeln".
Völlig unbescheiden lässt er die Katze aus dem Sack:
"Meine 'Erfolgsstrategie' tritt für effiziente Finanzhilfen für die Ukraine ein, welche umfangreiche Haushaltshilfe mit einer bezahlbaren Absicherung gegen politische Risiken verbindet, zusammen mit weiteren Anreizen für den Privatsektor."
  Seine "Erfolgsstrategie" besteht aber augenscheinlich ausschliesslich darin, Europa so viel Geld wie möglich aus den Rippen zu leiern.
"So gesehen ist der derzeitige Beitrag der Europäischen Union in Höhe von 3,4 Mrd Euro zum Rettungspaket für die Ukraine unter der Federführung des IWF vollkommen unangemessen."
 Diese 3,4 Milliarden Euro, die die EU der Ukraine in den Jahren 2014 und 2015 zur Verfügung gestellt hat, ist die bisher grösste Summe, die ein Land ausserhalb der EU im Rahmen des Makrofinanzhilfeprogramm bisher erhalten hat. Das Makrofinanzhilfeprogramm sieht vor, dass sich die EU auf dem Finanzmarkt mit ihrem AAA-Rating Geld zu sehr geringem Zinssatz leiht, und dieses Geld an ein Drittland zu gleichen Konditionen weitergibt. Nicht einmal das EU-Mitglied Griechenland kam in den Genuss einer solchen Vorzugsbehandlung.

 Soros empfiehlt nun dieses Makrofinanzhilfeprogramm gewaltig auszuweiten:
"Ein Prozent des EU-Haushalts zur Verteidigung der Ukraine bereitzustellen scheint angemessen; dies würde der Europäischen Union erlauben, jährlich ganze 14 Milliarden Euro zum IWF-Hilfspaket beizutragen",
und er gibt gleich eine Empfehlung dazu, nach welchem Motto mit den Milliarden nur so um sich geworfen werden soll:
"– eine Summe, die groß genug wäre, um der Europäischen Union zu ermöglichen, der Ukraine mit einer „Koste, was es wolle“-Einstellung zum Erfolg zu verhelfen."
 14 Milliarden Euro jährlich, zu bezahlen von den europäischen Steuerzahlern, da mit einer Rückzahlung wohl kaum zu rechnen ist. 14 Milliarden Euro jährlich für ein Land, das praktisch bankrott ist, für ein Land dessen politische und wirtschaftliche Elite bis auf die Knochen, und zwar ausnahmslos, korrupt ist. Welcher Mensch, so er denn bei halbwegs klarem Verstand ist kann das empfehlen? - Es sei denn - er erwartet für sich selbst ein gehöriges Stück von dem Kuchen.

 Soros könnte zum einen, die mit AAA bewerteten Papiere in sein Portfolio aufnehmen. Die bringen zwar nur einegeringe bis gar keine Rendite, sie sichern aber die hoch spekulativen Geschäfte, die schliesslich das Geld in die Kasse spülen, bei den Banken ab. Zum zweiten wären 14 Milliarden Euro jährlich, die unter allen Umständen und bis in alle Ewigkeit - „Koste, was es wolle“ - gezahlt würden, ein Batzen Geld, der auf die ein oder andere Weise zu grossen Teilen letztendlich bei Leuten wie Soros landen würde.

Soros macht noch einmal klar:
"Die Verbündeten der Ukraine müssen entscheiden und erklären, dass sie „was auch immer es erfordert“ tun werden, um der Ukraine zu ermöglichen, nicht nur zu überleben, sondern weitreichende wirtschaftliche und politische Reformen einzuleiten und trotz der Widerstände durch Präsident Putin zu gedeihen. Diese Vorgehensweise würde wesentlich mehr Geld erfordern als im derzeitigen Haushalt der Europäischen Union vorgesehen ist."
  Angesichts eines solchen zu erwartenden Geldsegens sieht der von seinen US-amerikansichen Freunden auch gerne „Yaz“ genannte ukrainische Ministerpräsident Arseniy Yatseniuk sich genötigt seinem alten Geschäftspartner, am 8. Oktober 2015, einen Brief des Dankes zu schicken.
"Dear George",
man spricht sich vertraulich mit dem Vornahmen an,
"mit diesem Schreiben möchte ich Ihnen meinen Dank (aussprechen) für Ihre großen Anstrengungen und Ihren persönlichen Beitrag bei der Unterstützung meines Landes auf dem Weg zu Stabilität und Wirtschaftswachstum in diesen harten Zeiten der Turbulenzen und komplizierten Herausforderungen."
 Der Besuch der Ukraine durch George Soros im letzten November diente zweifellos der Anbahnung neuer und der Absicherung bereits laufender Geschäfte in ganz grossem Stil. Das zeigt der von Ciber Berkut veröffentlichte Terminplan, der von Soros' Leuten in der "International Renaissance Foundation" ausgearbeitet und vorbereitet wurde.

 Gleich am Tag seiner Anreise, am 8. November trifft er sich zum Abensessen mit der ukrainischen Finanzministerin, Natalie Jaresko. Die geborene US-Amerikanerin wurde im Dezember 2014 in einem zweifelhaften Verfahren per Dekret von Präsident Poroschenko zur ukrainischen Staatsbürgerin erklärt und am gleichen Tag zur Finanzministerin ernannt. Jaresko war in den 1990er Jahren für das US-Aussenministerium tätig und im Rahmen dieser Tätigkeit drei Jahre, von 1992 bis 1995 Leiterin der Wirtschaftsabteilung der US-Botschaft in Kiew.

Danach war sie Geschäftsführerin der "Horizon Capital, Kiew". Die "Horizon Capital" ist spezialisiert auf Investments in der Ukraine. Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf den Erwerb der ukrainischen Schwarzerdeböden gerichtet. Der Fond wurde vor 20 Jahren mit einem Zuschus von $150.000 von der "US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID)" gegründet.

 In dem Scheidungsverfahren Jarenkos mit ihrem ehemaligen Ehemann, Ihor Figlus, kam heraus, das
"Horizon Capital" mit einem seiner Fonds illegalen Insiderhandel mit ukrainischen Wertpapieren betrieben hatte. Die Dokumente des Scheidungsverfahrens weisen aus, dass "Horizon Capital" in grossen Mengen ukrainische Kunstwerke, georgische Teppiche, antike Möbel und teure Autos hortete, die alle Gegenstand des Rosenkriegs der beiden Eheleute waren. Ein Einblick in die Begrifflichkeit, was die Sorosclique unter "investieren"versteht - frei übersetzt: Ausrauben.

 Soros selbst, so wird er in einer Powerpoint Präsentation der "Horizon Capital" zur Anwerbung amerikanischer Investoren zitiert, will 1 Milliarde US-Dollar in der Ukraine investieren.


 Ein weiteres Schlaglicht auf die wahren Interessen und Absichten des Herrn Soros wirft das geplante Treffen mit Präsident Poroschenko und Ministerpräsident Yatsenyuk. An den Gesprächen nimmt auch der Finanzinvestor und gebürtige Tscheche, Tomas Fiala, Chef der "Dragon Capital" teil. "Dragon Capital" ist die grösste Investmentbank, Fiala selbst einer der reichsten Männer der Ukraine. Sein Vermögen wird auf rund 200 Millionen US-Dollar geschätzt. Die "Dragon Capital", hier dürfte der Name Programm sein, ist darauf spezialisiert, ausländische Geldgeber für Investitionen in der Ukraine zu gewinnen. Seit dem Jahr 2007 hält die Krake Goldman Sachs, deren ausgezeichnete Verbindungen zur US-Regierung Legende sind,  eine Minderheitsbeteiligung an "Dragon Capital".

 Der schale Geschmack, der angesichts der augenscheinlich engen Verbindungen von allerhöchsten Stellen der ukrainischen Politik mit dem internationalen Grosskapital beim Beobachter bleibt, verstärkt sich noch, wenn man erfährt, dass nur wenige Tage nach der Reise Soros' in die Ukraine und dem oben erwähnten Gespräch, dessen "Ukrainian Redevelopment Fund LP (URF)", gemanaged von der "Soros Fund Management (SFM)" sehr prominent, als sogenannter Seed Investor, sich an von dem "Dragon Capital" gemanagten "Dragon Capital New Ukraine Fund" beteiligt. In der Presse verlautbart wurde die Beteiligung am 18. November 2015.

 Am 12 November trifft Soros mit Adrian Karatnycky zusammen. Karatnycky ist Fellow des Atlantic Council und CEO der Myrmidon Group LLC mit Sitz in New York (CONNECTING YOU TO OPPORTUNITIES IN UKRAINE) und das, was man mit Fug und Recht einen Wendehals nennen kann. Karatnycky, der von 1993 bis 2004 Präsident und Executiv Director von Freedom House war, gründete 2005 in New York den "Orange Circle", eine Organisation von Exilukrainern, die sich zur Aufgabe machte, die Errungenschaften der Orangenen Revolution in der Ukraine moralisch und vor allen Dingen materiall zu unterstützen. Dazu wurde hauptsächlich in den USA, Geld gesammelt. 2005 nahm er den Mund noch ziemlich voll:
"Die Werte der Revolution in Orange sind zeitlos, die Errungenschaften der Revolution in Orange  können nicht geleugnet werden und es ist unwahrscheinlich, dass das wachsende Maß an Bürgerengagement und Zivilcourage die das Bild der Ukraine prägen, rückgängig gemacht werden können."
 2009 hatte sich der Enthusiasmus des Herrn Karatnicky für die Orangene Revolution bereits in sein Gegenteil verkehrt. Er hatte die Seiten gewechselt und gehörte nun zum Beraterstab des neuen ukrainischen Präsidenten und erbitterten Widersachers Yuschtschenkos, Yanukovich. Hatten ihn politische oder gar moralische Zweifel an der Politik Yustschenkos und Timoschenkos zum Überläufer werden lassen? Weit gefehlt. Der "Eurasia Daily Monitor", der von der Jamestown Universität herausgegeben wird, berichtete am 24. Februar 2014:
"Mykola Knyazhytskly, der CEO des unabhängigen ukrainischen Fernsehkanal TVI, sagte Jamestown, dass er glaube Karatnyckys Geschäftsbeziehungen zu Igor Gusinsky, (dem ehemaligen russischen Oligarchen, der 1996 dazu beitrug, in einer manipulierten Wahl, den alkoholkranken russischen Präsidenten Jelzin wiederzuwählen), der mit einem anderen im Exil lebenden Oligarchen, Konstantin Kagalovsky TVI gegründet hatte, führte zu einer Zusammenarbeit mit Serhiy Levochkin, dem Chef der Präsidentschaftsverwaltung Yanokovichs. Gusinsky und Levvochkin verband eine lange Freundschaft."
 Heute, nach einer weiteren Wende um 180 Grad verdingt sich Karatnycky nebenbei als Autor zahlreicher Artikel bei  Foreign Affairs, Newsweek, The Washington Post, The Wall Street Journal, the Financial Times, The International Herald Tribune und anderen Blättern. Man sieht, der Mann hat Prinzipien.

 Prizipien, auf die auch Soros pfeift, wenn sie seinen geschäftlichen Interessen zuwiderlaufen. Öffentlich immer den Sturz und die Entmachtung der ukrainischen Oligarchen fordernd, trifft er sich in den Tagen von Kiew gleich mit dreien von ihnen: Am 10. November mit Viktor Pinchuk, am 11. November mit Renat Akhmetov, dem immer noch reichsten Mann der Ukraine, und am12. November mit Sergiy Taruta, dem ehemaligen Gouverneur der Oblast Donezk und altem Spezel von Ihor Walerijowytsch Kolomojskyj, dem ehemaligen Gouverneur der Oblast Dnipropetrowsk. Besonders pikant: Kolomojskyj war von Präsident Poroschenko am 25. März 2015 seines Amtes enthoben worden, nachdem er die Zentralen der Öl- und Gasförderfima Ukrnafta und des Pipelinebetreibers Ukrtransnafta durch seine Privatarmee besetzt hatte.

 Ukranafta und Ukratransnafta sind Tochterfirmen der jetzt zur Privatisierung anstehenden Naftogas, inermmder Hauptgründe für den Besuch Soros' in der Ukraine.

 Diesem Vorhaben geschuldet sein dürfte neben einem Treffen mit Valeria Gontareva, der Gouverneurin der Nationalbank der Ukraine und früheren Chefin des Hedgefonds "Investment Capital Ukraine" und ihres Stellvertreter, Vladislaw Rashkovan, dem Kurator des ukrainischen Bankensystems, auch das Treffen mit Parlamentsmitgliedern aus dem Ausschuss für Treibstoff, Energiewirtschaft, Atompolitik und Reaktorsicherheit der Rada.

Am Abend des selben Tages dinnierte Soros mit Andriy Kobolev, dem CEO von Naftogaz und dem Direktor für die Geschäftsentwicklung Naftogaz'. Bezeichnenderweise nahm an dem Dinner auch Georges Massoud teil. Massoud ist Partner von McKinsey & Company, die UZ-Beratungsfirma, die massgeblich an der Privatisierung von Naftogaz beteiligt ist.

 Wer nun nach Gesprächspartnern Soros' mit Vertretern der Civilgesellschaft sucht, von denen er doch immer wieder behauptet, dass sie ihm ganz besonders am Herzen liegen, der sucht vergeblich. Soros hatte Besseres zu tun als sich um Demokratie, Meinungsfreiheit und Geschlechtergerechtigkeit zu kümmern, er musste Geschäfte machen.

 In Anbetracht dieser absoluten Ignoranz Soros' für die wahren Lebensumstände der Menschen in Osteuropa und seiner skrupellosen Geschäftemacherei verwundert das Erstaunen des "Spiegel" über das "Soros-Bashing" des "Philanthropen" dann doch ein wenig. Da muss man die Kritiker gar nicht in die rechte Schmuddelecke stellen.

 Wenn man allerdings einmal etwas nachforscht über das berufliche Umfeld des Autors Keno Verseck, dann stösst man sehr schnell, wie der Kommentator des Spiegelartikels "bene_lava" auf die Zeitschrift Ostpol für die Verseck etliche Artikel verfasst hat. Die Zeitschrift wird vom "n-ost - Netzwerk für Osteuropa Berichterstattung" herausgegeben. Auf der Internetseite der Organisation unter der Rubrik Förderer und Auftraggeber findet man unter anderem die "Open Society Foundation". Gründer und Besitzer: George Soros.

Wes' Brot ich ess' - des' Lied ich sing'!

Freitag, 4. März 2016

Der Prolet bezahlt die Niederlage - Der Prolet bezahlt den Sieg. - Drum planen sie bis zum Jüngsten Tage - Mit ihm noch manchen blutigen Krieg. - Bert Brecht: Lied gegen den Krieg

Am 28. Februar hielt Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, im Schauspielhaus Dresden eine Rede zu dem Thema:
"Alles Lüge? Warum Deutschlands Medien so stark – und manchmal doch so angreifbar sind"
Darin sprach er die denkwürdigen Sätze:
"Wir sollten aus der polarisierten Stimmung in Amerika lernen, wo es oft nur noch extreme Positionen und schrille öffentliche Debatten zu geben scheint. Einer solchen Entwicklung müssen wir zuvorkommen, indem wir eine Stimme der Vernunft dagegensetzen. Die Stimme von Medien, die Menschen nicht öffentlich verurteilen, bevor nicht alle Fakten geklärt sind..."
 Am 25. Februar in der Printausgabe der Zeit, das Blatt dessen Chefredakteur di Lorenzo ist und am 28. Februar, jenem Tag an dem di Lorenzo die "Stimme der Vernunft" beschwor, "Die Stimme von Medien, die Menschen nicht öffentlich verurteilen, bevor nicht alle Fakten geklärt sind...", veröffentlichte das Blatt auf seinem Internetportal Zeit.de, einen Kommentar seines Herausgebers Josef Joffe, der mit dem Satz begann:
"Der 'Russlandversteher' ist ein vertrautes Geschöpf. Der Alte Fritz hat mit den Russen paktiert, dito Bismarck, Rathenau, Stresemann und Adolf. "
 Während also der Chefredakteur in Dresden vor grossem Publikum um Vertrauen in die Arbeit der Journalisten warb, und sich gegen pauschalisierende Vorverurteilungen aussprach, erklärte sein Herausgeber, Josef Joffe, zum gleichen Zeitpunkt alle, die er seinem Verständnis entsprechend, als  "Russlandversteher" bezeichnete, zu Wiedergängern Adolf Hitlers.

 Joffe versucht erst gar nicht Fakten zu klären, ehe er öffentlich verurteilt. Für ihn steht unumstösslich fest:
"Der Russlandfreund steht manchmal links, noch lieber rechts."
 Solche grobschlächtigen Verortungen des politisch Andersdenkenden haben in Deutschland lange Tradition: So waren die Sozialdemokraten zu Bismarcks Zeiten Vaterlandsverräter, in der Weimarer Republik wurden die nach Frieden strebenden Teile der Bevölkerung durch die Dolchstosslegende diffamiert, Willy Brandt und Egon Bahr waren Agenten des Komintern und die Partei "Die Linke" wird immer noch mit der SED gleichgesetzt und in die kommunistische Schmuddelecke gedrängt.

 Joffe will überhaupt keine Diskussion, er will nicht aufklären, überzeugen. Eine "Stimme der Vernunft" ist ihm geradezu zuwider. Joffe will aufhetzen, diffamieren, pauschal verurteilen. Sein Terminus ist der Terminus aller Hetzer. Joffe ist Jude. Er sollte selbst am besten wissen, was solche Pauschalierungen anrichten: Der Russlandversteher, der Russlandfreund, - der Jude.

 Eine Presse, die sich nicht mehr zu schade ist, gegen ganze Bevölkerungsgruppen loszuhetzen. Journalisten, die sich längst aus der Gesellschaft verabschiedet haben, die sich selbst zu den Eliten zählen, die einen Corpsgeist entwickelt haben, die sich selbst und nicht die Nachricht, die sie zu übermitteln haben, in den Vordergrund drängen. Journalisten, die ihre Meinung für sakrosant halten und sie über die Meinung aller anderen stellen. Ein kleines Beispiel dafür, wie abgehoben und elitär die Kaste der Journalisten sich selbst sieht, liefert di Lorenzo selbst, in seiner Dresdener Rede.

 Er schildert die Woche Anfang  / Mitte November des letzten Jahres. Am 10. November verstarb der langjährige Herausgeber der Zeit und ehemalige Bundeskanzler, Helmut Schmidt. Am 13. November ereigneten sich die Terroranschläge von Paris. Di Lorenzo erzählt über die hohe Arbeitsleistung seiner Redaktion wie ein Heldenepos:
"Viele Kollegen hatten das vorherige Wochenende, an dem wir jede Stunde mit der Todesnachricht rechnen mussten, durchgearbeitet, um unsere Sonderausgabe vorzubereiten.....
Als Helmut Schmidt schließlich starb, fühlte sich die Printredaktion am Speersort in Hamburg für einige Stunden wie der Mittelpunkt der internationalen Trauer an: Unentwegt klingelten die Telefone, fragten Kollegen Interviews und Drehgenehmigungen an, suchten Gäste für Sondersendungen, riefen Weggefährten und ehemalige Staatspräsidenten an, um zu kondolieren.... 
An diesem Nachmittag und Abend produzierten wir nicht nur bis 16 Uhr die Sonderausgabe, sondern bis zehn Uhr abends auch die reguläre Ausgabe – ein Mammutprojekt!
Die folgenden Tage sahen ähnlich aus: Wir kommunizierten, wir trauerten, wir fanden uns zusammen und sprachen über Helmut Schmidt. Erst gen Ende der Woche flaute die Aufregung ab, wiewohl täglich weitere E-Mails und Trauerbriefe bei uns eintrafen. Erschöpft und traurig gingen viele Kollegen am Freitag ins Wochenende. "
 Aber damit nicht genug des übermenschlichen Einsatzes:
"Doch der Nachrichtentag war noch längst nicht zu Ende. Die meisten von uns waren schon dabei, ins Bett zu gehen, als uns die ersten Meldungen über die furchtbaren neuen islamistischen Anschläge in Paris erreichten."
 Im folgenden schildert di Lorenzo die Arbeit an diesem Wochenende:
"Als erste war die Online- Redaktion in Berlin gefragt. Innerhalb der folgenden zwei Stunden loggten sich in ihren Wohnungen in Berlin und Hamburg gut zwei Dutzend Kollegen in den Redaktionschat ein. Egal, ob für Kultur oder Wissen, Sport oder Politik zuständig, fragten sie: Was können wir tun? Was braucht ihr? Die aktuelle Berichterstattung stand kurz darauf, doch nachts taten sich noch Lücken auf. "Kein Problem", schrieb ein Kollege, "ich leg mich kurz hin und übernehme ab 3 Uhr!
"...Und – was bis heute niemand außerhalb der ZEIT ONLINE-Redaktion weiß: Während rund 45 Kollegen statt der sonst üblichen 4 bis 6 Wochenenddienst in der Berliner Redaktion schoben, brach der Internetzugang zusammen. Ohne Zugriff auf die eigene Seite schnappten sich die Onliner kurzerhand alle greifbaren Laptops und zogen ins nahegelegene Café um, um für die folgenden drei Stunden das dortige WLAN zu nutzen."
Man möge sich das Gesagte noch einmal vor Augen führen: Di Lorenzo lobt seine Redaktion über den Klee dafür, dass sie das getan hat, was die Aufgabe einer Zeitungsredaktion ist, die Menschen über wichtige Ereignisse zeitnah und umfassend zu informieren.  Das ist so, als würden die Ärzte und Krankenschwestern, die Polizisten und die Sondereinsatzkommandos in Paris sich rühmen ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, zitiert di Lorenzo den stellvertretenden Chefredakteur von Zeitonline:
"In dieser Nacht war ich so verliebt in diese Redaktion – und dieses Hochgefühl hielt das ganze Wochenende an!"
 Da tun ein paar Leute ihre Pflicht, wie jeder Kranführer, der Überstunden schiebt, damit ein Bau fristgerecht fertig wird, oder jeder Polizist, der zu seinem längst überquellenden Überstundenkonto klaglos weitere hinzufügt, weil er ein Fußballspiel oder eine Demo schützen muss, und dieser Umstand wird noch Monate später wie eine Heldentat gefeiert. Abgehobener geht's nicht mehr.

  Diese Einstellung, Nachrichtenübermittlung als Gnadenbeweis gegenüber der Bevölkerung,  dazu der Dünkel, sich selbst, neben Legislative, Exekutive und Judikative, als vierte Kraft im Staat anzusehen, hat anscheinend das Gefühl und den Anspruch entstehen lassen, unangreifbar, unfehlbar zu sein. Die Gewissheit, zu diesem erlauchten Kreis zu gehören, praktisch ein ob seiner herausragenden Fähigkeiten, Auserwählter zu sein, scheint bei einem grossen Teil der Zunft zu Allmachtsfantasien zu führen.

 Josef Joffe scheint dieses Glaubens zu sein. Er masst sich an zu wissen, was Recht und Unrecht, was Wahr und unwahr ist, und er fühlt sich dazu berufen, Andersdenkende pauschal zu verurteilen und zu diffamieren, sie quasi aus der Gesellschaft auszuschließen.

 Dabei sieht sich Joffe nicht nur als Berichterstatter, als Überbringer von Nachrichten. Vielmehr ist er sichtlich bemüht selbst Politik zu machen, Nachrichten zu produzieren. In unzähligen Klüngelrunden und Hinterzimmerkreisen, in denen sich die Eliten beraten und abstimmen, treibt Joffe sich herum. Uwe Krüger schreibt in seinem Buch "Meinungsmacht":
"Im Untersuchungszeitraum (von 2007 bis 2009) nahm er an der Münchner Sicherheitskonferenz, der Bilderberg-Konferenz und am Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos teil, war Mitglied der Trilateralen Kommission, des International Institute for Strategie Studies und des American Council on Germany, Kuratoriumsmitglied der Atlantik-Brücke, des Aspen Institute in Berlin, der American Academy in Berlin, des American Institute for Contemporary German Studies und des Council on Public Policy, sowie Beirat der Fachzeitschriften Europe's World, Internationale Politik und The American Interest; die Letztgenannte hat er auch mitgegründet.
...Ein transatlantisch geprägtes Elitenmilieu ist deutlich zu erkennen, ergänzt durch eine EU-Komponente."
 Hinzufügen könnte man noch, dass in den Zusammenkünften dieser Vereinigungen, als auch in ihren Führungsgremien, Vertreter der Banken, der Grossindustrie, und vor allen Dingen der Rüstungsindustrie den Ton angeben. Vertreter von NGOs, Gewerkschaften, der Kirchen, der Friedensbewegung und der grossen Umweltverbände sucht man hier allerdings vergeblich. Dass diese Herrschaften nicht zusammenkommen, um miteinander Wanderlieder zu singen, sondern um knallharte Interessenpolitik zu betreiben, dürfte jedem, der bei halbwegs klarem Verstand ist, begreiflich sein. Wem Joffe mit dem Satz:
"Hier sagte Schäuble auf der 70. Geburtstagsparty der ZEIT: Deutschlands Verteidigungshaushalt sei 'zu niedrig', 'vorbei' sei der Urlaub von der 'Weltpolitik'",
zu Diensten ist, dürfte somit ebenfalls sicher sein. Damit dürfte auch sicher sein, dass es Joffe nicht um den Fall
"der 'entführten' Lisa den Moskau ausbeutete, um die Stimmung gegen
islamische Flüchtlinge anzuheizen"
 geht, mit dem Deutschland - man beachte die der Propaganda innewohnende masslose Übertreibung in der Sprache - "malträtiert" wird.

 Zur Kriegspropaganda gehört auch, wahrscheinlich sogar zu allererst, das Wecken von verborgenen Ängsten in der Bevölkerung. Trotz aller "Willkommenskultur", trotz teilweise euphorischer Aufnahme der Flüchtlinge in Deutschland hegen die meisten Menschen, tief in ihrem Innersten eine Grundangst vor allem Fremden und allem Neuen.

  Es gilt, diese dunkle, ängstliche Seite des Menschen zu wecken. Eine Angst vor Überfremdung, vor "nicht mehr Herr im eigenen Land zu sein" oder einfach vor der Unbequemlichkeit des Neuen in Stellung zu bringen gegen die Kriegsangst der Deutschen, gegen deren, fast könnte man sagen, Pazifismus:
"Den jüngsten Flüchtlingsschub verdankt Merkel-Land dem eskalierenden Bombardement syrischer Städte, das doppelten Gewinn abwirft: Es stützt Assads Killerdiktatur und treibt Hunderttausende Richtung Deutschland, wo Merkel unter wachsenden Beschuss gerät."
  Auch hier die vereinfachende Sprache der Propaganda. "Assads Killerdiktatur" ein Vokabular, der Vulgärsprache der Bildzeitung entliehen, vor Jahren für "Die Zeit" unvorstellbar. Damals wäre jeder Volontär, der sich eines solchen Vokabulars bedient hätte, auf der Stelle des Hauses verwiesen worden. Dass bei solch einer Verrohung und Verballhornung der deutschen Sprache Tatsachen keine Rolle mehr spielen, versteht sich von selbst.

 Joffe nimmt nicht nur die Flüchtlinge in Geiselhaft, schürt dunkelste Ängste und Aggressionen, er lügt der Öffentlichkeit auch frech ins Gesicht. Festzuhalten gilt, dass die jüngste Flüchtlingswelle nicht nur aus Syrern besteht, sondern ebenso aus Irakern und Afghanen. Weder im Irak noch in Afghanistan bombardiert die russische Luftwaffe.

 Zum zweiten begann die Massenflucht, sowohl aus dem Irak, wie auch aus Afghanistan und vor allem aus Syrien, bereits im Juni letzten Jahres. Wer sein Gedächtnis, so wie es anscheinend Josef Joffe widerfahren ist, noch nicht zur Gänze verloren hat, der erinnert sich aber, dass Russland erst im September mit seinen Bombardements begonnen hat.

 Und zum dritten mögen sich Herr Joffe und all die anderen Krieger vor Augen führen, dass es vor dem Ausbruch der  Unruhen im Frühjahr 2011 überhaupt keine Flüchtlinge aus Syrien gab, sondern dass sogar im Gegenteil viele Tausende Menschen aus dem Irak nach Syrien flohen.

 Joffe weiss das natürlich, aber der grösste Feind des Krieges ist nun einmal die Wahrheit. Deshalb fasst er seine Lügengeschichte noch einmal in einem prägnanten Satz, der wie eine Formel den Menschen besser im Gedächtnis bleibt, zusammen:
"Die Russen schießen auf Aleppo, und die Querschläger treffen Berlin – eine neue Variante der 'hybriden Kriegführung'".
 Zur Lüge gehört auch das Unterschlagen von Tatsachen. Auf dem Internetportal "Antikrieg.com" wurde am 26. Februar die Übersetzung des Artikels "The media are misleading the public on Syria" von Stephen Kinzer im "Boston Globe" vom Tag zuvor veröffentlicht. Darin heisst es zur Lage in Aleppo:
 "Drei Jahre lang stand Aleppo unter der Führung von gewalttätigen Militanten. Ihre Herrschaft begann mit einer Welle der Unterdrückung. Sie plakatierten Zettel, auf denen die Einwohner gewarnt wurden: „Schickt eure Kinder nicht in die Schule. Wenn ihr das tut, werden wir die Schultasche bekommen und ihr den Sarg.“ Dann zerstörten sie Fabriken in der Hoffnung, dass die arbeitslosen Arbeiter keine andere Möglichkeit haben würden, als Kämpfer zu werden. Sie transportierten geplünderte Maschinen in die Türkei und verkauften sie."
 Und weiter schreibt Kinzer:
"Wie es ihrem Wesen entspricht, stiften Militante Chaos, während sie von russischen und syrischen Armeekräften aus der Stadt vertrieben werden. „Von der Türkei und Saudiarabien unterstützte ‚gemäßigte Rebellen’ ließen ungelenkte Raketen und Gaskartuschen auf Wohnviertel in Aleppo niederhageln,“ berichtete ein Einwohner von Aleppo auf den sozialen Medien. Die in Beirut lebende Analystin Marwa Osman fragte: „Die syrische arabische Armee unter der Führung von Präsident Bashar Assad ist die einzige Kraft auf dem Boden, die gemeinsam mit ihren Verbündeten ISIS bekämpft – wollt ihr wirklich das einzige System schwächen, das gegen ISIS kämpft?"
 Stephen Kinzer ist nicht irgend jemand. Er arbeitet unter anderem für die "New York Times". Für das Blatt berichtete er 20 Jahre, unter anderem als Bürochef in der Türkei, Nicaragua und Deutschland Kinzer ist Träger des Pulitzer Preises, Autor zahlreicher Bücher und lehrt am "Watson Institut - International & Public Affairs" der Brown Universität in Providence, USA.

 Sicher muss auch hier nicht alles, Wort für Wort, genauso stimmen, wie Kinzer es schreibt, aber es ist doch interessant, einmal von den mit Sprengstoff gefüllten Gaskartuschen, den sogenannten "hell cannons", die von primitiven, selbstgebauten Lafetten zu hunderten und Tausenden von den Rebellen auf die Bevölkerung, der von der syrischen Regierung beherrschten Gebiete, abgefeuert wurden, zu lesen. Diese "hell cannons" können nicht gelenkt werden und sind durch ihre Bauweise auch in ihrer Schussbahn unberechenbar. Während in den westlichen Medien immer von Assads Fassbomben fabuliert wird, hört oder liest man von den "hell cannons", die in ihrer Zerstörungskraft den Fassbomben in nichts nachstehen, weder bei Joffe noch sonstwo, auch nur ein Wort.

 Stattdessen zieht Joffe ein gefährliches, weil überaus blutiges Fazit:
"Putins Offensive ist opportunistisch, folglich muss der Westen ihm die Gelegenheiten nehmen und Grenzen setzen."
 Wie dieses Grenzen setzen gemeint ist, dass erklärt uns Joffe unmissverständlich:
"Obama hat es spät erkannt und verlegt Truppen nach Europa."
 Soll keiner später einmal kommen und sagen, dass sei alles gar nicht so gemeint gewesen. Nicht Krieg habe man gefordert, sondern nur eine Verschärfung der Sanktionen, so wie es der Spiegelchef Klaus Brinkbäumer tat. Zitieren wir noch einmal Giovanni di Lorenzo, den Chefredakteur der Zeit aus seiner Dresdener Rede:
"Und gerade erst in dieser Woche räumte Klaus Brinkbäumer, Chefredakteur des Spiegel ein, der 'Stoppt Putin jetzt!'-Titel des vergangenen Jahres mit den Gesichtern der Opfer des über der Ukraine abgeschossenen Passagierflugzeugs sei ein Fehler und durch einen handwerklichen Patzer missverständlich gewesen: Dadurch, dass es keine Unterzeile gegeben habe, sei der Titel von vielen Lesern als 'Appell zum Eingreifen der Nato im Osten' gedeutet worden, gemeint gewesen seien aber Sanktionen gegen Russland."
 Für Sanktionen aber braucht man keine Truppen. Die benötigt man zum Schiessen, zum Bomben und zum Massakrieren.